Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Was Trinkspiele über die Persönlichkeit aussagen

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Die Alkolumne handelt vom Trinken. Von den schönen und schlechten Seiten dieses Zeitvertreibs und den kleinen Beobachtungen und Phänomenen an der Bar. Aber egal, worum es grade geht, lieber Leser – bitte immer dran denken: Ist ungesund und kann gefährlich sein, dieser Alkohol.

Trinkspiele sind so alt wie das Trinken selbst. Die alten Griechen haben sie erfunden – und wie die Demokratie oder der Satz des Pythagoras, haben sie die Jahrhunderte überdauert.

Unter den tausenden durch WGs, Festivals und Studentenwohnheime geisternden Suff-Helfern, hat sicher jeder eins, das er am liebsten spielt. Oft sagt dieses Lieblings-Trinkspiel mehr über den Charakter des Spielers aus, als man im ersten Moment glauben mag.

Bierpong

Zwei Teams stehen sich an einem Tisch gegenüber. Jedes Team hat vor sich zehn Becher, halb gefüllt mit Bier. Die eine Mannschaft versucht mit Tischtennis-Bällen in die Bierbecher des anderen Teams zu treffen. Getroffene Becher müssen vom Gegner ausgetrunken werden, wer zuerst alle Becher des Gegners getroffen hat, der gewinnt das Spiel.

Der Bier-Pong-Spieler ist ein ehrgeiziger Geselle. Schon seit der F-Jugend hat er Fußball im Verein gespielt. Wenn er betrunken ist, erzählt er gerne die Geschichte von seinem entscheidenden Tor in der Endrunde um die Meisterschaft in der Kreisliga C. Weil das Bauingenieur-Studium so anstrengend ist und das Bier in der Stadt, in der er nun studiert, so lecker schmeckt, hat er die Fußballschuhe mittlerweile an den Nagel gehängt. Seine einst sportliche Figur gleicht mittlerweile eher einer Birne, als der von Cristiano Ronaldo. Das Einzige, dass er mit CR7 noch gemeinsam hat, ist sein Ehrgeiz und sein unbändiger Siegeswille. Deshalb wirft er jetzt Ping-Pong-Bälle in Becher, anstatt Lederbälle in Tore zu schießen.

Mäxchen

Das Mäxchen ist ein Würfelspiel. Gewürfelt wird reihum, dabei muss der Spieler immer mehr würfeln als sein Vordermann. Wenn er das nicht schafft, muss er den nächsten in der Reihe über seine gewürfelten Augen belügen. Der nächste in der Reihe entscheidet nach jedem Wurf, ob der Spieler vor ihm gelogen hat oder nicht. Ertappt er den Lügenbold, muss dieser trinken. Deckt er den Würfelbecher auf und und sein Vordermann hat nicht gelogen, muss er selbst zum Becher greifen.

Der Mäxchen-Spieler ist ein durchtriebener Fuchs. Zumindest denkt er das. Er hält sich intellektuell für so überlegen, dass er inception-mäßig in die Gedanken seiner Mitspieler eindringen kann. Er zieht einmal die Woche seinen einzigen Anzug an und trifft sich mit seinen Kumpels zum Pokern. Der Anzug ist ihm schon ein bisschen zu klein, aber egal: Suit Up! Den Poker-Koffer gab es mal im Schnäppchen-Supermarkt, den hat er, seit er fünfzehn Jahre alt ist. Ungefähr so lange hat er auch den Anzug. Er ist eher unsportlich, deshalb bevorzugt er ein Trinkspiel, dass sich gemütlich im Sitzen spielen lässt. Seine physischen Defizite kompensiert er mit angelesenem Wissen über Stochastik und der Facebook-Seite „faktastisch“.

 

7,11, Double

In der Mitte des Tisches steht ein halb volles Bierglas. Ein Spieler wirft zwei Würfel. Erzielt er insgesamt sieben oder elf Augen oder wirft eine doppelte Zahl, muss der Spieler zu seiner Linken das Glas austrinken. Während der trinkt, darf der Würfler nochmal würfeln. Es wird so lange gewürfelt, aufgefüllt und getrunken, bis keine Sieben, keine Elf und kein Doppel mehr gewürfelt wird.

Auch bei diesem Trinkspiel ist der Spieler eher unsportlich. Er würde sich selbst vom Stil her als classy bezeichnen und will später mal viel Geld verdienen. Deshalb studiert er BWL oder macht eine Ausbildung bei der Sparkasse. Er findet Trichtern und Bierpong zu anstrengend und auch irgendwie zu doof. Bei Mäxchen hat ihn immer gestört, dass da nicht so viel gesoffen wird. Deshalb hat er ein bisschen rumgegoogelt und dabei dieses Spiel gefunden. Dass es ein wenig kompliziert und weniger bekannt ist, stört ihn nicht im Geringsten. Im Gegenteil:  Er hat Spaß daran, anderen etwas zu erklären, alles zu wissen und zu erzählen, dass Zahlen schon immer sein Ding waren.

 

Trichtern

Das alkoholhaltige Kaltgetränk, meistens Bier, wird in seiner vollen Menge über einen Trichter in den Mund des Spielenden in wenigen Sekunden komplett eingeführt. In manchen Partygesellschaften muss der Trichternde bei einem Misserfolg, also dem Ausspucken statt dem Schlucken des Kaltgetränks, noch einen Wodka trinken.

Die Trichterer sind die Thorsten Legats der Trinkspiele. Sie haben ein lautes Organ und stehen stets unter dem selbst auferlegten Druck, jedem zeigen zu müssen, dass sie die Besten sind. Im Trinken, im Pöbeln, generell in allem. Sie zeichnen sich auf Festivals meistens durch ihr mit Ravioli vollgekleckertes Feinripp-Unterhemd aus. Sein Selbstvertrauen gänzlich aus der Anerkennung anderer ziehend, ist der Trichterer jemand, der am Anfang so übertreibt, dass er das Ende der Party meistens nur noch in der Horizontalen erlebt. Das findet er aber nicht so schlimm, so lange jeder gesehen hat, wie er sich am Anfang der Party eine Ein-Liter-Dose Bier vom Discounter in weniger als fünf Sekunden reingezogen hat.

Ring-Of-Fire

Bei Ring-Of-Fire wird in der Mitte des Tisches ein Ring aus Spielkarten gelegt. Jeder Spieler muss eine Karte ziehen. Jeder Zahl auf den Karten ist auf einer beiliegenden Liste eine Aufgabe zugeordnet. Beispiel: Bei der Dame müssen alle Mädchen trinken. Die Aufgaben variieren je nach Freizügigkeit, Offenheit und Trinkfestigkeit des spielenden Freundeskreises stark.

Damals in Melbourne in diesem geilen Backpacker-Hostel, da hatte der Ring-Of-Fire-Spieler die Zeit seines Lebens. Das war so cool, da hat man Dienstagabends einfach mal die Karten rausgeholt, sich ein Bier aufgemacht und Ring-Of-Fire gezockt. An einem Dienstag! Einfach so! In Australien hat der leicht neurotische, kontrollfreakige Spieler nämlich nicht nur sich selbst, sondern auch dieses Trinkspiel kennengelernt. Die Aufgaben legt natürlich nur er fest, er hat den anderen dieses Spiel ja schließlich auch erklärt. Die Liste, auf der die Aufgaben stehen, liegt natürlich direkt vor ihm. So kann er spontan, bewaffnet mit einem Kuli, auf mögliche Änderungen im Reglement reagieren. Bei einer Sache hat er aber noch Schwierigkeiten: Wie heißen diese ganzen Aufgaben jetzt nochmal auf Deutsch?

 

Das „Trink!“-Spiel

Beim „Trink!“-Spiel sitzt sich mit mehreren Personen in einem Kreis gegenüber. Wenn jemand auf dich zeigt und sagt „Trink!“, musst du trinken. So geht das immer weiter reihum, bis alle ihr Getränk leer getrunken haben.

Das „Trink!“-Spiel ist harter Tobak. Sozusagen die letzte Ausfahrt, das Sodom und Gomorra des Trinkens, die absolute Abgestumpftheit, das Ende. Genauso verhält sich das auch mit demjenigen, der das „Trink!“-Spiel spielen will. Nur die ganz harten, ganz abgestumpften unter den Trinkspielern greifen am Ende des Abends zu diesem Zeitvertreib. Da die Regeln sehr einfach sind, muss quasi keine Hirnzelle mehr angestrengt werden. Das kommt dem „Trink!“-Spieler ganz gelegen, denn all zu viele davon, hat er nicht mehr übrig.

Weitere Texte: 

  • teilen
  • schließen