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Ein "Offener Brief" an die Redaktion der SZ

Text: stefanr
Betreff: Das eventuelle Einstellen der JETZT

Sehr geehrte Damen und Herren der Süddeutschen Zeitung,



sorry, dass ich das Tagebuch für diesen offenen Brief "missbrauche", aber ich halte dies für angebracht...

Betrachtet man heute die Medienbranche in Deutschland muss man feststellen, dass es ihr sehr sehr schlecht geht. Der Medienhype, der in den letzten zwei Jahren vorherrschte stirbt ab und nimmt einige Redaktionen mit in den Tod, wie beispielsweise die Zeitung "Die Woche" oder die Internetzeitschrift "Online Today" des Gruner&Jahr Verlages.

Bei vielen Verlagen wird den freien Autoren gekündigt, denn die Redaktion schafft das anhand von einigen Überstunden auch alleine, nur in begründeten Ausnahmefällen werden Aufträge an Freie abgegeben. Die Werbeeinnahmen gehen zurück, da die Werbeindustrie immer mehr auf Spartenmagazine mit kleineren, genaueren Zielgruppen baut.

So kann man auch verstehen, dass der Süddeutsche Verlag davon nicht ganz verschont bleibt. In letzter Zeit sind Gerüchte aufgekommen, es bestehe die Option, das JETZT- Magazin einzustellen um Einsparungen zu treffen.

Trotzdem es nicht viel helfen mag, soll es wenigstens als Aufschrei und Bitte wahrgenommen werden: In diesem offenen Brief möchte ich begründen, warum gerade die Einstellung des JETZT-Magazines zu unterlassen ist.



Zum ersten und für Sie wahrscheinlich entscheidenden Punkt möchte ich zuerst kommen: Am Montag ist die Auflagenstärke der Süddeutschen Zeitung um einiges höher als an „normalen“, anderen Wochentagen. Leider liegen mir derzeit keine genauen Zahlen vor, jedoch ist dieses Faktum nicht zu leugnen. Möge diese größere Abonnentenzahl in Ihren Augen vielleicht nicht rechtfertigen, dass das JETZT-Magazin weiter bestehen soll, spreche ich sehr stark dagegen, denn wenn man den Gedanken ein wenig weiterspielt, kommt man schnell zu folgendem Schluss:

Leute, die ein JETZT- Abonnement besitzen sind meist Studenten, oder Schüler, die gerade ihr Abitur machen. Sie begleitet das JETZT- Heft jeden Montag sowie morgens auch die Süddeutsche Zeitung. Dadurch entsteht eine –vielleicht nicht oft bewusst wahrgenommene- Identifikation mit dem Heft. Später, eventuell nach einer Familiengründung, werden sie aufgrund der positiven Erfahrung mit dem Heft die Süddeutsche Zeitung komplett abonnieren, was dann wohl bedeutet, dass die JETZT kurzfristig zwar nur die Montagsauflage des Blattes steigert, langfristig jedoch die Gesamtabonnentenzahl.



Weiter ist ein nicht unausschlagendes Argument zu nennen: Sie alle erinnern sich sicherlich an Ihre Schul- oder Studienzeit und damit gleichzeitig daran, wie ablehnend Sie gegenüber Montagen waren. Die JETZT ist ein Lichtblick an diesem „grauen Montagshorizont“. Nicht nur in der Pause sondern auch beim Frühstücken und manchmal auch während der Schulstunden sorgt das Magazin dafür, dem Montag sein Grauen zu nehmen.



Außerdem werden im JETZT endlich mal Themen angesprochen, die einen wirklich interessieren. Das Magazin schließt meiner Meinung nach die Lücke zwischen BRAVO, YAM und FOCUS oder SPIEGEL. Nicht Sex, oder Teenie-Problemgeschichten oder aufreißerische und zum Teil übertriebene Artikel, die die Sensationslust befriedigen werden geboten, sondern lebensnahe, interessante, auch politische Themen werden in einer etwas anspruchsvolleren Weise als in der BRAVO oder sonstigen Tennie-Zeitschriften aufgegriffen. Und einmal ehrlich: Welches Jugendmagazin hätte ein Interview mit Franz Müntefering so nett und doch etwas provokant bringen können?

Manchmal finden sich auch sehr gut geschriebene Kurzgeschichten, Interviews mit Musikern, CD-Rezensionen und dergleichen mehr. Auch diese sind einzigartig- genauso wie das Layout, das ja bereits mehrmals ausgezeichnet wurde.



Aber nicht nur die Printausgabe des Magazins ist sehr gut- auch der Onlineauftritt ist gut gelungen. Durch die vielen engagierten Mitglieder, die zum großen Teil wohl aus der Zielrichtung des Heftes stammen, ist ein „Feeling“ entstanden, das nur in wenigen Communities vorhanden ist.

Allein schon die Reaktion einiger Mitglieder auf einen relativ traurigen Tagebucheintrag von mir hat mir gezeigt, dass man so etwas nicht sterben lassen kann. Trotzdem ich zum Zeitpunkt des Eintrages erst seit einigen Tagen bei JETZT.de Tagebuchschreiber bzw. Mitglied war, bekam ich einige tröstende jetzt-botschaften. Und das geht sicherlich nicht nur mir so...



Sie sehen, es gäbe eine Menge von Gründen, das Magazin nicht einzustellen. Was moralisch auch bedenklich ist: Der Abbau von Mitarbeitern, bzw. die Entlassung der gesamten Redaktion, auch wenn sozialverträgliche Lösungen gesucht werden würden...



Natürlich würde ich mich sehr über eine Reaktion Ihrerseits freuen und verbleibe mit freundlichen Grüßen,



stefanr

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