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Deutsch-Rap neu interpretiert

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„Krawehl, Krawehl“ – lauten die Worte des bedeutendsten noch lebenden Dichters der Gegenwartsliteratur in Loriots Film „Papa ante Portas“. Es trägt sie vor ein weltfremder Schrat, der am Vortag Kohlrabi und Fischstäbchen gegessen hat, während das Publikum andächtig lauscht. Dass diese Poesie eines gewissen Sinnes entbehrt, ist nicht weiter tragisch. Schließlich kann man von Gedichten nicht verlangen, dass neben Reimen, Rhythmus und stimmungsvollen Verdichtungen auch noch so etwas wie Sinnvolles herauskommen kann.  

Mit ganz ähnlichen Vorwürfen hat Deutsch-Rap Berliner Prägung zu kämpfen. Nachdem Ende der Neunziger Kool Savas mit „LMS“ neue Maßstäbe in Sachen explizite Sprache setzte, reimten Sido, Bushido, Fler, B-Tight und Konsorten immer nur noch derber. Sinn, Humor, Flow – all die Zutaten, die mal Kriterien für guten Rap waren, blieben dabei oft auf der Strecke. Kritiker sagten: Das sind die Totengräber des Deutsch-Raps. Andere meinten: Rap ist halt wie immer ein Spiegel des Lebens auf der Straße und da geht es halt um Nutten, Gras, Koks, Gewalt – auf jeden Fall um sehr, sehr ernste Themen.  

Wie viel unfreiwillige Komik in den Texten jedoch steckt, entlarvt ein Youtube-Projekt namens – Achtung Fäkalsprache - „Kackspritze“. Vor Leselampe und Rotwein rezitieren vier Vorleser jeweils einen Text von Sido (bzw. Tony B), B-Tight, Kool Savas und Bushido. Wen Fäkalsprache und explizite Sexualausdrücke nicht mehr schockieren können, dem leuchtet folgende Gleichung ein: Aggro-Rap – aufgepumpte Rapper – Musik – Schockwirkung von Fäkalsprache = Krawehl, Krawehl.

http://www.youtube.com/watch?v=lN_Pc3n4B_8

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