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Die Gore Gore Girls und die Rückkehr der Girlgroups

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Produkt: Gore Gore Girls - Get The Gore (Bloodshot)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Warum: Weil man schon seit Längerem ein Revival von Sechziger-Jahre-Girl-Group-Pop beobachten kann und die neue Platte der Gore Gore Girls aus Detroit, die letzten Freitag erschienen ist, ein guter Anlass ist, dieses Revival einmal zu thematisieren. Die Gore Gore Girls gibt es zwar bereits seit zehn Jahren, aber erst mit ihrer neuen Platte „Get The Gore“ hoffen sie, ihren bisher größten Erfolg zu erzielen und einem breiteren Publikum bekannt zu werden. „Es ist lustig, wie Themen manchmal an die Oberfläche gespült werden“, sagt Gore Gore Girls-Gründerin Amy Gore in einem Interview. „Viele kleine Teile können plötzlich zu etwas Großem werden.“ Kleine Teilchen gab es viele in den letzten Monaten: Vor kurzem hat die ehemalige Lead-Sängerin der Shangri-Las, Mary Weiss, ihr Solodebüt veröffentlicht – rechtzeitig vor ihrem 60. Geburtstag -, aus Gwen Stefanis Hit „The Sweet Escape“ kann man Spuren des Girl-Group-Sounds heraushören, es gab den Song „Everbody’s Darling“ von der in Berlin lebenden Schwedin Soffy O und natürlich den für acht Oscars nominierte Film „Dreamgirls“, der die Geschichte der Girl Group „The Supremes“ nacherzählt. Dazu kommen eine Reihe neuerer britischer Frauenbands wie The Puppini Sisters , The Priscillas oder The Pipettes, die mit ihren Shalalas, Shoop-Shoops und Doo-Wah-Diddys, mit gepunkteten Petticoats und einer Mischung aus Garagen-Schepper-Sound und Zucker-Pop den männlichen Konkurrenten ein anderes Musik-Konzept als Rock entgegen setzen. Sie wollen der Popmusik den Glamourfaktor zurückgegebn. Bei all den dünnen Jungs mit Gitarre um den Hals, die die Rolling Stones kopieren wollen, tut es Augen und Ohren auch mal ganz gut, wenn ein paar andere Kamellen der Popgeschichte als Vorbilder aus den Kisten gekramt werden: „Wir beziehen uns nicht auf diese Jungs-Rocktradition“, sagt Gwenno Saunders von den Pipettes. „Wir wollen den Girlband-Sound aus der Frühphase des Rock’n’Roll wiederaufleben lassen, denn wir finden, dass dieser überschwängliche, harmonische Stil eine genauso wichtige, wenn nicht sogar stärkere und bessere Kraft der Musik ist.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

The Pipettes So richtig angefangen mit den Girl-Groups hat alles eines Tages 1957, als fünf Klassenkameradinnen im Teenageralter vor dem Broadway die Boygroup The Valentines vorbeigehen sahen und ihre Helden um ein Autogramm baten. Dabei erwähnten sie, dass auch sie selbst als Band nach der Schule bei Basketball-Turnieren auftreten würden. Der Name der Band: The Chantelles. Richard Barrett, der Sänger der Valentines, ließ die fünf Mädchen auf der Straße vorsingen und war so begeistert von ihrer Performance, dass er sie sofort unter Vertrag nahm. Der Girl-Group-Sound war geboren. Nur ein Jahr später veröffentlichten die Chantelles ihren Hit „Maybe“. Genau wie heute basierte auch damals der Erfolg der Girl Groups darauf, dass die Damen mit ihren süßen Melodien ein Gegenmodell zum Hüften kreisenden, damals noch rebellischen, die konservativen Eltern der 50er-Jahre verschreckenden Halbstarken-Jungsrock boten. Heute ist der Girl-Band-Sound die Rebellion gegenüber einer von Jungs dominierten Rockmusik. Aber auch schon damals gab es Ausnahmen wie die Shangri-Las und deren Sängerin Mary Weiss, die in schwarzer Lederjacke, engen Hosen und mit langen glatten Haaren auftrat und zu Motorradgrollen Songs mit Namen wie „Leader of the Pack“ sang.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Hammer Ein Bad-Girl-Image, das auch die Gore Gore Girls beeinflusst hat: Der Bandname wurde dem gleichnamigen Trashfilm aus den 70ern „Gore Gore Girls“ entlehnt, in dem Kunstblut geradezu inflationär eingesetzt wird und auch der Striptease nicht zu kurz kommt, Leadgitarristin Marlene nennt sich „The Hammer“ und auf Fotos tragen die Gore Gore Girls Mini-Kleider und Lackstiefel und haben riesige Gretsch-Gitarren in schwarz und weiß um den Hals hängen. Dazu kommt ihr scheppernder Sixties-Gitarren-Garagen-Sound aus drei Akkorden mit lieblichen Gesang darüber, der klingt wie eine Kreuzung des Girl-Group-Sounds der Ronettes und der Shangri-Las mit dem Rock von Iggy Pops Stooges . Oder wie ein Mix aus Detroit Cobras und den White Stripes. Es gibt nur cool und uncool und wie man sich fühlt. Diese Band ist definitiv cool. Für wen: Für Menschen, die Melodien und Harmonien lieben, aber auch den Rockfaktor nicht missen möchten Foto: Vickie Nelson, thepipettes.co.uk

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