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Die Stadt ist nicht groß genug für uns beide!

Text: ni_kjekk
Ich lebe in einer Großstadt. 1,3 Millionen Menschen leben hier. Und einer davon hat mir das Herz rausgerissen. Genau diesem Menschen wollte ich danach nie mehr wieder begegnen.



Ein Leichtes in dieser Stadt. Jemanden hier zufällig irgendwo zu treffen ist so wahrscheinlich wie die Geschichte mit der Nadel im Heuhaufen.

Diesen jemand, der so dreist war den größten Liebeskummer in mir heraufzubeschwören, zu treffen ist natürlich nicht schwer, wenn man die Gewohnheiten dieser Person kennt.

Also gehe ich seit Wochen nicht in die Clubs, in die er geht, und fahre Umwege, um ihm nicht im Auto zu begegnen, genauso wie ich einen großen Bogen um das Viertel mache, in dem er wohnt.



Trotzdem sah ich ihn letzte Woche.

Ich stand an einer Ampel direkt vorne am Begrenzungsstreifen an einer Kreuzung, an der ich normalerweise nie stehe, weil dort notorisch Stau ist. Aber ich wusste genau aus eben diesem Grund fährt er auch nicht dort entlang.

Aber Pustekuchen!

Da stand er nun- auf der anderen Seite der Kreuzung an einer sechsspurigen Straße.

Sozusagen Windschutzscheibe an Windschutzscheibe.

Kotzen hätte ich können.

Ihm sein Auto demolieren, dass da so unschuldig meinem direkt gegenüber stand.

Fassen konnte ich es wirklich nicht.

Eine ganze Woche hat es mich gekostet wieder normal im Kopf zu werden.

Ihn aus meinen Gedanken zu verbannen.

Die Mühe das Schicksal zu verstehen, das mich zu dieser Zeit zu diesem Treffen gezwungen hat, habe ich mir weiß Gott nicht gemacht. Dazu hatte ich nun wirklich keine Kraft mehr...



Und dann – gestern - saß ich wieder in meinem Auto. Ich habe in den Rückspiegel geschaut und festgestellt, dass ich lächle – einfach so.

Und dann hab ich mich gefragt, wann ich das zum letzten Mal gemacht habe - lächeln- einfach so.

Lange ist das her. Aber hey, in diesem Moment hat die Sonne etwas heller gescheint und ich habe gemerkt: Er hat nicht allen Lebensmut aus mir herausgesaugt.

An der nächsten Ampel war wieder rot....brauche ich zu erwähnen, dass ich wieder in einem von meinen taktisch-klugen Ausweichstadtteilen war?

Nein, oder?



Ja und haha, wer steht da wieder unschuldig direkt auf der anderen Seite der Kreuzung in seinem Scheißauto und sieht dabei sterbensschön aus?

Natürlich Mister-ich-reiss-dir-dein-Herz-mit-Vergnügen-raus-und-zerfetze-es-in-der-Luft.

Gesicht gecheckt - Kennzeichen gecheckt- noch mal Kennzeichen gecheckt....er ist es wirklich - keine Halluzinationen- keine Fatahmorgana.

Und diesmal, ja diesmal hatte ich genug Kraft um mich herrlich über das Schicksal aufzuregen und laut in die Nacht rauszuschreien: „Liebes Schicksal was fällt dir eigentlich ein? Was fällt dir ein mir in einer Stadt mit 1,3 Millionen Einwohnern, zu zwei völlig verschiedenen Zeiten, an zwei völlig verschiedenen Orten diesen Mann vor die Nase zu setzen?

Was zur Hölle willst du mir damit sagen?

Was?"

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