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Lynne und Tessa gehen baden - und keiner will es sehen

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Für die Bild-Zeitung sind sie "zwei süße Abiturientinnen aus Frankfurt/Main", für Axel Kühn (RTL II-Programmdirektor) sind sie "Weltstars im Internet" und für RTL II sind sie der Quoteneinbruch am Montag abend: Lynne und Tessa, zwei Mädchen, die im vergangenen Sommer damit bekannt wurden, dass sie sich beim Nachsingen filmten und das ins Netz stellten, zeigen jetzt in ihrer so genannten Show, wie andere Menschen sich selber filmen und das ins Netz stellen. RTL II nennt das "die witzigsten Clips, die derzeit in den Weiten des Internets kursieren" und gab den beiden dafür am Montag abend einen Sendeplatz. Laut Quotenmeter.de gingen "Deutschlands bekannteste Online-Stars" (RTL II) damit "komplett baden". Lediglich 450.000 Zuschauer wollten sehen, was die beiden im RTL-eigenen Videoportal Clipfish an lustigen Filmchen gefunden haben. Das ist nicht nur in Fernseh-Kategorien erschreckend wenig, auch online findet man leicht Sendungen, die mehr Zuschauer haben: Selbst diese Minute Stille (aus Anlaß des Memorial Days) wurde bei YouTube z.B. innerhalb eines Tages 458.000 Mal angesehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Doch das Problem von Lynne und Tessa (und im übrigen auch vom Sat1-Konkurrenten MyVideo-Show) sind gar nicht die mangelnden Zuschauer, sondern vielmehr die mangelnde Kreativität der Macher. Lediglich die Gesichter aus dem Web zu übernehmen, führt nicht zu einem modernen Fernsehformat. Und lediglich verpixelte Filmchen mit schlechtem Slapstick-Humor zu versenden, macht noch keine lustige Sendung. Dass man sich als Zuschauer für Entdeckungen bei YouTube begeistern kann, liegt zum einen daran, dass sie etwas Besonderes sind (und nicht einfach so zwischen Klingelton-Werbung versendet werden). Außerdem gibt es im Netz die Möglichkeit, selber aktiv zu werden - die Filme also zu kommentieren oder weiterzuschicken. Im Fernsehen kann man nur zu überteuerten Preisen bei dämlichen Gewinnspielen teilnehmen.

Mehr zum Thema "Lachen im Netz" gibt es in dieser Kleinen Geschichte des YouTube-Humors

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