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Der Bürgermeister von Bologna sagt, Spaghetti Bolognese sind „Fake News“

Spaghetti Bolognese? Oder Fake News?
Foto: dpa

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Fleischsoße, Tomaten, Nudeln – Spaghetti Bolognese gelten weltweit als das Aushängeschild der italienischen Küche. Doch es gibt Menschen, die finden das gar nicht gut. Zum Beispiel Virginio Merola, der Bürgermeister von Bologna. Er sagt: „Das Gericht gibt es gar nicht.“ Der 64-Jährige spricht von „Fake News“ und hat Menschen, die von der angeblich mythischen Speise genauso verärgert sind wie er, aufgerufen, auf Twitter Bilder von Bolognese-Gerichten zu sammeln. „Uns geht es darum, klarzustellen, dass die Spaghetti Bolognese einfach nicht aus Bologna kommen“, sagt Merola im Gespräch mit JETZT. „Natürlich hilft es uns, dass die ganze Welt unseren Namen kennt, aber wir sind für ganz andere Sachen berühmt, als für diese Spaghetti. Tagliatelle und Lasagne etwa. Bei uns heißen die Spaghetti außerdem al ragù.“

Merola bat Ende Februar darum, ihm Beispielbilder aus der ganzen Welt zuzusenden. Darunter postete er das Foto einer Tafel, auf der ein Londoner Restaurant mit Spaghetti Bolognese als Spezialität des Hauses wirbt. Dem Aufruf des Bürgermeisters folgten auf Twitter schon dutzende Leute. „Das Absurdeste, das mir geschickt wurde, sind Babygläschen aus Kopenhagen mit dem Aufdruck ‚Spaghetti Bolognese’. Das scheint mir keine sehr gute Idee zu sein. Wer das essen will, von mir aus, aber wir haben viel bessere Produkte“, sagt Merola über die Einsendungen.

Der Bürgermeister erklärt den Hintergrund seiner Aktion: „Uns geht es darum, zu zeigen, dass italienisches Essen in der ganzen Welt falsch interpretiert wird. Mit den Bildern aus aller Welt wollen wir zeigen, was alles als ‚Spaghetti Bolognese’ firmiert. “ Er nennt ein weiteres Beispiel: In den USA gebe es auch keine Mortadella aus Bologna, trotzdem nenne sie jeder so.

Die Accademia Italiana della Cucina, ein Kulturverein, der die gastronomische Tradition Italiens schützen möchte, nennt das originale Bolognese-Gericht Ragù Classico Bolognese. Laut dem offiziellen Rezept gehört unter anderem ein halbes Glas Vollmilch mit in die Soße. Außerdem werden keine Spaghetti serviert, sondern Tagliatelle. An den breiten Bandnudeln bleibt die Sauce besser haften. Spaghetti essen Italiener eher zu dünneren Saucen.

Dem schließt sich auch Virginio Merola an: „Das wahre Geheimnis liegt im ragù, also in der Hackfleischsoße.“ Der Bürgermeister will die Geschichte und Tradition seiner Stadt verteidigen. Außerdem will er italienisches Essen so zeigen und zur Verkostung anbieten, wie es ursprünglich gedacht war.

mse/cag

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