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Der Tod des Osama auf Twitter

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Es ist Sonntag abend deutscher Zeit als Sohaib Athar, IT-Berater im pakistanischen Abbottabad einen lauten Knall in seiner Nachbarschaft bemerkt und darüber twittert. Er schreibt über Hubschrauber-Geräusche und spekuliert über deren Herkunft. Wenige Stunden später wird er auf sein Weblog einen Text mit der Überschrift stellen: "Ich bin der Typ, der live über die Ermordnung Osama bin Ladens bloggte, ohne es zu wissen." Was dazwischen liegt, kann man in Sobaibs Twitter-Account nachlesen: es ist das langsame Reifen einer Erkenntnis. Sohaib Athar bemerkt, dass er gerade Teil der Weltgeschichte geworden ist, ohne es zu wissen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Kurz nachdem er auch den Ort des vermeintlichen Helikopter-Unfalls verlinkt hat, retweetet Sohaib eine Meldung, die einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen in Pakistan und der plötzlich angesetzten Rede Barack Obamas herstellt. Nachdem er sich  öffentlich die Frage gestellt hat, welche Musik man an einem solchen Tag wohl im örtlichen Coffeeshop spielen solle, verbreitet Sohaib dann über Twitter die Erkenntnis, der Live-Blogger der bin Laden Ermordung zu sein - ohne es zu wissen.

Dann bricht eine Flut an Presseanfragen auf ihn nieder, die er distanziert mit den Worten beantwortet: "Ich bin einfach nur ein Twitter-Nutzer, der zum Zeitpunkt des Crashs wach war. Es gibt halt nicht so viele Twitter-Nutzer in Abbottabad, das ist alles." Damit könnte man es in der Tat bewenden lassen, steckte nicht hinter dem Nachrichtenkanal Twitter und der Meldung vom Tod des Terroristenführer noch mindestens eine weitere Geschichte. Die nämlich, dass die nach Eil- und Breaking-Meldungen süchtige Medienwelt spätestens heute in Twitter ihr neues Spielfeld gefunden hat.   

Bevor Barack Obama seine obige Ansprache an das amerikanische Volk richtete, in der er den Tod bin Ladens offiziell bestätigte, hatte sich nämlich bereits eine Meldung von Keith Urban durchs Netz verbreitet. Der Mitarbeiter von Donald Rumsfeld hatte seine Erkenntnis, dass bin Laden getötet worden sei, mit einem nur in Washington losgetreten. Spätestens seit dem ist bin Laden das bestimmende Thema auf Twitter. Neuigkeiten, Witze und tatsächliche neue Entwicklungen werden unter dem Hashtag undefined #obl (Osama bin Laden) verbreitet - aber nicht nur dort, wie der Fall von Sohaib Athar zeigt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mehr über den Osama bin Laden gibt es im Schwerpunkt auf sueddeutsche.de und hier im Tagesticker.

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