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Durchschnittsbürger für Obama

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Der Präsidentschafts-Wahlkampf in den USA beginnt auf einem Stoppelfeld. In den Furchen liegen noch Schneereste, im Hintergrund stehen kahle Bäume und ein Gehöft – amerikanische Durchschnitts-Landidylle.

Das Feld ist das erste Bild aus dem Video, mit dem Barack Obama am Montag die Kampagne für seine Wiederwahl im kommenden Jahr eröffnet hat. Um 6 Uhr morgens Ostküstenzeit ging das zweiminütige Filmchen auf Obamas Webseite und auf Youtube online. Dort wurde es bisher über 160.000 Mal angeklickt. Auf das Feld folgt eine Kirche, ein Suburbia-Heim mit der obligatorischen USA-Flagge – und Ed aus North Carolina. Er ist der erste von vielen Durchschnittsbürgern, die in dem Video zu Wort kommen: Eine Frau aus Nevada mit lateinamerikanischen Wurzeln, ein New Yorker College-Junge im Karohemd, der 2008 noch gar nicht zur Urne durfte, eine weiße Frau aus Colorado, eine kurzhaarige Afroamerikanerin aus Michigan. Offenbar will Obama gleich zu Beginn eines klarstellen: Die Präsidentschaftskampagne soll wieder eine Graswurzelbewegung werden, mit einer breiten Basis im Volk, die sich engagiert, den Wahlkampf unterstützt, spenden sammelt. „It begins with us“, lautet der Slogan am Ende des Films, und Katherine aus Colorado fasst es in ihren Worten so zusammen: „Politics is individuals, talking to other individuals, making a difference.“

Vielleicht spricht aus dieser Botschaft auch die Angst, dass sich die enorme Durchschlagskraft der Kampagne von 2008 nicht so einfach wiederholen lässt. Damals hatten die Jahre der Bush-Regierung es Obama relativ leicht gemacht, sich als Bote des Wandels zu stilisieren. Viele wollten Teil dieses Wandels sein, halfen mit oder spendeten. Jetzt, nach mehr als der Hälfte seiner von der Wirtschaftskrise geprägten Amtszeit, ist bei vielen Ernüchterung eingetreten. Es dürfte schwer sein, eine Dynamik wie 2008 erneut zu entfachen.

Und so sprechen die Protagonisten des Films über ihre Gründe, warum sie Obamas Wahlkampf unterstützen. Sie bleiben dabei vage: Von Energie und Hoffnung ist die Rede, von Aufregung, Verantwortung für die Gemeinschaft und den vielen Themen, die noch angepackt werden müssen. Auffallend: Was Obama bisher erreicht hat, darüber verliert niemand ein konkretes Wort. Der „Change“ bleibt diffus.

Statt auf politische Erfolge hinzuweisen, spielt Obama lieber seine Charisma-Karte. Der Höhepunkt dieser Taktik ist erreicht, als Ed aus North Carolina Obama inhaltlich sogar kritisieren darf – natürlich nicht, ohne ihm danach sein Vertrauen auszusprechen: „Ich stimme mit Obama nicht in allen Punkten überein. Aber ich respektiere ihn, und ich vertraue ihm.“

Obama-Kritiker haben das Fehlen politischer Inhalte in Obamas Video sofort kritisiert. Obama dürfte das egal sein. Für ihn geht es zunächst mal vor allem um eines: Geld. Er braucht Spenden für seinen Wahlkampf, von dem manche Experten bereits vermuten, es könnte der teuerste aller Zeiten werden. Von mehr als einer Milliarde Dollar ist bereits die Rede. 2008 waren es etwa 750 Millionen. Die erste Spendenaktion ist laut CNN für den 14. April in Chicago geplant.

http://www.youtube.com/watch?v=f-VZLvVF1FQ

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