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Und dann war es Nacht: "Filmriss" - im Warenkorb

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Produkt: „Filmriss“ von Kati Rickenbach

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Warum: So sehr sie den Kopf auch ins Kissen drückt, das Klingeln endet nicht. Unerbittlich klingelt das Telefon, das Geräusch reißt sie quälend langsam aus dem Schlaf, sie denkt: Scheiße, mein Kopf. Es ist ein Sonntag, später Nachmittag, da ist Kopfweh, großes, gewaltiges, alles niederdrückendes Kopfweh – und sonst nichts. Sie kann sich an nichts mehr erinnern von letzter Nacht. Nur, dass da eine Party war, mit ihrer Freundin Nina, und dann war da dieser Typ, an der Bar, er sagte: „Trinkst du, um zu vergessen?“ So fängt der Comic „Filmriss“ von Kati Rickenbach an: mit einem Flashback, der kein Flashback ist – schließlich fehlen die Erinnerungen. Nur eine dunkle Vorahnung existiert, wegen des Knutschflecks, den die Heldin an ihrer Schulter entdeckt, ohne zu wissen, wie er dort hingekommen sein könnte. Sie ruft ihre Freundin Nina um Hilfe an, vielleicht, so hofft sie, weiß Nina ja, was noch geschah in dieser Nacht. So entfaltet sich der Comic „Filmriss“, blättert seine Geschichte in ein, zwei, viele Geschichten auf, denn Nina kann nicht weiterhelfen, sie sah nicht, was noch geschah – aber auch ihr ist vergangene Nacht etwas passiert. Wie auch dem Jungen mit der Kappe, der am Morgen danach weinend in einem Café sitzt, wie der Psychiater, der sich so auf einen guten Kaffee an einem freien Sonntag freut, wie der Sonnyboy mit den Sunshine-Pillen, wie die Sängerin, die immer einen doppelten Sherry on the Rocks trinkt und zu sagen pflegt: Trinkst du, um zu vergessen? So verschränkt sich der Comic, denn alle diese Geschichten sind ineinander verwoben, miteinander verbunden, wegen dieser einen Nacht: Die Zeichnerin Kati Rickenbach hat eine einfache Geschichte, die einer Nacht am Samstag, zu einem verzweigten Netz von Geschichten gemacht, in dem Sachen, die gerade noch sicher schienen, jählings kippen, und seltsame Geschehnisse plötzlich sonnenklar werden. Das macht Spaß, vor allem wenn es so gezeichnet ist wie bei Kati Rickenbach, in ganz strengen Bilderfolgen, immer sechs Bilder auf einer Seite, der Aufbau des Comics ist so strikt wie die Geschichte frei ist. Am Ende fährt dann ein Taxi durch die Nacht, es ist die Nacht des Sonntags, und im Radio läuft „Everlasting Love“ – bis nächstes Wochenende dann. Für wen: Für alle, deren Sonntag auch erst um 16 Uhr Nachmittags beginnt. "Filmriss" ist bei Edition Moderne erschienen und kann hier für 14,80 Euro bestellt werden

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