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Mein Besuch in der Medizinischen Hochschule Hannover (I)

Text: lebenslicht
Ich bin Mandy und 24 Jahre alt. Ich stehe seit 2 Jahren auf der Transplantationslist für eine Lunge. Ich möchte euch heute über meinen Besuch in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) berichten.

Ich lebe mit meinem Freund Olaf in Eisenach, bin gelernte Bürokauffrau und Erzieherin. Zur Zeit bin ich EU-Rentnerin, aufgrund einer chronischen Stoffwechsel-erkrankung, welche sich “Mukoviszidose” oder auch “Cystische Fibrose (CF)”nennt.

Okay dann will ich mal loslegen ....



Es war Dienstag Abend, mein Freund und ich fuhren mit dem Auto von Eisenach zu meinen Eltern nach Langula. Wir aßen gemeinsam zu Abend und taten uns ausnahmsweise das Fernsehprogramm an. Normalerweise sehen wir kaum fern, sondern sitzen mehr am PC. Meine Eltern sind ca. gegen 22.30 Uhr ins Bett gegangen. Olaf und ich haben noch ein wenig am neuen PC meiner Mutti experimentiert. Wir sind dann gegen 0.30 Uhr schlafen gegangen. Die Nacht war relativ kurz, denn gegen 5.45 Uhr rief eine laute Stimme “AUFSTEHEN !!!” Wir hatten keine andere Wahl, wir mussten uns aus dem Bett quälen, denn ansonsten würde mein Dad nicht aufhören zu rufen. Ich schlich als erstes ins Bad, versuchte den Schlaf aus den Augen zu reiben und meine Morgentoilette durchzuführen. Dann machte ich mich auf den Weg in die Küche. Dort wartete heißer Kaffe und leckerer Kuchen auf mich. Bevor ich allerdings essen durfte, musste ich meinen Blutzucker bestimmen und nach dem Wert entsprechend Insulin spritzen. Nachdem dieses alles getan war, konnte ich endlich essen. Bis zum Mittag bzw. Nachmittag sollte dieses erst einmal reichen, da ich an einer Ernährungs-Studie teilnehmen sollte. Nach dem wir alle gefrühstückt hatten, haben wir das Auto beladen. Ich schnappte meine Sachen, wie zum Beispiel - mein geführtes Blutzuckertagesprofil (wofür ich mir am Tag zuvor alle 2 Stunden Blut gezogen habe); mein Ernährungsprotokoll (wo aufgeführt war, was ich den Tag über gegessen und getrunken habe), meinen Sammelurin, meine gefüllten Blutröhrchen usw. Das einzige Problem was ich hatte, war (bitte nicht lachen !!!), das ich Probleme mit der Stuhlprobe hatte. Ich saß nun schon 10 Minuten auf Toilette und nichts tat sich - ich geriet in Panik. Meine Eltern und mein Freund meinten, ich sollte mich nicht verrückt machen und so versuchte auch ich, ruhig zu bleiben. Mein Dad, mein Freund und ich setzten uns ins Auto, meine Mutti blieb zu Haus, da Sie noch das Vergnügen hatte später an die Arbeit zu fahren. Wir machten uns also gegen 7.00 Uhr auf die Fahrt von Langula nach Hannover. Die beiden Männer saßen vorn, mein Dad war der Chauffeur, mein Freund der Beifahrer und ich diejenige, der gleich nach den ersten 20 Minuten der Fahrt, die Augen zufielen. Irgendwann hörte ich dann (mittlerweile 9.30 Uhr) jemanden rufen “Mandy, wir sind da.” Hups, ich war ganz erschrocken, aber was soll es, ich hatte schön geschlafen. Wir holten meinen Behinderten-Parkschein raus, den wir letztendlich gar nicht brauchten, da die Schranken eh oben waren. Dann drehten wir ein paar Runden auf dem Parkplatz, bis wir einen geeigneten Parkplatz gefunden hatten. Mein erster Weg war zur Toilette, ich musste doch unbedingt dieses Röhrchen füllen - doch dieser Gang war ebenfalls vergebens. Ich holte meine Überweisungsscheine aus der Tasche und meldete mich bei der Diabetes- und CF-Ambulanz an. Die Anmeldung dauerte ca. 10 Minuten, dann war die erste Sache sozusagen erledigt. Jetzt ging es in die Diabetes-Ambulanz, dort durfte ich der Schwester meine Blut- und Urin-Röhrchen geben. Ich musste mich wiegen lassen und zu meinem Erschrecken, zeigte die Waage nur 38,1 kg an. -Mist- dachte ich, dass gibt Ärger. Dann wurde mein Blutdruck gemessen, der war zum Glück in Ordnung. Dann durfte ich wieder im Wartezimmer Platz nehmen. Wir warteten nicht lange und ich wurde aufgerufen. Dieses Mal war es ein anderer Arzt, als beim letzten Mal und er hielt es auch nicht für nötig sich vorzustellen. Wir gingen meine Blutzuckerwerte der letzten drei Monate durch, diskutierten über neue Therapievorschläge, er riet mir wieder einmal an einer Diabetes-Schulung teilzunehmen, nörgelte allerdings nicht an meinem Gewicht und das war eigentlich schon alles. Ich durfte bei ihm gehen, sollte mir aber noch die Rezepte, den Basalraten-Test, ein Formular für den Augenarzt und die neuen leeren Blutröhrchen bei der Schwester abholen. Das tat ich dann auch. Ich blickte auf die Uhr, oh es war 10:30 Uhr und eigentlich sollte ich um 10 Uhr in der CF-Ambulanz sein. Wir marschierten über die Flure, suchten Aufzug E auf und fuhren in die 2 Etage. Mein Freund und mein Papa nahmen im Warteraum platz, ich meldete mich an und bekam wie gewohnt einen Fragebogen in die Hand. Den füllte ich dann sorgfältig aus und gab ihn wieder bei den Schwestern rein, da hatte ich dann das zweite Mal dazu Vergnügen, auf die Waage zu dürfen. Hihi - die war gnädiger zu mir, denn da wog ich schon 38,6 kg. Ich bekam mein Sputum - Röhrchen mit der Auflage es zu füllen. Ich besuchte die gewohnte Toilette, wo schon beim letzten und vorletzten Mal kein Licht ging und spuckte meinen Schleim in dieses kleine süße Röhrchen. Das gab ich dann schnell ab, denn wer hält so etwas schon gern in den Händen. Jetzt konnte das eigentliche Programm beginnen, ich wurde zur Blutgasanalyse gerufen, dort wird der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen. Als erstes wird einem mit einer durchblutungsfördernden Salbe das Ohr eingerieben, die bleibt ca. 10 Minuten drauf und dann wird mit einer kleinen Nadel (Ritzmesser) in das Ohr gepiekst, bis Blut kommt. Dieses wird aufgefangen und in ein Gerät getan, der die Werte errechnet. Nach diesem Test, ging es zum spannenden Teil über - die heißersehnte Lungenfunktion. Eine Lungenfunktion ist eine der grundlegenden diagnostischen Methoden in der Pneumologie. Diese Untersuchung wird von einer Arzthelferin geleitet. Den Anweisungen gemäß müsste ich durch ein Mundstück atmen, das mit einem Registriergerät verbunden ist und meine Atembewegungen aufzeichnet hat.

Ich saß also in der Kabine die einer Telefonzelle ähnelte und hatte das Mundstück im Mund, eine Nasenklemme auf und folgte den Anweisungen, wie z.B. schneller atmen, tief ein, anhalten und tief ausatmen. Die ganze Untersuchung bestand aus drei Teilen:



1.)dem normalen Atmen, wie ich es gewohnt bin,

2.) dem tiefen Einatmen, wo durch die Vitalkapazität (VC), also das Lungenvolumen 3.) das kurze kräftige Ausatmen (FEV1), also die Luft, die in einer Sekunde aus der Lunge tritt



Die Arzthelferin lobte mich und verglich die aktuellen Werte mit dem vom letzten Besuch und was soll ich euch sagen, diese waren wesentlich besser. Es war so ein tolles Gefühl, ja es ging nicht bergab, sondern bergauf mit mir. Ich war sooo glücklich, das könnt ihr Euch nicht vorstellen, oder doch ???

Wie sich der Tag weiter entwickelte, erfahrt Ihr in meinem zweiten Tagebucheintrag „Mein Besuch in der Medizinischen Hochschule Hannover(II)“. Also, ich hoffe Ihr verfolgt meinen erfolgreichen Tag, mit der selben Begeisterung, wie ich. Eurer Lebenslicht Mandy !!!

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