Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.
Ich interessiere mich nicht für Andere,
bin ich deshalb ein schlechter Mensch?
Eine Zeit lang habe ich mich bemüht. Ich habe zugehört, Interesse bekundet, Anteilnahme gezeigt.
Es komme nicht von Herzen, sagte man mir. Man spüre es- es wirke erbärmlich.
Also habe ich aufgehört.
Ich habe wenig Kontakt mit anderen Menschen. Nachdem ich damit aufgehört habe, wurden es noch weniger.
Ich war in der U- Bahn. Ein Junge wurde belästigt. Man nannte ihn Schwuchtel, Arschficker, dreckige Tunte. Er wehrte sich nicht; wurde zusammengetreten.
Die anderen, die auch nichts unternahmen, wirkten etwas entsetzt.
Ich blickte kurz hin- schaute wieder weg.
Warum sollte ich ihm helfen? Ich erwarte nicht, dass man mir hilft.
Sollten sie es tun, rechnen sie nicht mit Dank.
Ich arbeite im Krankenhaus.
Es wird viel gestorben. Soll ich jedes Mal etwas mitsterben?
Ich mache meine Arbeit gut und richtig. Ich werde bezahlt für qualitativ hochwertige Pflege.
Dass bekommen sie von mir. Für andere Dinge werde ich nicht bezahlt.
Emotionen sind teuer- Man sieht es am Fernsehen.
Ich schaue viel fern. Es ist immer aufmerksam und verlässlich.
Am Bahnhof- Südausgang.
Der Junge steht da und wartet.
Ich gehe langsam an ihm vorbei, schaue ihm in die Augen.
Er geht mir nach, fragt, ob ich eine Zigarette habe.
Ich bin Nichtraucher. Wir kommen ins Gespräch.
Was bekomme ich für 15 Euro, frage ich.
Einmal französisch, ich bin einverstanden.
Er will mich bescheißen, sagt: Gib mir schon mal 10 Euro, ich werde etwas Graß besorgen, um in Stimmung zu kommen. Ich bin gleich wieder da.
Ich antworte: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Wir gehen ein Stück die Mannheimer Straße entlang.
Ein Hauseingang kommt.
Er hat einen großen Schwanz, aber mehr bekomme ich nicht für mein Geld.
Ich lasse die Hose herunter, er bläst mir einen, ich gebe ihm das Geld- Klare Verhältnisse.
Ich bin nicht unglücklich. Die Situation ist wie sie ist.
Ich habe es nie anders kennen gelernt.
Eine Zeit lang habe ich mich bemüht. Ich habe zugehört, Interesse bekundet, Anteilnahme gezeigt.
Es komme nicht von Herzen, sagte man mir. Man spüre es- es wirke erbärmlich.
Also habe ich aufgehört.
Ich habe wenig Kontakt mit anderen Menschen. Nachdem ich damit aufgehört habe, wurden es noch weniger.
Ich war in der U- Bahn. Ein Junge wurde belästigt. Man nannte ihn Schwuchtel, Arschficker, dreckige Tunte. Er wehrte sich nicht; wurde zusammengetreten.
Die anderen, die auch nichts unternahmen, wirkten etwas entsetzt.
Ich blickte kurz hin- schaute wieder weg.
Warum sollte ich ihm helfen? Ich erwarte nicht, dass man mir hilft.
Sollten sie es tun, rechnen sie nicht mit Dank.
Ich arbeite im Krankenhaus.
Es wird viel gestorben. Soll ich jedes Mal etwas mitsterben?
Ich mache meine Arbeit gut und richtig. Ich werde bezahlt für qualitativ hochwertige Pflege.
Dass bekommen sie von mir. Für andere Dinge werde ich nicht bezahlt.
Emotionen sind teuer- Man sieht es am Fernsehen.
Ich schaue viel fern. Es ist immer aufmerksam und verlässlich.
Am Bahnhof- Südausgang.
Der Junge steht da und wartet.
Ich gehe langsam an ihm vorbei, schaue ihm in die Augen.
Er geht mir nach, fragt, ob ich eine Zigarette habe.
Ich bin Nichtraucher. Wir kommen ins Gespräch.
Was bekomme ich für 15 Euro, frage ich.
Einmal französisch, ich bin einverstanden.
Er will mich bescheißen, sagt: Gib mir schon mal 10 Euro, ich werde etwas Graß besorgen, um in Stimmung zu kommen. Ich bin gleich wieder da.
Ich antworte: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Wir gehen ein Stück die Mannheimer Straße entlang.
Ein Hauseingang kommt.
Er hat einen großen Schwanz, aber mehr bekomme ich nicht für mein Geld.
Ich lasse die Hose herunter, er bläst mir einen, ich gebe ihm das Geld- Klare Verhältnisse.
Ich bin nicht unglücklich. Die Situation ist wie sie ist.
Ich habe es nie anders kennen gelernt.