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"Fan sein war gestern"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



. . . um zu sagen: „Komm, lass uns auf ein, zwei Bier wohin gehen“ – und mich dann auch daran zu halten. Ich beneide zwar Menschen, die das können, aber sie verpassen auch immer das Beste. Denn das Prinzip lautet: Aus den Abenden, an denen man sich eigentlich vornimmt, früh zu gehen, werden die lustigsten Nächte. Klar, manchmal muss man gehen, wenn am nächsten Tag wirklich etwas Wichtiges ansteht. Aber ich versuche, es so oft wie möglich zu vermeiden. Man ärgert sich einfach, wenn man morgens aufsteht und der Mitbewohner gerade erst nach Hause kommt, selig im Flur schwankt und ohne Ende Geschichten erzählt, von denen man eigentlich nichts versteht, außer dass man mal lieber dabei gewesen wäre. Und so richtig ärgert man sich – und auch das ist mir passiert –, wenn man am nächsten Tag erfährt, dass die Freunde zwei Stunden nachdem man sie verlassen hat, spontan noch am selben Abend nach Mallorca geflogen sind. Irgendwann wird das Prinzip an der Verantwortung und dem Stress, die das Leben so bringt, sterben. Bis dahin bin ich gern zu jung.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


. . . um Fan zu sein. Zumindest wie früher. Damals habe ich mir etwas gesucht und mich dem exklusiv und zu hundert Prozent verschrieben. Ich war zum Beispiel mal großer Metal-Fan, habe nur Band-Shirts getragen, nur über Metal geredet und bin ewig zu Konzerten gefahren. So tief ich drin war, so schnell habe ich das Genre aber auch gewechselt. Nach Metal kam Reggae, dann Hip-Hop. Und Indie war es auch irgendwann mal. Wichtig war: Es musste immer eine Unternische sein. Das Trueste vom Truen. Nicht einfach nur Metal, sondern am Hardcore Thrash Metal. Indie, aber bitte nichts, was südlich von Leeds kam. Und Hip-Hop nur aus Hamburg. Wer anderer Meinung war, war kein echter Fan. Und immer fand man alles, was man vorher gehört, getragen oder gedacht hat, völlig daneben. Irgendwann habe ich mich nicht mehr nur auf eine Richtung beschränkt und komme mir jetzt vor, als hätte ich mein ganz eigenes Ding gefunden. Aber wer weiß, das finde ich in fünf Jahren vermutlich genauso dämlich, wie heute meine Fanphasen-Jugend. Aber schön war’s trotzdem.

Text: teresa-fries - Foto: Anna Ellmann

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