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3500 bis 4500 Euro Spenden für den Nikolaus

Foto: privat, Collage: jetzt.de

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Was einen guten Nikolaus ausmacht

Ein Nikolaus braucht eine gewisse Ausstrahlung, damit die Kinder auch Respekt vor dem heiligen Nikolaus haben. Strenge sollte mit einer gewissen Herzlichkeit verbunden sein. Man muss da also nicht den Bösen raushängen lassen. Dafür hat man ja dann den Krampus.

Ich spiele hobbymäßig Theater auf einer Laienbühne. Ich bin deshalb relativ wortgewandt. Zur Begrüßung oder am Schluss sagt man schon oft ähnliche Sachen. Was ich zu den Kindern sage, stimme ich aber individuell auf sie ab. Da muss man aus dem Stehgreif abliefern. Wenn das Kind, das den Stab hält, ihn dauernd dreht, kann man ein bisschen schimpfen und sagen: “Der Stab ist kein Kreisel.“

Man muss außerdem vernünftig und ehrlich sein – und sich beim Glühwein zurückhalten. Es wäre blöd, wenn man beim letzten Termin dann nicht mehr lesen kann, was im goldenen Buch steht.

Das Kostüm ist natürlich auch wichtig. Viele Kinder sehen ja auch in der Stadt oder beim Fußballverein einen Nikolaus. Der richtige Nikolaus ist für die Kinder aber der, der nach Hause kommt. Alle anderen Nikoläuse sind in den Augen der Kinder verkleidete Nikoläuse. Wir haben im Gegensatz zum Kaufhausweihnachtsmann auch deshalb selbst genähte Gewänder vom Pfarrer und einen Stab aus Holz mit Eisenspitze. Das Kostüm  muss hochwertig aussehen.

Auch der Bart muss authentisch aussehen. Es würde aber Jahre dauern, bis ein echter Bart lang genug ist. Ich habe daher einen Bart, der im Prinzip wie eine Kapuze funktioniert. Der hat zwei Gummibänder und wird übergezogen und dann kommt eine Perücke oben drauf. Der Bart sieht aber schon authentisch aus. Und die Kinder kennen sich mit echtem Bartwuchs ja ohnehin nicht aus. Das funktioniert schon.

Was ich genau tue

Wir fahren immer mit dem Auto zum Kunden. Unsere Gewänder haben wir beim Autofahren an. Vor dem Haus des Kunden ziehen wir dann Bart und Perücke über, weil die beim Fahren stören. Dann nehme ich noch meinen Stab, mein Buch und gehe zum Haus. Die Eltern legen die Geschenke schon eingepackt vor die Tür. 

Ich nehme dann meine Stichpunkteliste und lege sie in mein Buch. Wir wissen durch die Anrufe der Eltern, was wir über die Kinder erzählen sollen. Dann schlägt der Krampus mit der Rute an das Fenster. Die Kinder merken: „Oh, da passiert jetzt was!“

Drinnen wird einer nach dem Anderen  vom Tisch aufgerufen. Der Jüngste soll den Stab halten. Dann werden jedem Kind die jeweiligen Punkte vom Nikolaus gesagt. Wenn etwas Negatives dabei ist, dann schlägt der Krampus auch mal mit der Rute auf seinen eigenen Fuß und macht sich ein bisschen bemerkbar. Am Schluss fragt der Nikolaus, ob noch jemand ein Gedicht oder ein Lied vortragen will. Die Meisten singen dann etwas vor oder schenken dem Nikolaus ein selbstgemaltes Bild. Dann gibt es die Geschenke. Die bekommen die Kinder auch erst, wenn sie Danke gesagt haben.

 

Wie ich dazu gekommen bin

Nikolaus sein hat in meiner Familie Tradition. Ich habe meinen Vater schon als Jugendlicher als Krampus begleitet. Weil mein Vater heute nicht mehr lebt führe ich die Tradition fort. Insgesamt gibt es bei uns vier Zweierteams, bestehend aus je einem Nikolaus und einem Krampus.

 

 

Was im Kopf bleibt

An Nikolaus kommt immer die ganze Familie zusammen. Da ist einfach schön. Einmal waren wir bei einer Familie, bei der der Opa schon bettlägerig war. Der Opa hat sich extrem gefreut, dass wir gekommen sind. Das ist wirklich toll. Es freuen sich also nicht nur die Jungen, sondern auch die Alten, wenn der Nikolaus kommt.

 

Wie wir an Kunden kommen

Es gibt Leute, bei denen hat mein Vater damals schon den Nikolaus gemacht. Die rufen uns jetzt wieder an, weil die mittlerweile selbst Kinder haben. Es gibt sogar Familien mit fast schon erwachsenen Kindern –so 13-, 14-Jährige. Die wollen trotzdem, dass wir zu ihnen kommen, weil das für sie einfach ein schönes Fest ist.

 

Was wir einnehmen

Wir machen das Ganze für Spenden. Die gehen an Initiativen, die sich für Kinder einsetzen – zum Beispiel an die Krebsstation der Haunerschen Kinderklinik in München. Wir zahlen sogar das Benzin selbst. Das ganze Team sammelt, wenn es vierzig Termine, gibt zwischen 3500 und 4500 Euro. Jeden Abend– also am 5. Und 6. Dezember– macht ein Paar ungefähr sieben Termine. Die Leute geben zehn, zwanzig oder auch mal fünfzig Euro pro Kind. Da gibt es keinen Standardbetrag.

 

Was schade ist

Ich merke stark, dass es früher mehr Interesse am Nikolaus gab. Wir haben vor ein paar Jahren nicht einmal Werbung machen müssen. Dieses Jahr machen wir zum Beispiel Aushänge im Kindergarten, weil es bisher nur knapp ein dutzend Anfragen gibt. Ich fände es schade, wenn der Nikolaus ausstirbt, denn es gehört einfach zu unserer Tradition dazu.

 

Der Spruch auf Partys

Die Meisten finden es einfach super, wenn ich ihnen erzähle, dass ich Nikolaus bin. Da kommt dann meistens die Frage: „ Kannst du das auch bei uns machen? Wir bräuchten da auch mal einen Nikolaus. Kann ich mich da an dich wenden?“. Das ist dann auf Partys fast schon wie Werbung und man lernt so neue Leute kennen.

 

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