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Same same, but different

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Ein Bett, ein Schreibtisch, ein Schrank und ein Regal – viel mehr passt nicht auf die 10 Quadratmeter, die die Bewohner des Geschwister-Scholl-Heims in der Münchner Maxvorstadt zu Verfügung haben. Dafür ist die Miete sehr studentenfreundlich, 162 Euro beträgt sie im Monat. Der Grundriss der Zimmer ist einheitlich, die Möbel lassen sich nicht umstellen. Die Behausung ist bescheiden, aber auch auf kleinem Raum kann man sich austoben. Acht „Schollis“ haben uns in ihr privates Reich gelassen – und siehe da, die kleinen Unterschiede machen viel aus.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

20 Studenten wohnen auf diesem Flur. Sie teilen sich drei Toiletten, zwei Duschen und eine große Wohnküche. Auf den nächsten Seiten zeigen uns die Bewohner ihre Zimmer und erzählen von ihren Erfahrungen in der Riesen-WG.


Anja Scharf, 22, Bio und Chemie auf Lehramt

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Mein Onkel hat vor 25 Jahren auch schon hier gewohnt und er meint, dass alles immer noch so aussieht wie früher, auch die sanitären Anlagen. Aber ich finde, das macht das Charisma unseres Wohnheims aus. Je gammliger das Wohnheim ist, desto cooler sind die Leute! Mit den 10qm muss man erst mal zurechtkommen. Und nachts durch den ganzen Flur zu laufen, um aufs Klo zu gehen, nervt auch. Ansonsten fühl ich mir hier sehr wohl. Das einzige, was mir wirklich fehlt, ist ein großes Bett, wie ich es früher gewohnt war. Zurzeit habe ich keinen Freund, aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass es zu zweit sehr eng hier drin wird.“


Manfred Bäuml, 29, Bautechnik und Psychologie auf Lehramt

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Blöd ist natürlich, dass man nach dem Essen sein Geschirr gleich spülen muss. Aber das geht nicht anders, wenn man zu zwanzigst auf einem Flur wohnt. Dafür hat man aber neunzehn Mitbewohner und immer Gesellschaft. Da die Studenten über Wartelisten ins Wohnheim kommen, kann man sich seine Mitbewohner natürlich nicht selbst aussuchen. Viele zählen aber inzwischen zu meinen Freunden. Wenn ich doch manchmal ein bisschen Auszeit brauche, verzieh ich mich zu meiner Freundin, die hat mehr Platz. Wenn ich im Herbst ausziehe, hab ich dann insgesamt sechs Jahre in verschiedenen Wohnheimen gewohnt. Das reicht dann auch.“


Gerhard Helfrich, 23, Elektrotechnik

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich weiß, so stellt man sich nicht das typische Zimmer eines Elektrotechnik-Studenten vor. Die meisten meiner Kommilitonen bauen ja auch lieber an ihren PCs herum und weniger an ihrer Einrichtung. In meinem Studium fehlt ein bisschen der kreative Aspekt, deshalb bastle ich viel in und an meinen Zimmer herum, wenn mir langweilig ist. Wichtig ist, dass es bunt ist. Der rosa Plüschhelm war ein Geburtstagsgeschenk von zwei Kumpels von mir. Bei uns auf dem Stockwerk ist eine ziemlich gute Atmosphäre, auch wenn die Sache mit der Küche nicht immer funktioniert. Die Türe stehen immer offen und jeder läuft bei den anderen ein und aus. Arek, der ein paar Türe weiter wohnt und wie ich aus Traunstein kommt, kenn ich schon seit dem Kindergarten.“


Wolfgang Schiedelbauer, 26, Architektur

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„In meinem letzten Wohnheim hatte ich 15qm, aber insgesamt auch nicht mehr Platz. Ich war von Anfang an von den Zimmern total begeistert. Die Architekten haben den Raum sehr durchdacht aufgeteilt, die Zimmer sind funktional und praktisch eingerichtet. Das Regal zwischen Bett und Waschbecken ist von beiden Seiten aus nutzbar und dient gleichzeitig als Raumtrenner. Das Schollheim ist ein gutes Beispiel für den Baustil Anfang der 60er, damals war das Ziel, billigen Wohnraum für Studenten zu schaffen. Wie man sieht ziehe ich gerade aus, ich bin vor kurzem mit meinem Studium fertig geworden. Und ich freu mich auch darauf, bald ein eigenes Bad und Küche zu haben.“


Rainer Reisenauer, 23, Physik

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Wie man unschwer erkennen kann, ist meine Lieblingsfarbe rot. In dem Netz an der Decke hab ich alte Postkarten, Fotos und Kinokarten befestigt. Die Sessel am Fenster hab ich aus einem Kino mitgenommen, als die vor einiger Zeit ausgemistet haben. Auf unserem Stockwerk gibt es die seltsamsten Zimmer. Manche sind sehr spartanisch, andere total voll gestellt. Ganz hinten im Flur wohnt einer, der hat seine Wände komplett mit Schaumstoff ausgelegt, das sieht aus wie in einer Gummizelle. Was den Komfort betrifft: besonders anspruchsvoll darf man nicht sein, aber ich bin ja noch Student, von daher ist das für mich in Ordnung. Dafür komm ich morgens schnell in die Uni."


Kea Zielhardt, 20, Medizin

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Ich bin eher ein ordentlicher Mensch, das funktioniert zum Glück auch auf den 10qm. Das Zimmer von Imad [nächstes Zimmer] ist ein gutes Gegenbeispiel. Ich bin erst vor einem dreiviertel Jahr von Göttingen nach München gezogen. Seit Februar wohn ich hier im Wohnheim und bin froh, dass die Wohnungssuche in München jetzt endlich ein Ende hat. Mal im Wohnheim zu wohnen gehört für mich zur Studentenzeit dazu. Allerdings ist Privatsphäre hier schon knapp bemessen. Ich höre immer meine Zimmernachbarin telefonieren und ständig Leute an der Tür vorbeigehen. Von dem, der über mir wohnt, bekomme ich auch öfters andere laute Geräusche mit.“


Imad Ail, 26, Philosophie

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

"Mich fragen ständig Leute, wo ich meinen Kram hinpack, wenn ich mal Platz brauche. Aufs Bett, auf den Schreibtisch, auf den Boden. Aufs Bett, auf den Schreibtisch, auf den Boden. Immer in dieser Reihenfolge. Wenn man diese Regel befolgt, kann man in meinem Zimmer sogar Trampolin springen. Ich will übrigens nicht, dass die Leute von meinem Zimmer auf meine Person schließen, deswegen hab ich mich getarnt. Bei uns auf dem Flur bin ich so eine Art Diogenes, wir beide haben sehr viel gemeinsam. Mit ihm und Oskar aus der Sesamstraße würde ich gerne eine WG gründen. Aber ab und zu krieg ich schon einen Vogel hier drin. Was ich dann dagegen mache? Ich geh raus und trinke einen Kaffee."


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Illustration: Julia Schubert

Um die leidige Sache mit der Müllentsorgung zu regeln, werden Erinnerungszettel von Tür zu Tür weitergereicht.

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Illustration: Julia Schubert

Bei anhaltender Verantwortungsdiffusion kann es dann auch so aussehen.

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