Alle amüsieren sich über die Osbournes. Mein bester Kumpel sagt, das hätte man auch bei meiner Familie drehen können.

Mein Opa ist schwul.

Im Krieg unter Hitler gedieht und Jahrzehnte danach immer noch auf Kanaken, Arbeitslose und jegliche Randgruppen geschimpft, wohnt er nun mit einem Mann zusammen. Seit meine Oma gestorben ist, lebt er anders.

Natürlich darf man das Wort schwul nicht in den Mund nehmen. Nein, er ,Jahrgang 1925, lebt nur mit einem anderen Herrn um die 60 zusammen. Sie teilen sich Küche, Haus und Hof und ein Zwei auf zwei Meter Bett. Definiert ist dieser Zustand nicht.

Mein Opa hat Altersdiabetes und ist ein Schleckermaul. Verträgt sich nicht sehr gut. Irgendwann musste er ins Krankenhaus und die Schwestern versuchten ihm, so als wäre er ein kleines Kind, zu erklären, wie man sich Spritzen setzt. Er hörte es sich keine Minute an, grabschte ihnen die Spritze aus der Hand und sagte „Ich spritze seit Jahren meine Hühner, Pferd und Hunde- da kann ich das auch bei mir.“ Und rammte sich wahllos die Nadel ins Körperfett. Kurz darauf entließ er sich aus dem Krankenhaus.

Seitdem ich denken kann besitzt mein Opa einen Dalmatiner. Auch Hunde altern und je dicker mein Opa wurde, desto dünner und abgemagerter wurde sein Köter. Irgendwann war er nur noch ein Häufchen, ähnelte den Straßenstreunern aus südlichen Gefilden. Mein Onkel sagte aus Scherz zu meinem Opa: „Dein Hund hat bestimmt auch Diabetes- wie der Herr, so es Geschirr, weißt du doch, oder?“. Und mein Opa war so dankbar für diesen Tip. Von diesem Abend an zog er immer zwei Spritzen auf. Den Dalmatiner gibt es seit kurzem nicht mehr.