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Verlieben --> Entlieben
... und den Umweg dazwischen gespart. Gefühlsökonomie.
Eine Weile habe ich gerätselt, ob ich mich vielleicht verlieben will. Bevor ich mich zu etwas entschließen konnte, war ich entliebt. Ohne den Umweg über das echte Gefühl. Keine Ahnung, wie so was geht, das hatte ich auch noch nicht. Ich mach sonst immer: Ganz oder gar nicht.
Im Rückblick komme ich mir vor wie eine, die auf den 10er Sprungturm gestiegen ist (ach, nein, in dem Fall war es eigentlich nur der 3er), um ein bisschen auf der Planke zu schaukeln und dann hübsch zurück in die Sicherheit und auf den festen Boden zurückzukehren.
Das Gemeine daran: Ich wusste von Anfang an, dass ich nicht springen würde.
Es war noch nicht mal Angst, was mich abgehalten hat. Ich hatte einfach keinen Bock, nass zu werden, mich vielleicht abtrocknen zu müssen, für eine Weile nach Chlor zu riechen. Alles zu beschwerlich. Ich kenne das Schwimmbad, ich kenne die Sprungtürme, ich möchte lieber in der Sonne liegen als überflüssiges Wasser ins Ohr zu kriegen.
Ich fand es für ein paar Minuten aufregend, mit dem Gedanken zu spielen, doch zu springen. Habe mich hinreißen lassen, mir für eine Sekunde gesagt: Mach einfach!. Frühere Gelegenheiten sind mir wieder eingefallen, das kalte Prickeln, das Gefühl auf der Haut, wenn sie sich zusammenzieht. Ich bin bis an die Kante vorgegangen und habe provokativ gewippt.
Habe mir durch den Kopf gehen lassen, wie ich es wirklich will: Es darf nicht der 3er sein. Es muss der 10er sein, wenn schon. Das ist lebensgefährlich: Wenn man auf dem Bauch landet, explodiert man vielleicht. Im gnädigeren Fall werden einem nur alle Fasern vom Leib gefetzt.
Wenn schon springen, dachte ich da, wenn schon nass werden und nach Chlor riechen, dann immer nur noch vom höchsten Turm. Nicht so. Also bin ich wieder weg gegangen. Nach hinten, zur Leiter.
Unten stand einer mit fiebrigem Blick und hätte mich so gern im Wasser in Empfang genommen, er war über das Brett gerannt, blind für mein Nicht-Gefühl, er war noch nie gesprungen (immer nur vom Beckenrand) und hatte sein Leben lang auf die Höhe gewartet. Für ihn war es der 10er, zum ersten Mal. Es machte ihm nichts aus, mich so weit unten zu sehen. Er hat mich vom Rand her mit Tropfen bespritzt und mir eingeredet, jetzt wäre ich schon nass. Er wollte so gern daran glauben.
Lassen wir die Metapher. Ich fühle mich schlecht, ich habe ein Herz gebrochen, ich kenne mich nicht sehr gut aus mit diesem Part, immer noch nicht. Jede Geschichte ist anders und diesmal habe ich viel länger mitgespielt und viel mehr Zeichen ignoriert. Für den schönen Moment alle Warnsignale ausgeblendet. Ja, es war schön und zwischenzeitlich wild und leidenschaftlich. Aber ich wusste immer: Das ist es nicht.
Er hat die ganze Zeit gehofft, dass mir noch aufgehen wird, dass ich ihn ebenso will wie er mich.
Am Ende (und das kam schnell, nach kaum ein paar Monaten und nach keinem offiziell so benannten Anfang) hat er mich nur noch genervt. Seine Schwermut, die mir kindisch vorkam, sein Quengeln, seine Selbstinszenierung: hin und her schwankend zwischen Ich-bin-dein-zärtlicher-Kleiner und Benutz-mich-doch-du-Egosau...
Ganz am Schluss blieben nur noch seine Tränen am Telefon. Und das einzige, was mir dazu einfällt, weil ich mitleidlos zu sein scheine: Nach wie vor will ich lieber in der Sonne liegen und nicht dieses überflüssige Wasser im Ohr.
Eine Weile habe ich gerätselt, ob ich mich vielleicht verlieben will. Bevor ich mich zu etwas entschließen konnte, war ich entliebt. Ohne den Umweg über das echte Gefühl. Keine Ahnung, wie so was geht, das hatte ich auch noch nicht. Ich mach sonst immer: Ganz oder gar nicht.
Im Rückblick komme ich mir vor wie eine, die auf den 10er Sprungturm gestiegen ist (ach, nein, in dem Fall war es eigentlich nur der 3er), um ein bisschen auf der Planke zu schaukeln und dann hübsch zurück in die Sicherheit und auf den festen Boden zurückzukehren.
Das Gemeine daran: Ich wusste von Anfang an, dass ich nicht springen würde.
Es war noch nicht mal Angst, was mich abgehalten hat. Ich hatte einfach keinen Bock, nass zu werden, mich vielleicht abtrocknen zu müssen, für eine Weile nach Chlor zu riechen. Alles zu beschwerlich. Ich kenne das Schwimmbad, ich kenne die Sprungtürme, ich möchte lieber in der Sonne liegen als überflüssiges Wasser ins Ohr zu kriegen.
Ich fand es für ein paar Minuten aufregend, mit dem Gedanken zu spielen, doch zu springen. Habe mich hinreißen lassen, mir für eine Sekunde gesagt: Mach einfach!. Frühere Gelegenheiten sind mir wieder eingefallen, das kalte Prickeln, das Gefühl auf der Haut, wenn sie sich zusammenzieht. Ich bin bis an die Kante vorgegangen und habe provokativ gewippt.
Habe mir durch den Kopf gehen lassen, wie ich es wirklich will: Es darf nicht der 3er sein. Es muss der 10er sein, wenn schon. Das ist lebensgefährlich: Wenn man auf dem Bauch landet, explodiert man vielleicht. Im gnädigeren Fall werden einem nur alle Fasern vom Leib gefetzt.
Wenn schon springen, dachte ich da, wenn schon nass werden und nach Chlor riechen, dann immer nur noch vom höchsten Turm. Nicht so. Also bin ich wieder weg gegangen. Nach hinten, zur Leiter.
Unten stand einer mit fiebrigem Blick und hätte mich so gern im Wasser in Empfang genommen, er war über das Brett gerannt, blind für mein Nicht-Gefühl, er war noch nie gesprungen (immer nur vom Beckenrand) und hatte sein Leben lang auf die Höhe gewartet. Für ihn war es der 10er, zum ersten Mal. Es machte ihm nichts aus, mich so weit unten zu sehen. Er hat mich vom Rand her mit Tropfen bespritzt und mir eingeredet, jetzt wäre ich schon nass. Er wollte so gern daran glauben.
Lassen wir die Metapher. Ich fühle mich schlecht, ich habe ein Herz gebrochen, ich kenne mich nicht sehr gut aus mit diesem Part, immer noch nicht. Jede Geschichte ist anders und diesmal habe ich viel länger mitgespielt und viel mehr Zeichen ignoriert. Für den schönen Moment alle Warnsignale ausgeblendet. Ja, es war schön und zwischenzeitlich wild und leidenschaftlich. Aber ich wusste immer: Das ist es nicht.
Er hat die ganze Zeit gehofft, dass mir noch aufgehen wird, dass ich ihn ebenso will wie er mich.
Am Ende (und das kam schnell, nach kaum ein paar Monaten und nach keinem offiziell so benannten Anfang) hat er mich nur noch genervt. Seine Schwermut, die mir kindisch vorkam, sein Quengeln, seine Selbstinszenierung: hin und her schwankend zwischen Ich-bin-dein-zärtlicher-Kleiner und Benutz-mich-doch-du-Egosau...
Ganz am Schluss blieben nur noch seine Tränen am Telefon. Und das einzige, was mir dazu einfällt, weil ich mitleidlos zu sein scheine: Nach wie vor will ich lieber in der Sonne liegen und nicht dieses überflüssige Wasser im Ohr.