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iPad-Zerstörer. Macht kaputt was euch bald kaputt macht!

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Zu den YouTube-eigenen Absonderlichkeiten zählen seit geraumer Zeit auch Zerstör-Filme aller Art. Findige Hersteller von Küchenmixern demonstrieren im Zerkleinern von Alltagsgegenständen die Qualität ihrer Maschinen, Techniknerds testen die Haltbarkeit und das Innenleben ihrer Gadgets und manche möchten einfach gerne Dinge mit der Kettensäge zerteilen. In obigem Film nun zerprügeln sogenannte Jugendliche ein nagelneues iPad – jenes Gerät, das in den letzten Wochen netzweltweit zum Heiligen Gral erkoren wurde. Was die da machen ist also gewissermaßen ein ausgestreckter Mittelfinger gegen die Gesamtheit der Medien und der Meinungselite – und damit vielleicht so etwas wie der erste Punk des Jahrzehnts. Macht kaputt, was euch kaputt macht – dieser Slogan definierte einst die Front zwischen Autonomen und Staatsgewalt. Dieser klassische Konflikt scheint seine Reize heute aber ein bisschen eingebüßt zu haben, am 1. Mai werden eben wieder nur ein paar müde Vermummte Steine auf Polizisten werfen. Viel reizvoller ist es, das verrät der eigene Schmerzreflex beim Betrachten dieser Bilder, die Gesellschaft heute da zu kitzeln, wo es ihr noch weh tut: an ihren Statussymbolen und zwar an denen, die lagerübergreifend für „gut“ befunden werden. Eigentlich logisch: Der abgeknickte Mercedesstern von gestern ist das zertrümmerte iPad von heute. Hier wie dort ist es die langweilige und angebetete Perfektion des Produkts, die die Zerstörung so wertvoll macht. Irgendeine Windows-Mühle zu zermatschen - das hätte niemanden interessiert. Aber die sterilen und kosmetischen Apple-Teile aus ihrer Aluminiumhülle zu prügeln, das reibt sich gut. Und so wenige Gedanken die Jungs sich dabei auch gemacht haben mögen: Ihre sinnlose Gewalt gegenüber einem so sinnlos mit Bedeutung aufgeladenen Gerät hat einen äußerst erfrischenden Effekt. Seht her, wir machen das Wunderding mit zwei Schlägen hin. Wir können darauf verzichten. Das ist die Botschaft, die der applewund geschossene Betrachter darin lesen kann, wenn er will. Wenn man den ersten Tutdasnicht!-Reflex überwunden hat, fühlt es sich gut an, irgendwie. Dass nun die Neo-Punks da oben ihre Tat mit einem iPhone filmen und auch sonst vermutlich keine einzige Idee zu ihrem Kraftakt hatten – geschenkt. Was zählt, ist die menschliche Regung.

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