Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Dutzende LGBTQ-Aktivisten in St. Petersburg festgenommen

Foto: Reuters/Stringer

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Im homophoben Russland haben es LGBTQ so schwer wie in kaum einem anderen Land. Besonders dann, wenn sie sich die Diskriminierung nicht gefallen lassen wollen. Denn wer in Russland für mehr Rechte der LGBTQ-Gemeinde protestiert, muss nicht nur mit gesellschaftlicher Ächtung rechnen. Das Gesetz gegen Homo-„Propaganda“ stellt vielmehr sämtliche Formen der öffentlichen Befürwortung unter Strafe, sogar Regenbogen-Flaggen als internationales Symbol für LGBTQ-Rechte sind verboten.

Am Samstag versuchten es trotzdem wieder einige Menschen: In der russischen Metropole St. Petersburg wollten sie den Christopher Street Day (CSD) zelebrieren, wie es ihn weltweit in vielen Städten gibt. Zuvor hatten sie versucht, dafür eine Genehmigung von der Stadtverwaltung einzuholen. Diese lehnte dem Online-Magazin queer.de zufolge allerdings neun Vorschläge der Demonstranten ab, wie die Versammlung stattfinden könnte. Die Organisatoren beschlossen daraufhin, Einzelproteste abzuhalten. Nach russischen Recht braucht man, wenn man als einzelne Person demonstriert, nämlich keine Erlaubnis, wenn man genügend Abstand zu anderenDemonstranten hält.

bf8839b2 26b4 4261 a4e8 f9de77497ec2

Die Demonstranten hielten in Einzelprotesten Regenbogenflaggen und Plakate hoch. Auf einem stand: „Meine Mutter liebt mich, mein Vater liebt mich, meine Freunde lieben mich. Warum könnt ihr mich nicht lieben?“

Foto: Reuters/Stringer
1190fa49 aeee 41ce bf2b 3e8cbfe9e059

Der friedliche Protest dauerte allerdings nur wenige Momente an. Dann wurden viele der Demonstranten abgeführt – oder eben weggeschleppt.

Foto: Reuters/Stringer
b4980fe7 dd07 4cf0 901c e5c3f25e5f1e

Dieser Mann wollte sich nicht abführen lassen. Er wurde bis in den Bus getragen und ließ währenddessen seine Regenbogen-Flagge nicht los.

Foto: Reuters/Stringer
5de3f7cc 9f0b 4239 b1c4 a3398a32e7b6

Und auch diese Frau wollte nicht so einfach mitgenommen werden. Sie kreischte, während Polizisten sie in Richtung der Busse schleiften.

Foto: Reuters/Stringer
30317c19 150b 44e2 a9b8 b730aec9a482

Am Ende half ihre Gegenwehr gegen die Polizisten nichts. Sie fuhr letztendlich im Bus mit.

Foto: Reuters/Stringer
csd

Die Busse fuhren die Demonstranten schließlich auf vier verschiedene Wachen. Die Demonstranten hielten dabei eine Regenbogen-Flagge aus dem Fenster. Ein Polizist zog daran, um ihnen das verbotene Symbol abzunehmen.

Foto: Reuters/Stringer
0e8de597 3d15 4c7b 912c 615c0fdaadac

Was zurück blieb: eine Regenbogen-Flagge um ein Kruzifix. Auf dem Foto ist das in Russland verbotene Symbol für die Rechte der LGBTQ-Gemeinde so direkt neben einer russischen Flagge zu sehen.

Foto: Reuters/Stringer

Doch auch das half nichts. Die Demonstranten hatten anscheinend nur wenige Minuten Zeit, ihre Plakate hochzuhalten und Forderungen zu formulieren. Dann rückte die Polizei an. Rund die Hälfte (laut Augenzeugen sollen es mindestens 25, höchstens 29 gewesen sein) der etwa 60 teilnehmenden Demonstranten sollen daraufhin wegen ihres Protestes festgenommen und auf vier verschiedene Wache gebracht worden seien.

Bis zum späten Samstagabend wurden die Demonstranten dort festgehalten, dann durften sie die Wache wieder verlassen. Einige von ihnen müssen sich nun wohl vor Gericht verantworten. Allerdings nicht wegen ihres Verstoßes gegen das „Propaganda“-Gesetz, sondern weil sie das Versammlungsgesetz missachtet haben. Sie müssen nun mit Geldstrafen rechnen.

Die Festnahmen, denen keine körperlichen Auseinandersetzungen vorausgingen, wirken übrigens noch relativ harmlos, wenn man sie mit Ausschreitungen bei CSD-Versammlungen aus den vergangenen Jahren vergleicht. Dort wurden LGBTQ immer wieder verbal, aber auch körperlich von Polizei und homophoben Bürgern angegriffen. 2013 ging ein Facebook-Post um die Welt, der die Gewalt gegen Homosexuelle auf dem damaligen CSD zeigt:

Diese Erfahrungen düfte auch die geringe Teilnehmerzahl des CSD in St. Petersburg erklären. Gegenüber queer.de zeigten sich die Demonstranten aber weiterhin kampfeslustig. Sie sagten, sie hätten trotz der Festnahmen nicht bereut, protestiert zu haben – und wollen sich eigenen Angaben zufolge weiter für die Rechte der LGBTQ-Gemeinde einsetzen.

lath

Und auch diese Leute wollen sich ihre Sexualität nicht vom russischen Staat vorschreiben lassen:

  • teilen
  • schließen