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Klogeschichten - Reisetagebuch 17

Text: lebefroh
Vor etwa 8 Wochen habe ich angekuendigt, dass jeder der nach China faehrt eine Klogeschichte mitbringt. 4 Tage vor Abflug wird es also zeit fuer meine.

Reisende unterhalten sich immer ueber die selben Themen. Essen rangiert dabei definitiv an erster Stelle: Was vermisst du am meisten? Wo gibt es das beste Fruehstueck, welche Tiere hast du schon gegessen?

Aber in China sind die Toiletten wahrscheinlich das Thema Nr. 2! Da ist der Australier, der stundenlang von dem einen WOHLRIECHENDEN Klo schwaermen kann, das er in einem kleinen Bergdorf entdeckt hat.

Oder der Neuseelaender, der sich mitten in der Nacht den Wecker stellt, um aufs Klo zu gehen, da er die chinesischen Gemeinschaftsklos eifach nicht ertragen kann.

Ja, die Gemeinschaftsklos... Dieses Volk von Milliarden ist wohl einfach nicht gern allein. Auch beim Scheissen nicht! Die Toiletten sind riesige, gekachelte Raeume mit in den Boden eingelassenen Rinnen. Da hockt man sich drueber und kann sich dabei bequem mit seinem Nachbarn ueber das Wetter unterhalten. Mit Aufziehen braucht man sich auch nicht aufzuhalten - etwa zweimal am Tag rauscht auf einmal ein automatisierter Wasserfall durch die Rinne und spuelt alles weg, was nicht niet und nagelfest ist, vermutlich auch den ein oder anderen Reisenden!

Ich bin an diese Klos schon gewoehnt, irgendwie gewoehnt man sich an alles - und wenn man muss, dann muss man halt!

Wir befinden uns auf ein naechtlichen Fahrt in einem der beruehmt-beruechtigten Sleeperbusse. Da liegt man auf schmalen Betten wie auf Seziertischen und kann sich nicht ruehren. Und wenn man gerade mehr oder weniger in den Schlaf geschuettelt geworden ist, dann haelt der Bus - Rast. Weil's sonst ja keine Rast waere, wird man dazu gezwungen auszusteigen.

Aber gut, ich nutze die Zeit, aufs Klo zu gehen.

Die Toilette liegt passenderweise bei den Schweinestaellen. Ich halte schon automatisch die Luft an, bevor ich sie noch betrete.

Dieses Exemplar ist ein winziger Raum ohne Dach im Daemmerlicht. Aber eigentlich will ich auch gar nichts sehen! Es gibt ein einziges, kleines Loch im Boden, darunter ist vermutlich die Hoelle.

Ich hocke mich also hin, um es moeglichst schnell hinter mich zu bringen.

In diesem Moment betritt eine Frau den engen Raum.

"Aehem," raeuspere ich. "Hier ist nur PLatz fuer einen."

Die Frau lacht und entbloesst ihre schlechten Zaehne.

Dann laesst sie ihre Hose herab, hockt sich hin und pinkelt.

Unsere Knie beruehren sich fast und ich bin so schockiert, dass ich ausversehen einatme und einen fuerchterlichen Schwall Hoellengestank in meine Nase stroehmt. Ich kann mich nur schnell aufrichten, meine Hose hochzziehen und ueber die Frau stolpernd nach draussen stuerzen.

Dort habe ich das Gefuehl. dass die Schweine mich anstarren und miteinander tuscheln, so als wuerden sie sagen: Na, sie kann eben doch nicht mit chinesischen KLogewohnheiten umgehen!

Stimmt!

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