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Im Warenkorb: Mord und Totschlag im ewigen Eis

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Produkt: „Whiteout“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Warum: Mord gehört dazu. In jedem Land, auf allen Kontinenten. Nur auf einem nicht. Die Antarktis. 14,2 Millionen Quadratkilometer groß, Inseln nicht eingerechnet. Ein Kontinent komplett aus Fels, bedeckt mit 30 Millionen Kubikkilometern Eis. Natürlich ist der Tod hier nichts Neues. „Scott und seine Crew, nachdem sie das Rennen zum Pol verloren haben. Unzählige andere, erfroren, in Spalten gestürzt, entkräftet, verhungert, alle tot. Aber Mord, das ist neu.“ So überlegt Carrie Stetko, US-Marshal in der Antarktis, als sie eine Leiche entdeckt, festgefroren am Ort einer Feldforschung, draußen im ewigen Eis. Carrie Stetko, wegen eines Vergehens aus alter Vergangenheit in die Antarktis entsandt, „den Bodensatz der Welt“, wie sie sagt, arbeitet als einziger Polizist in der Forschungsstation McMurdo, einem der wenigen Flecken, an dem in der Antarktis Menschen leben. 1200 Menschen im Sommer, 200 im Winter, wenn ewige Dunkelheit herrscht, eingeteilt in drei Gruppen: „Petrischalen“, das sind die Forscher. Personal, das sind die Köche und Mechaniker. Und die „NSFA“, das heißt „Naval Support Force Antarctica“ oder im Slang der Bewohner „No Sex For A while“. Es sind nur noch zwei Wochen bis zu der Zeit, da sich die Antarktis leert, alle Stationen auf Winterbetrieb umstellen, sechs Monate Dunkelheit beginnt – und ausgerechnet jetzt ist da diese Leiche, fürchterlich entstellt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Es ist eine großartige Bühne für einen Krimi, die da im Comic „Whiteout“ bereitet wird: eine eigene Welt, die Antarktis, in die zwei für diese Welt seltene Faktoren gesetzt werden – eine Frau und ein Mord. Warum zum Kuckuck ist da bislang noch keiner drauf gekommen? Einfach einen Krimi am unwahrscheinlichsten Ort für einen Krimi spielen zu lassen? Der Autor Greg Rucka und der Zeichner Steve Lieber haben diese Idee umgesetzt und einen Comic daraus gemacht, worauf man getrost pfeifen kann – als Comic allein nämlich ist „Whiteout“ Mittelmaß: Die Zeichnungen sind Comic-Fast-Food, üblicher, ohne große Überraschungen gezeichneter Kram, schnell wegzugucken. Aber die Geschichte, die ist Wahnsinn. „Whiteout“ lebt von der Kraft der Idee, einen Krimi an der Antarktis spielen zu lassen, einem Ort, an dem der Kreis der Verdächtigen naturgemäß begrenzt ist, ja an dem eigentlich jeder jeden kennt und an dem Fluchtmöglichkeiten für einen Mörder kaum existieren. Durch dieses Setting entsteht ein Sog, den der Autor Greg Rucka mit seinem knappen, in kurzen Sätzen gehaltenen Text noch verstärkt. Es ist deswegen kein Wunder, dass „Whiteout“ schon längst verkauft ist, an Hollywood, das aus der Idee einen Film gemacht hat, der gerade mit Kate Beckinsale als Marshal Carrie Stetko verfilmt wird. Allerdings nicht in der Antarktis, sondern in Kanada. Für wen: Für die kleinen Detektive im Geiste. "Whiteout" ist bei Cross Cult erschienen und kann hier für 16 Euro bestellt werden. Alle Bilder aus der besprochenen Publikation.

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