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Was nach einem Festival übrig bleibt

Foto: Robin Hinsch

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Festivals sind ein Synonym für "Ausnahmezustand". Fast 24 Stunden lang kann man Musik hören, mit dem Strom von einer Crowd zur nächsten schwimmen, in Tierkostümen herumlaufen. Man kann glitzern, glänzen, schreien, grölen, katern, trinken, mehr trinken, laufen, sitzen, kriechen, krabbeln, schweben, hampeln. Man kann alles tun – Hauptsache, es ist nicht alltagskonform.

Was von den Tagen voller Klänge, Tanz und Exzesse übrig bleibt: ein Schlachtfeld, gespickt mit Klopapier, Dosen, Zelten. Und den letzten Besuchern, die kurz vor der Rückkehr in die Realität stehen. Genau diese Motive sind es, die den Fotografen Robin Hinsch faszinieren. Von 2013 bis 2016 war er auf verschiedenen Musikfestivals unterwegs, auf der Fusion, dem Melt, Dockville, Deichbrand und Wacken. Seine Mitbringsel verpackte er in eine Fotoreihe. "Over" heißt die, und dokumentiert das, was am Ende von Veranstaltungen überbleibt.

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Foto: Robin Hinsch

Wieso Robin Hinsch die Überbleibsel der tagelangen Feierei ablichtete? "Es ist doch so: Auf eine Kneipentour folgt am nächsten Morgen der Kater. In den besten Fällen wacht man in seinem eigenen Bett auf. Auf ein Festivalwochenende folgt ebenfalls die Erkenntnis, dass jeder Spaß ein Ende hat. Der Festivalkater spielt aber in einer anderen Liga." Und der Fotograf fährt fort: "Völlig dehydriert und verkatert auf einem Acker aufzuwachen, hebt das Ganze noch mal auf ein anderes Level. Hinzukommt, dass man sich meist an einem von jeglicher Zivilisation weit entfernten Ort befindet, im schlimmsten Fall ist man auch noch von Müll und Moder umringt." Und genau diese Beobachtungen führten zu dem Wunsch, all das auf Bildern einzufangen: "Es ist dieser zivilisatorische Mikrokosmos, der mich interessiert."

Sonntag und Montag waren die Tage, an denen Robin die meisten Aufnahmen machte. Denn genau dann waren die Festivaltänzer dabei, ihre selbstgeschaffene Parallelwelt zu verlassen. "Mich faszinieren diese Momente einer bevorstehenden Wiederaufnahme des Kontakts mit der Realität", sagt Robin. Was links und rechts aus dem abziehenden Hauptstrom herausfiel – der Müll, die Kostüme – kann man in der Reihe "Over" sehen.

Eine Kritik? Ja. Aber kein Aufruf zur grünen Spießbürgerlichkeit

Verwaiste Zelte, kaputte Pavillons, mit Klopapier dekorierte Bäume – soll das auch eine versteckte Kritik an die Besucher sein? "Kritik? Ja, immer", sagt Robin, "aber nicht auf die gezeigten Personen bezogen. Und schon gar nicht in dem Sinne: Stoppt die umweltverschmutzenden Festivalmonster! Vielmehr kann man das Ganze auch als Sinnbild, als Parabel unserer Gesellschaft verstehen. Und da würde ich mich selbst von der Kritik auch nicht ausnehmen."

Letztendlich geht es ihm bei den Aufnahmen um den selbst gewählten Ausnahmezustand, das Infragestellen von gesellschaftlichen Normen - aber noch wichtiger ist es ihm, den Interpretationsraum offen zu lassen. "Und selbstverständlich hat meine Arbeit auch etwas mit der Umwelt zu tun", sagt Robin – aber eben nicht nur: "Wenn mir irgendjemand im Nachhinein was von verkapptem grünem Gutmenschentum und so weiter erzählen, dann gibt es Ärger."

mew

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