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mein Leben ohne dich

Text: silvermoon
Ich steh an deiner Tür, würde wieder gehen, wenn ich nicht schon geklingelt hätte, aber dummerweise höre ich schon den Schlüssel im Schloß, zu spät, jetzt kann ich nicht mehr abhauen.

Aber es ist egal. Jetzt ist sowieso alles egal.



Ich hab nachgedacht und ich weiß was ich tun sollte.



Die angebrachte Reaktion wäre, daheim ("daheim" im Heim sozusagen) rumzusitzen, vielleicht auf dem Bett liegen, mit einer Tasse Schwarztee als moralische Unterstützung und mein Tagebuch mit dem ganzen Gedanken-, und Gefühlsschrott zu füllen, der in meinem Kopf jeden normalen Gedanken blockiert.

Und das seit über einem Jahr.

Nicht immer aber immer wieder. Genauso abgedroschen wie passend.



Seit ich dich kenne gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf.

Kannst machen was du willst...



Und das tust du auch.



Aber mir reichts jetzt, ich will mit dir reden und zwar SOFORT.

Weiß zwar nicht wie, aber das ist mir jetzt auch egal.

Ich will jetzt endlich wissen, was daran so lustig ist, dir und mir immer wieder zu beweisen, dass du könntest wenn du wolltest.



Warum hast du das gemacht.

Ich wills jetzt endlich wissen, tu mir weh, ich halt das aus, aber ich will es wissen.



Tanzfläche. Ich, meine Schwester, ihr Freund.

Du plötzlich hinter mir. Dein bester Freund hat gesagt ich sei hier, und "da hast du dich mal auf die Suche gemacht".

Bietest mir einen Schluck von deinem Malibu an, ich trinke, war schon vorher nicht ganz nüchtern. Die Tanzfläche ist plötzlich so weich, wie dicke Turnmatten, oder schwebe ich? Oder schaue ich in deine Augen?

Nehme das Glas, muß mich festhalten, sonst versinke ich in deinem Blick, du lächelst, bist so anders heute, bist betrunken heute.

Gehst aufs Klo, gibst mir das Glas "aber nicht austrinken" lächelst du, "sonst schuldest du mir noch einen Absinth".

Ob du wieder herkommst danach. "Natürlich".

Ich trinke einen winzigen Schluck, bin noch beschwippst von deiner Nähe.

Du kommst zurück, dein Lächeln von Weitem, dein Gesicht jetzt nah, verdammt du gefällst mir, noch, wieder, noch nie so wie jetzt, keine Ahnung, alles dreht sich ein bißchen.

Ob ich etwas trinken will, ich folge dir an die Bar, du bestellst, zahlst, gibst mir einen Cocktail. Keine Ahnung was für einen.

Wie trinken, lachen, reden.

Weißt du noch was du gesagt hast?



Du hast von Freundschaft gesprochen, ob Jungen und Mädchen befreundet sein können. "Können sie nicht. Ich habs geglaubt, aber jetzt nicht mehr".

Ich wiederspreche. Können sie sehr wohl.



Deine Meinung wie ein Felsen in der Brandung. Können sie nicht.

Nebenbei erwähnst du dass wir befreundet sind.

Zu betrunken um den Widerspruch zu hinterfragen, zu versunken in ein Lächeln das heute Abend mir gehört.



Geprächsfetzen an deren Bedeutung ich mich nicht erinnern kann.

Du bist nicht jemand, der nur mal eben... um seinen Spaß zu haben. Ok, vielleicht wenn man ganz betrunken ist... Aber eigentlich willst du so was nicht. Für dich sollte es schon etwas bedeuten.

Für mich auch sage ich.



Frage mich wovon wir reden.



Du erzählst mir Dinge. Wie du das erste und einzige Mal die Schule geschwänzt hast, warum du Eislaufen hasst, dass der Kanal zwischen Großbritannien und dem Kontinent zufrieren wird.

Wir reden über den Tag an dem wir unsere Freundschaft besiegelt haben, "wie Bruder und Schwester", und trinken auf die alten Zeiten.

"Und auf die Neuen" möchte ich sagen; lasse es doch.



So viel zusammen erlebt, nicht viel Zeit, aber Momente die wichtig sind.





Ich hätte es wissen müssen. Wenn du einmal so bist, mußt du es wieder neutralisieren. Bist komisch in der nächsten Zeit.



Mittwoch. Ich lade dich zu einer Fete ein. Schreibst mir nicht zurück.

Fragst meine Schwester was das für eine Fete ist.

Nichts mehr von dir gehört von dir.



Alles nur ein Traum.

Aber diesmal bin nicht ich weggelaufen.

Ich war da und bin es immer noch. Bis ich in diesem Moment vor deiner Tür stehe um dich zu fragen was das soll.

Ich habe gern geträumt.

Aber jetzt will ich lieber aufwachen, will mein Leben nicht verschlafen.

Mein Leben ohne dich.

















Und die Warhheit ist: ich sitze daheim, mit einer Tasse Schwarztee...




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