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Das Poesiealbum
Ahhh, endlich! Ein freier Sonntag! Zeit, alles zu erledigen, was sich über die Woche mal wieder angestaut hat.
Und was das erste sein wird, weiss ich spätestens, als ich 5 Minuten nach dem Aufwachen verzweifelt in dem grossen Zeughaufen, unter dem sich normalerweise mein Schreibtisch verbirgt, meine Radiofernbedienung suche. Aufräumen ist mal wieder angesagt!
Eine Stunde später sitze ich in Gammelklamotten in der Mitte meiner zwölf Quadratmeter uns um mich herum türmen sich Berge von Zeug, von dem ich teilweise gar nicht wusste, dass es mit mir umgezogen ist. Muss sich wohl heimlich ins Auto geschlichen haben. Oder wie kommen sonst mein Geschichtsabitrainer, der Wälzer Berufswahl 1999 und ein grauenvoll glitzernder Keramikschneemann in meine Bettschublade? Seufzend beginne ich auszusortieren mein Papierkorb platzt schon wieder aus allen Nähten, aber heute bin ich entschieden zu faul, um ihn auszuleeren!
Und auf einmal halte ich es in der Hand. Wie kommt das denn hierher? Ein kleines Buch mit blauem Einband, schon recht zerfleddert, es hält nicht mehr recht zusammen. Mein Poesiealbum.
Neugierig schlage ich es auf. Meine Güte, auf der ersten Seite der Standardspruch: Liebe Leute gross und klein, schreibt mir in mein Album rein, reisst mir keine Seiten raus, sonst ist´s mit der Freundschaft aus! Datum: 15.4.89. Acht Jahre war ich damals, in der zweiten Klasse, und bin gleich mit gutem Beispiel vorangegangen: die erste Seite habe ich rausgerissen, weil ich mich bei diesem Spruch verschrieben hatte....peinlich!
Um mich herum versinkt die Zeit. Auf den nächsten Seiten die selbstgedichteten Widmungen meiner Eltern, meine Schwester...und dann: das erste Highlight! Ich muss laut lachen, als ich den Spruch meiner besten Freundin lese: 21.4.89, Vor der Hochzeit grigst du Rosen, nach der Hochzeit fliegst du Hosen! Soso! Eine einzelne Blume ist daneben gemalt und ein grosses rotes Herz. Damals kannten wir uns erst ein Vierteljahr, mittlerweile sind es fast 13. Wie lang das schon her ist! 8 Seiten weiter ein von einer treuen Freundin überkillertes und mit gelben Enten übermaltes Du weisst schon, dass der Robert dich liebt, oder?, das ein Grundschulkollege von mir verbrochen haben muss. Ach, und dann: Florian! Meine erste Liebe aus der zweiten Klasse! Wir haben zusammen Wasserbomben über Hausdächer geworfen und sind als Indianer 4 Jahre lang durch die Wälder gerobbt und als er in der siebten Klasse durchgefallen ist, ging für mich fast die Welt unter! Mögen niemals trübe Tage deinen Lebenslauf umziehen, sondern Glück und Freude stets auf deinem Wege blühn. 21.2.1990 Ein paar Verwandte, meine Grossmütter, dann ein Eintrag eines Schulfreundes mit Photo damals war er kleiner als ich, heute ist er knappe zwei Meter gross! Meine Tanten, mein Geigenlehrer, und dann: mein Lateinlehrer! Auf dieser Seite mit dem Datum August 1994 lag lange meine Lesezeichen, denn er hat mit den schönsten Spruch in dieses Buch geschrieben: Für deinen Lebensweg wünsche ich dir immer so viel Wind, dass du nicht stehenbleibst, einen Horizont vor Augen, damit du ein Ziel hast, einen guten Steuermann, der die Richtung angibt. Im Sinne von Horaz carpe diem.
Aber es gibt auch wirklich idiotische Sprüche, etwa: Hinter einem Eisengitter liegt ein Herz und weint so bitter, heb es auf, zerbrich es nicht, denn es spricht: vergiss mich nicht! Aha. Wer hat das denn verbrochen? Meine Cousine, soso! Dann meine Brieffreundinnen, Caroline aus Australien, für die ich dieses Album extra mit nach Köln genommen habe, als sie dort war: 28.6.1997, There are big ships and small ships, but the best ships are friendships! Und als letze meine Biologielehrerin aus dem LK mit einem Gedicht von Erich Fried. Herbst 2000.
Fast eine Stunde bin ich hier auf dem Boden gesessen und habe mich beim Lesen an die Leute erinnert. Wieso heisst es eigentlich, Poesiealben wären nur etwas für Kinder? Ich habe jedenfalls festgestellt, dass es so viel Spass macht, darin zu schmökern und dass mir eine Menge Leute fehlen Leute, die ich so oft sehe oder gesehen habe, aber die einfach noch nicht drinstehen! Mein erster Freund zum Beispiel, heute mein bester Kumpel. Oder meine älteste Freundin. Zeit, das nachzuholen, aber schnell! Und dieses Buch wird garantiert nicht soi schnell wieder in einer abgelegenen Schublade verschwinden!
Und was das erste sein wird, weiss ich spätestens, als ich 5 Minuten nach dem Aufwachen verzweifelt in dem grossen Zeughaufen, unter dem sich normalerweise mein Schreibtisch verbirgt, meine Radiofernbedienung suche. Aufräumen ist mal wieder angesagt!
Eine Stunde später sitze ich in Gammelklamotten in der Mitte meiner zwölf Quadratmeter uns um mich herum türmen sich Berge von Zeug, von dem ich teilweise gar nicht wusste, dass es mit mir umgezogen ist. Muss sich wohl heimlich ins Auto geschlichen haben. Oder wie kommen sonst mein Geschichtsabitrainer, der Wälzer Berufswahl 1999 und ein grauenvoll glitzernder Keramikschneemann in meine Bettschublade? Seufzend beginne ich auszusortieren mein Papierkorb platzt schon wieder aus allen Nähten, aber heute bin ich entschieden zu faul, um ihn auszuleeren!
Und auf einmal halte ich es in der Hand. Wie kommt das denn hierher? Ein kleines Buch mit blauem Einband, schon recht zerfleddert, es hält nicht mehr recht zusammen. Mein Poesiealbum.
Neugierig schlage ich es auf. Meine Güte, auf der ersten Seite der Standardspruch: Liebe Leute gross und klein, schreibt mir in mein Album rein, reisst mir keine Seiten raus, sonst ist´s mit der Freundschaft aus! Datum: 15.4.89. Acht Jahre war ich damals, in der zweiten Klasse, und bin gleich mit gutem Beispiel vorangegangen: die erste Seite habe ich rausgerissen, weil ich mich bei diesem Spruch verschrieben hatte....peinlich!
Um mich herum versinkt die Zeit. Auf den nächsten Seiten die selbstgedichteten Widmungen meiner Eltern, meine Schwester...und dann: das erste Highlight! Ich muss laut lachen, als ich den Spruch meiner besten Freundin lese: 21.4.89, Vor der Hochzeit grigst du Rosen, nach der Hochzeit fliegst du Hosen! Soso! Eine einzelne Blume ist daneben gemalt und ein grosses rotes Herz. Damals kannten wir uns erst ein Vierteljahr, mittlerweile sind es fast 13. Wie lang das schon her ist! 8 Seiten weiter ein von einer treuen Freundin überkillertes und mit gelben Enten übermaltes Du weisst schon, dass der Robert dich liebt, oder?, das ein Grundschulkollege von mir verbrochen haben muss. Ach, und dann: Florian! Meine erste Liebe aus der zweiten Klasse! Wir haben zusammen Wasserbomben über Hausdächer geworfen und sind als Indianer 4 Jahre lang durch die Wälder gerobbt und als er in der siebten Klasse durchgefallen ist, ging für mich fast die Welt unter! Mögen niemals trübe Tage deinen Lebenslauf umziehen, sondern Glück und Freude stets auf deinem Wege blühn. 21.2.1990 Ein paar Verwandte, meine Grossmütter, dann ein Eintrag eines Schulfreundes mit Photo damals war er kleiner als ich, heute ist er knappe zwei Meter gross! Meine Tanten, mein Geigenlehrer, und dann: mein Lateinlehrer! Auf dieser Seite mit dem Datum August 1994 lag lange meine Lesezeichen, denn er hat mit den schönsten Spruch in dieses Buch geschrieben: Für deinen Lebensweg wünsche ich dir immer so viel Wind, dass du nicht stehenbleibst, einen Horizont vor Augen, damit du ein Ziel hast, einen guten Steuermann, der die Richtung angibt. Im Sinne von Horaz carpe diem.
Aber es gibt auch wirklich idiotische Sprüche, etwa: Hinter einem Eisengitter liegt ein Herz und weint so bitter, heb es auf, zerbrich es nicht, denn es spricht: vergiss mich nicht! Aha. Wer hat das denn verbrochen? Meine Cousine, soso! Dann meine Brieffreundinnen, Caroline aus Australien, für die ich dieses Album extra mit nach Köln genommen habe, als sie dort war: 28.6.1997, There are big ships and small ships, but the best ships are friendships! Und als letze meine Biologielehrerin aus dem LK mit einem Gedicht von Erich Fried. Herbst 2000.
Fast eine Stunde bin ich hier auf dem Boden gesessen und habe mich beim Lesen an die Leute erinnert. Wieso heisst es eigentlich, Poesiealben wären nur etwas für Kinder? Ich habe jedenfalls festgestellt, dass es so viel Spass macht, darin zu schmökern und dass mir eine Menge Leute fehlen Leute, die ich so oft sehe oder gesehen habe, aber die einfach noch nicht drinstehen! Mein erster Freund zum Beispiel, heute mein bester Kumpel. Oder meine älteste Freundin. Zeit, das nachzuholen, aber schnell! Und dieses Buch wird garantiert nicht soi schnell wieder in einer abgelegenen Schublade verschwinden!