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WTF? Die skandinavische Uniform

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Wir müssen schon wieder über Skandinavien reden. Und zwar darüber:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Hier haben wir sie, fünf moderne Supermädchen wie aus dem Bilderbuch, alle gertenschlank, eine hübscher und stylischer als die andere, die Outfits chic und unaufgeregt, und diese tollen Haare erst. Wenn Bruce Darnell sie sehen würde, er würde die Arme in die Luft reißen und so etwas sagen wie „Pow-pow-pow-pow-poooww!“ Die abgebildeten Damen sind allesamt junge dänische Modebloggerinnen und treffen sich hier zur Vollversammlung. Bei der Kombination „Dänen + Mode“ kann ja eigentlich nicht viel schiefgehen. Die Nordlichter haben es einfach so was von mehr drauf als wir, Ende, Aus. Selbst männliche Physikstudenten von der Tekniske Universitet sehen dort aus wie „i-D“-Models und Mädchen kommen da oben schon mit der Lederjacke von Acne auf die Welt. Auch bei der ganzen Internetsache haben die Dänen, Schweden und Norweger selbstverständlich die Nase vorn. Nirgendwo kann man mehr Modebloggerinnen pro Einwohnerzahl finden; die skandinavische Formel – geschickt kombiniert, puristisch und Hauptsache schwarz – hat längst die Weltherrschaft an sich gerissen. Aber halt! Sehen die nicht alle gleich aus? Wie das eben so ist in der großen Quasselbude Internet, maulen jetzt die ersten über den „skandinavischen Einheitsbrei“ und dass Blogs, die ursprünglich die frohe Kunde von Individualität und Einfallsreichtum verbreiten sollten, nun genau das Gegenteil tun. Manche werden mehr als 10.000 Mal am Tag angeklickt. Vor allem aber lesen Modebloggerinnen andere Modebloggerinnen. Wenn eine nun einen Topshop-Fummel empfiehlt, verbreitet sich das Teil wie ein Lauffeuer von Blog zu Blog und das Ding ist binnen Stunden ausverkauft. Die Chefbloggette im Dorf, Susie Bubble, die auf skandinavisch pfeift und stilistisch auf dem schmalen Grat zwischen genial und katastrophal herumtänzelt, äußerte sich verärgert über die ewiggleiche Bloggerkombination aus schwarzem Blazer, kaputten Jeansshorts und nietenbesetzten Gladiatorsandalen. Wie schnell die Klischees in der Mode doch immer wieder zur Stelle seien, seufzte sie. Ein Mädchen kommentierte: „Wenn du dich nicht an den typischen Blogger-Stil hältst, reagieren die Leute, als würde dir ein zweiter Kopf wachsen.“ Drunter jammerte eine weitere: „Es ist wieder wie früher auf der High-School!“ Dabei wünscht man sich diese dunkle Zeit ganz sicher nicht zurück.

Text: xifan-yang - Foto: anywho.dk

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