Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.
Weiß jemand wie dieses Gefühl heißt?
Empfindungen und Gefühle sind schwer in Worten auszudrücken, trotzdem versuch ichs jetzt mal.
Es gibt für das Gefühl, dass ich mit euch teilen möchte, kein Wort. Jedenfalls fällt mir keines ein.
Hier die Vorgeschichte.
Zu Besuch bei meiner Mutter, sie fängt von Weihnachten an. Ich seufze.
„Mir ist Weihnachten scheißegal, das weißt du“, sagt sie schnell.
„Aber es ist nunmal so, dass ich von J. eingeladen wurde, Weihnachten bei ihr zu verbringen.“
J. ist ihre Schwester.
„L. wird auch kommen! S. und C. auch.“
Ich hab meine Cousine und meinen Cousin schon ewig nicht mehr gesehen...
Das letzte Mal war ich noch ein Kind. Der Gedanke, mal wieder Zeit mit ihnen zu verbringen, gefällt mir.
Irgendwie komisch, da wir ja eigentlich alle in München wohnen...
„Komm doch mit. Warum nicht?“
Ich nicke. Ich überlege es mir, sage ich.
Mein Vater feiert wohl eh mit seiner Freundin. Da möchte ich nicht stören.
Meine Mutter redet noch ein bisschen, ich höre nicht mehr zu.
Meine Gedanken kreisen darum, wie die Beiden jetzt wohl aussehen. Sie müssen schon ende zwanzig, mein Cousin gar anfang dreißig sein.
Ich kehre wieder zu unserem Gespräch zurück.
Meine Mutter sagt gerade: „Es ist nicht so, dass sie dich eingeladen hat, aber als meine Tochter kannst du selbstverständlich kommen.“ „Wie meinst du, sie hat mich nicht eingeladen?“
„Naja, mögen tut sie dich nunmal nicht besonders.“
„Hä?“
„Sie sagt, du bist eben eine Matz. Sie findet dass du nie nett zu ihr warst.“
Und da kam eben dieses Gefühl, dass ich zu beschreiben versuche.
Es klingt vielleicht komisch, aber es hat sich genau so angefühlt:
Wie ein Glas Wasser, in das ein Tropfen Tinte fällt. Und der Tropfen löst sich auf und es ergeben sich diese wunderschönen Schleier.

Totales Unverständnis vereinnahmt mich. Warum? Ich mochte meine Tante immer, sie war eben meine Tante. Ich war nie gemein oder weniger nett zu ihr als zu allen anderen Menschen.
Sie hat mir nie eine Karte zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschickt, mich nie gefragt wie es mir geht, und mich auch sonst nie groß beachtet. Aber als Kind hinterfragt man so etwas nicht.
Diese Neuigkeiten breiteten sich wie Gift in mir aus. Ich hatte das starke Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.
Den Erwartungen nicht gerecht geworden zu sein.
Nur Erwachsene können so heuchlerisch sein. Ihr Lächeln erschien mir nun spöttisch, ihre Küsse verlogen.
Ich habe keine Lust, sie je wieder zu sehen.
Das Gefühl ist nicht so schnell verflogen, noch jetzt, Tage später, schleicht es sich hinein.
Ich kenne dieses Gefühl, ich kenne aus einem anderen Land.
Diese stillen Abendessen mit meiner Gastfamilie, dieses drückende Schweigen, dann:
Wir sehen nicht, dass du dich freust. Also werden wir nicht in Urlaub fahren.
Du siehst nicht glücklich aus, schmeckt dir das Essen etwa nicht?
Schmeckt dir das Essen nicht, dass wir extra für dich liebevoll zubereitet haben?
Du kannst die Familie nicht einfach wechseln.
Entweder du fährst nach Hause, oder du bleibst hier.
Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit du nicht wechseln kannst.
Du kannst nicht fliehen. Sieh mich an. Hör auf zu weinen.
Dieses Gefühl, nicht genug zu sein, unnütz und klein zu sein. Nicht oft habe ich es erlebt, und meine eigenen Eltern haben mir nie dieses Gefühl gegeben. Da war es vielleicht gut, dass ich ein Jahr mit dieser anderen Familie verbringen musste. Ja, musste, denn es war nur anfangs freiwillig. Und ich bin nicht nach hause gefahren, ich bin geblieben. Das war eine der mutigsten Entscheidungen meines Lebens, und ich bin stolz darauf. Und meine Tante kann mich mal.
Ich will Weihnachten am Meer verbringen, und meine Finger im Sand kreisen.
Über mir ist der Himmel so leuchtend, dass ich die Augen schließe,
nur noch die Brandung höre,
Vögel,
Kinderlachen.
Bild http://images.search.conduit.com/ImagePreview/?q=tinte%20wasser&ctid=CT3241949&searchsource=15&SSPV=EB_SSPV&CUI=SB_CUI&start=0&pos=6
Es gibt für das Gefühl, dass ich mit euch teilen möchte, kein Wort. Jedenfalls fällt mir keines ein.
Hier die Vorgeschichte.
Zu Besuch bei meiner Mutter, sie fängt von Weihnachten an. Ich seufze.
„Mir ist Weihnachten scheißegal, das weißt du“, sagt sie schnell.
„Aber es ist nunmal so, dass ich von J. eingeladen wurde, Weihnachten bei ihr zu verbringen.“
J. ist ihre Schwester.
„L. wird auch kommen! S. und C. auch.“
Ich hab meine Cousine und meinen Cousin schon ewig nicht mehr gesehen...
Das letzte Mal war ich noch ein Kind. Der Gedanke, mal wieder Zeit mit ihnen zu verbringen, gefällt mir.
Irgendwie komisch, da wir ja eigentlich alle in München wohnen...
„Komm doch mit. Warum nicht?“
Ich nicke. Ich überlege es mir, sage ich.
Mein Vater feiert wohl eh mit seiner Freundin. Da möchte ich nicht stören.
Meine Mutter redet noch ein bisschen, ich höre nicht mehr zu.
Meine Gedanken kreisen darum, wie die Beiden jetzt wohl aussehen. Sie müssen schon ende zwanzig, mein Cousin gar anfang dreißig sein.
Ich kehre wieder zu unserem Gespräch zurück.
Meine Mutter sagt gerade: „Es ist nicht so, dass sie dich eingeladen hat, aber als meine Tochter kannst du selbstverständlich kommen.“ „Wie meinst du, sie hat mich nicht eingeladen?“
„Naja, mögen tut sie dich nunmal nicht besonders.“
„Hä?“
„Sie sagt, du bist eben eine Matz. Sie findet dass du nie nett zu ihr warst.“
Und da kam eben dieses Gefühl, dass ich zu beschreiben versuche.
Es klingt vielleicht komisch, aber es hat sich genau so angefühlt:
Wie ein Glas Wasser, in das ein Tropfen Tinte fällt. Und der Tropfen löst sich auf und es ergeben sich diese wunderschönen Schleier.

Totales Unverständnis vereinnahmt mich. Warum? Ich mochte meine Tante immer, sie war eben meine Tante. Ich war nie gemein oder weniger nett zu ihr als zu allen anderen Menschen.
Sie hat mir nie eine Karte zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschickt, mich nie gefragt wie es mir geht, und mich auch sonst nie groß beachtet. Aber als Kind hinterfragt man so etwas nicht.
Diese Neuigkeiten breiteten sich wie Gift in mir aus. Ich hatte das starke Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.
Den Erwartungen nicht gerecht geworden zu sein.
Nur Erwachsene können so heuchlerisch sein. Ihr Lächeln erschien mir nun spöttisch, ihre Küsse verlogen.
Ich habe keine Lust, sie je wieder zu sehen.
Das Gefühl ist nicht so schnell verflogen, noch jetzt, Tage später, schleicht es sich hinein.
Ich kenne dieses Gefühl, ich kenne aus einem anderen Land.
Diese stillen Abendessen mit meiner Gastfamilie, dieses drückende Schweigen, dann:
Wir sehen nicht, dass du dich freust. Also werden wir nicht in Urlaub fahren.
Du siehst nicht glücklich aus, schmeckt dir das Essen etwa nicht?
Schmeckt dir das Essen nicht, dass wir extra für dich liebevoll zubereitet haben?
Du kannst die Familie nicht einfach wechseln.
Entweder du fährst nach Hause, oder du bleibst hier.
Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit du nicht wechseln kannst.
Du kannst nicht fliehen. Sieh mich an. Hör auf zu weinen.
Dieses Gefühl, nicht genug zu sein, unnütz und klein zu sein. Nicht oft habe ich es erlebt, und meine eigenen Eltern haben mir nie dieses Gefühl gegeben. Da war es vielleicht gut, dass ich ein Jahr mit dieser anderen Familie verbringen musste. Ja, musste, denn es war nur anfangs freiwillig. Und ich bin nicht nach hause gefahren, ich bin geblieben. Das war eine der mutigsten Entscheidungen meines Lebens, und ich bin stolz darauf. Und meine Tante kann mich mal.
Ich will Weihnachten am Meer verbringen, und meine Finger im Sand kreisen.
Über mir ist der Himmel so leuchtend, dass ich die Augen schließe,
nur noch die Brandung höre,
Vögel,
Kinderlachen.
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