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Das ist... Kate Tempest, die "Stimme unserer Generation"

Foto: Niamh Convery

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Das ist...

...Kate Tempest, Britin, 30 Jahre alt und ansonsten vieles auf einmal: Rapperin, Spoken-Word-Performerin, Lyrikerin, Theater- und Buchautorin – und gerade die Frau, der man zuhören sollte. Vor allem als junger Menschen. Und vor allem jeder, der in den vergangenen Jahren angefangen hat, Spoken Word und Poetry Slam zu belächeln. Kate Tempest gibt ihnen nämlich ihre Relevanz zurück. Oder zeigt vielmehr, dass die nie weg war.

Die kann...

...wie gesagt: vieles. Seit zwei, drei Jahren taucht sie immer wieder irgendwo auf, weil wieder jemand von ihrer rauen Stimme und ihrer dichten Sprache, ihrem authentischen Auftreten und ihrer sehr intensiven Bühnen-Performances und -Präsenz angetan ist. Kate Tempest, aufgewachsen im Südosten Londons und mit 16 ohne Abschluss runter von der Schule, rappt und dichtet über das Jungsein und das Erwachsenwerden, über die Desillusionierung unserer Generation, aber auch darüber, aufzustehen und sich zu behaupten. Und das alles besticht vor allem dadurch, dass es unbedingt aus ihr raus muss. So fühlt es sich zumindest an, wenn man ihr zuhört. Kate Tempest bringt die Menschen dazu, mit offenen Mündern zuzuhören.

In England und den USA wird sie schon länger bejubelt, ihr 2014 erschienenes Hip-Hop-Album „Everybody Down“ wurde aber auch international gelobt (unter anderem in der SZ mit den Worten „Wer da nicht auch mindestens gerührt ist, hat weder Herz noch Verstand“). Gerade kommt sie in Deutschland so richtig an, denn in dieser Woche erscheint ihr Roman „The Bricks That Built The Houses“ in deutscher Übersetzung unter dem Titel „Worauf du dich verlassen kannst“ bei Rowohlt. Kommenden Monat dann auch ihr Gedichtband „Hold Your Own“ in einer zweisprachigen Ausgabe in der Edition Suhrkamp. Ende Mai und Anfang Juni reist sie für vier Lesungen nach Deutschland.

Die kommt...

...aus keiner Tradition und gleichzeitig aus allen Traditionen. Vorbilder und Einflüsse sind zum Beispiel der Wu-Tang Clan, James Joyce, Mos Def, Talib Kweli, A Tribe Called Quest, The Fugees, Eminem, die Künstler der Beat Generation (die ja vielen Spoken-Word-Künstlern Pate stehen) – aber auch die griechische Mythologie. Ihr Gedichtband „Hold Your Own“ referiert auf den Mythos des Sehers Teiresias, der von einem Mann in eine Frau und wieder in einen Mann verwandelt und schließlich geblendet wurde. Grundthema ist also: Verwandlung. Klingt nach einem spannenden Konzept.

So eines hat auch ihr Roman, der laut New Yorker eigentlich eine „adaptation of the recording“ ist, also eine Adaption ihres Albums „Everybody Down“: Szenen und Figuren aus ihren Songs stehen im Zentrum des Buches, das die Geschichte von vier Londonern Mitte Zwanzig erzählt, die gemeinsam die Stadt verlassen. Eine von ihnen, Harry, ist im Buch eine Frau, war im Song aber ein Mann – Verwandlung also auch hier. 

Die geht...

...überall hin, wo es eine Bühne gibt und ihr die Menschen zuhören. Darum ist sie schon an den verschiedensten Orten aufgetreten, zum Beispiel in Nachtbussen, in einem Frauengefängnis, im Nuyorican Poets Café, im Royal Court Theatre oder auf dem Glastonbury Festival. Obwohl sie auch Bücher schreibt, hat sie vor allem den Drang auf die Bühne, denn sie sagt: Gedichte müssen laut vorgetragen werden. Auch wer einen Gedichtband liest, sollte das laut tun. Und die Lyriker selbst sollen aufhören, so viel auf sich selbst zu halten. „Intellectual snobbery“ nennt Kate Tempest es, wenn es denen, die schreiben, nur um sich selbst geht, wenn es ihnen doch ums Publikum gehen sollte. Wenn sie doch rausgehen und ihre Gedichte in die Welt rufen sollten.  

Wir lernen daraus, dass... 

...es auch in unserer Generation noch Stimmen dieser Generation braucht und gibt. Und dass Kate Tempest eine solche Stimme sein kann. In ihren Texten geht es um Identität und Liebe, aber auch um Klassengesellschaft, Armut, Desillusionierung. Eines der besten und aktuellsten Beispiele ist vielleicht ihr Gedicht „Europe is Lost“. Das ist dringlich und toll:

Nur Google weiß, dass...

...sie angeblich mal eine Hals-OP hatte, die ihre Stimme verändert hat. Zumindest klingt das in der Beschreibung unter diesem Video so, auf das man in der Video-Suche stößt. Sonst ist aber nirgends etwas über eine solche OP zu lesen.

...Kate Tempest es mittlerweile sogar in einer wissenschaftlichen Anthologie mit dem Titel „Politische Bildung im Theater“ geschafft hat.

...es ihr Album bei otto.de zu kaufen gibt.

 

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