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Medien behaupten, seltene Potter-Bücher würden Engländerin reich machen

Foto: Hayley Malsom

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Eigentlich wäre Hayley Malsoms Fund dreier Harry-Potter-Bände kein Material für einen Medienhype gewesen. Hätten sich nicht einige Journalisten entschieden, ein wenig über den Wert der Bücher zu spekulieren, die Geschichte also aufzubauschen. Und hätten dann nicht viele weitere Medien, derartige Artikel ungeprüft abgeschrieben.

Wie Hayley jetzt erzählte, begann offenbar alles mit einem Tweet. In dem drückte die Engländerin als „riesiger Harry Potter-Fan“, wie sie sich beschreibt, ihre Freude darüber aus, dass sie in einem Second-Hand-Shop gleich drei Potter-Bände (Teil 4, 5 und 6) in erster Auflage gefunden hatte. Nur neun Pfund hatten die sie gekostet.

Ein Lokaljournalist interpretierte ihre Aufregung im Tweet wohl so, als freute die 21-Jährige sich deshalb, weil die Bücher besonders viel wert seien. Die eigentlich recht unspektakuläre Geschichte wurde daraufhin groß gemacht: Englische Boulevardzeitungen und Magazine wie die Sun, Metro, UNILAD oder Daily Mail schrieben, dass Hayley wahnsinnig seltene Harry Potter-Bände gefunden habe – und diese sie nun reich machten. Es wurde geschätzt, dass die Bücher etwa 60.000 Pfund wert seien. Inzwischen haben auch deutsche Medien die kuriose Meldung abgeschrieben.

Dabei hat die 21-Jährige sich schon längst auf Twitter und ihrem Blog zu diesen Behauptungen geäußert. Sie freue sich nach wie vor außerordentlich über ihren Fund – erklärt aber auch, was die Bücher eigentlich wert sind: maximal 30 Pfund.

„Ich selbst dachte nie wirklich, die Bände seien besonders viel Geld wert“, sagt sie jetzt. „Meine Aufregung kam einfach daher, dass ich plötzlich etwas für mich als Potter-Fan Besonderes besaß.“ Dem Lokaljournalist, der beschlossen habe, das Ganze dahin zu drehen, dass die Bücher eine Menge Geld wert seien, sei dann die gesamte Presse gefolgt.

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Als Hayley die drei Bände jeweils aufschlug, stellte sie fest, dass alle drei aus der ersten Auflage stammten.

Foto: Hayley Malsom

Hayley selbst fand die Medienberichte deshalb ziemlich amüsant – aber auch motivierend. Denn sie wird im September ein Journalismus-Studium beginnen. Dass sie nun selbst erfahren musste, dass die britischen Medien bislang oft ungeprüft voneinander abschreiben, bringt sie dazu, noch dringender Journalistin werden zu wollen: „Es ist eine Schande, dass Zeitungen inzwischen zu Klatschblättern verkommen sind. Das ist etwas, das sich ändern muss.“

Die einzigen, die mit ihr persönlich über die Geschichte gesprochen haben, seien übrigens die lokalen Medien Gloucestershire Live und BBC Gloucestershire gewesen. In deren Artikeln schreibt man dann auch deutlich zurückhaltender und vor allem realistischer: „Erste Ausgaben können zwischen zehn und hunderten Pfund wert sein.“

Daran, dass am Ende vieler Artikel stets behauptet wird, Hayley würde ihre neuen Bücher auch für immense Summen nicht verkaufen wollen, ist aber tatsächlich etwas Wahres dran: „Ich würde nie ernsthaft darüber nachdenken, ein Harry-Potter-Buch zu verkaufen. Kein echter Fan würde das!“

lath

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