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Vokabeln lernen: Netzneutralität

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Illustration: daniela-pass Die Meldung klingt wie eine lustige Idee, hat aber eine ernste Debatte ausgelöst: „Mailanbieter wollen Porto auf elektronische Post erheben“, vermeldete die New York Times in der vergangenen Woche die Pläne von AOL und Yahoo, in Zukunft Gebühren auf E-Mails zu erheben. Der Plan: bezahlte Post, so genannte Priority Mail, wird bevorzugt behandelt und muss nicht mehr mühsam aus der Flut der Spam-Mails herausgefiltert werden. Verschickt beispielsweise ein Online-Versandhaus eine Bestellbestätigung an seinen Kunden, fertigen Yahoo und AOL diese bevorzugt ab, wenn der Empfänger einverstanden ist und der Versender bis zu einem Cent pro Mail bezahlt hat.

Vordergründig scheint dieser Ansatz Spam-Versendern das Leben schwer zu machen. Tatsächlich jedoch soll er vor allem den Mailanbietern und Netzbetreibern die Kassen voll machen. Diesen geht es nämlich gar nicht um Spam-Mails, sie befürchten, nicht genügend am Internet zu verdienen: „Die Netzbetreiber geben Vermögen aus, um die Netzwerke zu bauen und zu unterhalten, die Google dann mit seinen billigen Servern nutzt", zitiert das ZDF John Thorne vom US-Netzbetreiber Verizon (aus einem Gespräch mit der Washington Post). Dahinter steckt eine „pay-to-play“-Vision, wie es das US-Magazin The Nation nennt, der Plan also, Inhalte, die übers Netz transportiert werden, nicht mehr gleich zu behandeln. Solche Inhalte, die den Netzbetreibern genehm sind (weil sie extra bezahlt wurden), sollen bevorzugt werden, andere (zum Beispiel in so genannten Peer-to-Peer-Netzwerken) werden nachrangig behandelt.

All diese Pläne, kritisiert das Center for Digital Democraty, seien ein Anschlag auf die Netzneutralität. Es verändere das Prinzip des freien Internets, in dem alle gleich behandelt werden. Gleiches befürchtet auch der US-Professor Lawrence Lessig. Bei einer Anhörung vor dem US-Senat zum Thema „Netzneutralität“ sagte er, diese Pläne stellten eine fundamentale Veränderung der Internet-Kultur dar: „Erstmals in der Geschichte des Internets haben die Netzbetreiber die Möglichkeit und einen Anreiz, Innovationen im Netz zu blockieren.“ Schließlich seien die derzeit führenden Angebote im Internet mit nichts als einer guten Idee gestartet. Google, eBay und Amazon mussten keine Zugangsgebühren zahlen, um sich durchzusetzen, betonte der Professor.

Nicht nur vor dem US-Senat war die Netzneutralität in dieser Woche Thema, auch die für den US-amerikanischen Telekommunikations-Wettbewerb zuständige FCC hat sich damit bereits befasst. Deren Sprecher Michael Copps sagte dem Wall Street Journal: „Wir müssen wachsam sein, um sicherzustellen, dass die Netzwerk-Anbieter nicht die Torwächter des Internets werden – mit der Macht zu diktieren, wer das Internet nutzt und zu welchem Zweck.“

Weil sie sich darauf nicht verlassen will, hat die US-Organisation Free Press jetzt eine Online-Aktion zur Sicherung der Netzneutralität ins Leben gerufen. Die Idee: den Kabelnetzbetreibern eine Mail mit der Aufforderung schicken, die Netzneutralität nicht anzutasten – ganz ohne Porto.

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