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Im Südsudan wurde ein junges Mädchen auf Facebook versteigert

Fotos: AFP / AP / Collage: jetzt.de

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Am 25. Oktober 2018 wurde ein inzwischen gelöschter Post hochgeladen, auf dem ein großes, schlankes, junges Mädchen neben einem unbekannten Mann zu sehen ist. Es wurde dazu aufgerufen, Gebote für das Mädchen abzugeben. Der Höchstbietende hat Nyalong Ngong Deng Jalang, so heißt das Mädchen, inzwischen geheiratet.

Gewonnen hat er mit einem Angebot von 500 Kühen, 10.000 US-Dollar und drei Luxusautos. Der zweifelhafte Bieter heißt Kok Alat und ist ein millionenschwerer Geschäftsmann aus Juba, der Hauptstadt des Südsudan. Er hat sich gegen vier Mietbieter durchgesetzt – darunter auch ein leitender Regierungsbeamter des Landes. Der Post wurde gelöscht, nachdem Facebook auf ihn aufmerksam wurde. Am 9. November, drei Tage, nachdem Nyalong verheiratet worden war.

Kinderehen sind im Südsudan verboten

Kinderehen sind im Südsudan illegal, laut der NGO „Girls not Brides“ in dem krisengeschüttelten Land aber dennoch weit verbreitet. Das liege vor allem an den seit 2013 anhaltenden Konflikten, die inzwischen vier Millionen Menschen vertrieben – und sieben Millionen Menschen im Bedarf humanitärer Hilfe zurückgelassen haben. In einem 2018 veröffentlichten Report von „Girls not Brides“ heißt es:

„Geschlechterungleichheit spielen in der Krise eine große Rolle. Etablierte, sozio-kulturelle Normen und Praktiken lassen Frauen und Mädchen deutlich häufiger als Männer und Jungs in Situationen der Ernährungsgefährdung zurück.“

Vor allem in ländlichen Regionen bestehe für junge Mädchen ein hohes Risiko, gegen ihren Willen verheiratet zu werden. Ein Großteil dieser Fälle werde aber nicht gemeldet, was die weitgehend unbemerkte Weiterführung der Praktik begünstige. Unicef schätzt, dass mehr als die Hälfte der Mädchen im Südsudan vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet werden.

Aktivisten üben massive Kritik an den Vorgängen

Die Entwicklungsorganisation „Plan International“ setzt sich aktiv gegen Kinderehen ein. George Ohm, Leiter der Organisation im Südsudan, äußert sich in einem Statement wie folgt:

„Dieser barbarische Gebrauch von Technologie lässt einen an neuzeitliche Sklaverei denken. Dass ein Mädchen heutzutage auf dem weltgrößten, sozialen Netzwerk einfach so verkauft werden kann, ist unfassbar.“

Er ruft die Regierung dazu auf, den Fall eindringlich zu untersuchen und den Regierungsbeamten, der an der Auktion beteiligt gewesen sein soll, zu suspendieren. Weiterhin ruft er Mädchen, die solche Behandlung erfahren, dazu auf, sich bei der Polizei zu melden.

Aktivisten sind besonders besorgt, dass der Fall Menschen dazu animieren könnte, ähnliche Posts abzusetzen. Besonders der hohe „Preis“, der gezahlt wurde, könnte auf viele Menschen verführerisch wirken: „Es ist besonders besorgniserregend, weil es sich um ein lukratives Geschäft mit immenser, öffentlicher Aufmerksamkeit handelt. Wir haben die Sorge, dass viele Leute dem Beispiel folgen könnten“, erzählt Susannah Birkwood von Plan International in einem Gespräch mit Vice News.

Auch afrikanische Medien haben sich auf die Auktion gestürzt. Im Fall von zwei Webseiten aus Kenia, mpasho.co.ke und standardmedia.co.ke, geht es hier aber weniger um das moralisch Fragwürdige an der Geschichte als vielmehr darum, die Braut zu verspotten, weil sie auf den Hochzeitsfotos unglücklich aussieht, oder um den Umstand, dass sie für so viel Geld verkauft wurde. Die Seite standardmedia.co.ke nennt sie die „teuerste Braut nach afrikanischen Standards.“

Berichten von Reuters zufolge ist das Mädchen inzwischen in der Hauptstadt Juba untergetaucht. Mehr Informationen gibt es nicht.

Update 22. November 2018: Facebook hat sich mit einem Statement zu dem Fall zu Wort gemeldet. Darin schreiben sie, dass jede Form von Menschenhandel, egal ob in Posts, Werbung, Gruppen oder auf Seiten nicht erlaubt sei. Sie hätten den Post dementsprechend entfernt und den dazugehörigen Account dauerhaft gesperrt. Man arbeite daran, Inhalte, die gegen die Facebook-Richtlinien verstoßen, früher zu entdecken und zu entfernen. 

schja/chha

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