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Diese Typen triffst du im Fitness-Studio

Illustration: Katharina Bitzl

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Die Ehrgeizige

ehrgeizig
Illustration: Katharina Bitzl

Das trägt sie: ein neongelbes Stirnband, ein schon dreimal durchgeschwitztes Tanktop, enge Radlerhosen.

So ist sie: Die Ehrgeizige kommt sechsmal die Woche zum Sport, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Am Sonntag macht sie zuhause Pilates, zur „aktiven Entspannung“. Und weil sie einen Tag Sportpause eigentlich nicht so wirklich aushält. Die Ehrgeizige lässt sich nicht aufhalten oder ablenken, weder von Smalltalk, Musik oder dem TV-Programm. Sie kommt ins Studio, steuert zielstrebig auf das Gerät zu, dass sie heute laut Trainingsplan absolvieren muss, zieht ihr Training mit maximaler Ernsthaftigkeit durch (nur unterbrochen von gelegentlichen Stöhngeräuschen) und geht wieder. Noch nie hat jemand auch nur ein Wort mit ihr gewechselt.

Diese Übung betreibt sie mit größtem Ehrgeiz: Spinning. Beim einstündigen Training kann sie sich so richtig auspowern und für ihr Radrennen nächsten Sommer auf Mallorca trainieren.

Das sagt sie nach dem Training: nichts. Sie zieht ihre verspiegelte Rennradbrille und einen schnittigen Helm auf und flitzt weg.

Der #fitspo-Typ

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Illustration: Katharina Bitzl

Das trägt er: Tanktops mit der Aufschrift „Doubt kills more dreams than failure ever will“ oder „Be the game changer!“.

So ist er: Der #fitspo-Typ hat ein paar tausend Follower auf Instagram und postet dort Fotos von sich beim Sport mit inspirierenden Zitaten darunter – und Hashtags wie #inspirationalquote #lifechanging. Außerdem bedankt er sich bei @annamariephotography für das tolle Shooting und die schönen Fotos. Er will einfach echt was im Leben seiner Follower verändern, ein Vorbild sein und ihnen zeigen, dass Selbstliebe und #healthylifestyle alles ist, was im Leben zählt.

Diese Übung betreibt er mit größtem Ehrgeiz: Yoga. Denn, ganz ehrlich, my body is a temple.

Das sagt er nach dem Training: „Kannste noch schnell ein Foto für die Instastory machen? – Kann aber ruhig verschwitzt und eklig aussehen, meine Follower sollen ja merken, dass ich auch nur ein Mensch bin!“

Die Bootie-Selfie-Queen

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Illustration: Katharina Bitzl

Das trägt sie: Rosa Yogaleggings, passenden Sport-BH mit Push-Up-Effekt und hübscher Schnürung am Rücken, Croptop. Und Makeup.

So ist sie: Die Selfie-Queen hat viiiiiel mehr Instagame als der #fitspo-Typ. Nach ihrem Studium ist sie jetzt Vollzeit-Bloggerin mit mindestens 100k Followern. Sie hat sich mit einzigartigen Fotos von Uhren vor weißen Hintergrund, Avocadotoast und Selfies mit Blumen in hübschen Kartons einen Namen gemacht. Jetzt verdient sie ihr Geld damit, Detox-Fitmach-Tees an unschuldige 14-Jährige zu verkaufen. Damit die Follower bekommen, was sie verlangen, dokumentiert sie natürlich auch ihre „Fitness-Journey“ – deshalb kann sie nur gestylt zum Sport gehen. Die Haare müssen beim klassischen Po-im-Spiegel-Foto schließlich gut sitzen.

Diese Übung betreibt sie mit größtem Ehrgeiz: Squats. Bootie-Gains und so.

Das sagt sie nach dem Training: „Mit welchem Instagram-Filter seh ich mehr wie eine Kardashian aus?“

Der After-Worker

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Illustration: Katharina Bitzl

 

Das trägt er: Der After-Worker trägt verwaschene T-Shirts, die er bei Volksläufen aus dem letzten Jahrhundert abgegriffen hat. Sie lassen wissen: Der Träger war beim „Jedermannslauf Ahrweiler 1994“ dabei.

So ist er: Der After-Worker geht direkt nach der Büroarbeit und im Anzug zum Sport, die Tasche dafür hat er schon am Vorabend gepackt. Oft telefoniert er noch, wenn er das Studio betritt. Er ist hier, weil ihm Arbeit und Training angenehmer erscheinen, als heim zur Familie zu gehen. Er absolviert sein Training an allen Einsteigergeräten, obwohl er schon mehrere Jahre hierher kommt. Dabei atmet er laut und regelmäßig und beachtet die Zwei-Sekunden-Regel: Zwei Sekunden für jedes Anziehen und zwei Sekunden für jedes Ablassen. Darum denkt er während des ganzen Trainings immerzu: „Eins – zwei.“ Und genauso guckt er auch.

Diese Übung betreibt er mit dem größten Ehrgeiz: Die abschließende Einheit auf dem Laufband. Er absolviert einen dreißigminütigen Steigerungslauf mit Gefälle. Immer, wenn das Laufband eine Steigung simuliert, schlägt er sich zwei Mal auf den Hinterkopf und sagt: „Komm schon!“

Das sagt er nach dem Training: Der After-Worker muss nach dem Training seine Freundin zurückrufen, die schon drei Nachrichten auf seiner Mailbox hinterlassen hat. Er sagt dann: „Ja, ich bringe das reduzierte Roggen vom Bäcker Sudbrack mit, wenn sie es noch dahaben.“

Das apathische Mädchen 

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Illustration: Katharina Bitzl

Das trägt sie: Man kann sich nicht mehr daran erinnern, was sie trug, sobald man das Studio verlassen hat. Denn eigentlich wäre das apathische Mädchen gerne unsichtbar und sie ist gut darin, sich diesen Wunsch zu erfüllen. Beim Versuch, sich an ihr Erscheinungsbild zu erinnern, denkt man an eine enge schwarze Trainingshose und einen hochgebundenen aschblonden Pferdezopf. Das Haargummi war vermutlich lila.

So ist sie: Das apathische Mädchen hat den geringen sportlichen Ehrgeiz eines Mädchens im Schulsportunterricht. Sie bewegt bei jeder Übung das Minimal-Gewicht. Bei der Ausführung der Übungen ist sie allerdings ähnlich penibel wie der After-Worker, nur, dass sie im Rhythmus ihrer Wiederholungen „Ich will hier weg – guckt mich nicht an – ich will hier weg – guckt mich nicht an“ denkt. Dem Trainer, der ihr einen Tipp gibt, antwortet sie so leise, dass er sie nicht versteht, und guckt auf den Boden.

Diese Übung betreibt sie mit dem größten Ehrgeiz: Das Aufwärmen auf dem Liegefahrrad. Allerdings widmet sie ihren Ehrgeiz auch hier eigentlich nicht der sportlichen Betätigung, sondern dem Vorlesungsmitschrieb vom Vormittag, den sie gemächlich tretend wiederholt.

Das sagt sie nach dem Training: „Nee, ich kann nicht ins ‚Kontrapunkt’ kommen, ich hab’ immer noch nicht verstanden, was Foucault unter einem Diskurs versteht.“  

Das Pärchen 

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Illustration: Katharina Bitzl

Das tragen sie: Ihre Trainingshose hat sie schon länger. Bisher hat sie darin aber nur an Sonntagen im Bett herumgelümmelt. Ihre Schuhe sind noch älter und stammen aus ihrer Schulzeit, als sie noch ein Mal die Woche zum Badminton gegangen ist. Er trägt ein atmungsaktives Oberteil und kurze Hosen.

 

So sind sie: Das Pärchen hat beschlossen, dass die persönliche Nähe zum Partner nicht ausreicht, wenn man alles zusammen macht außer Sport. Deshalb hat sie sich jetzt auch angemeldet. Zu ihrer Freundin hat sie gesagt: „Der Peter und ich, wir machen uns jetzt fit. Ich mag ja auch starke Oberarme und so.“ Sie teilen sich immer ein Gerät und wechseln sich ab. Bevor sie eine Übung beginnen, erklärt er ihr, was sie tun muss, welche Muskeln trainiert werden und warum diese Muskeln wichtig sind – auch wenn er das schon letzte Woche getan hat. Dann macht er die Übung vor. Wenn sie an der Reihe ist, kommentiert und korrigiert er ihre Bewegungen. Irgendwann fängt sie leicht an zu schnaufen, damit er sagen kann: „Na, vielleicht machen wir da beim nächsten Mal ein bisschen weniger.“

 

Diese Übung betreiben sie mit dem größten Ehrgeiz: Er: Bankdrücken, seine Extraübung, die sie nicht macht. Sie steht daneben und ist beeindruckt. Sie: Crosstrainer. Sie will immer noch etwas länger: „Das Essen, das du heute gekocht hast, war so fettig und hier steht, dass ich erst 200 Kalorien verbraucht habe.“

 

Das sagen sie nach dem Training Sie: „Am Ende waren es 300 Kalorien, ist das viel, werde ich jetzt dünner?“ Er: „Weiß nicht, die Angaben von den Geräten sind auch immer sehr ungenau. Zu Hause zauber ich uns erst mal einen schönen Salat.“

Der Top-Ausgestattete

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Illustration: Katharina Bitzl

Das trägt er: Obwohl er es nur einmal im Monat ins Studio schafft, hat er vorsorglich mal das teuerste, beste Outfit gekauft, das es so gibt. Dazu gehören DIE neuen Runners von Nike, eine Hose, die er speziell zum Krafttraining anzieht eine zweite, die er nur zum Laufen trägt. Natürlich hat er auch eine atmungsaktive, windabweisende Jacke mit Leuchtstreifen (die er aber nur drinnen trägt, denn nichts und niemand könnte ihn raus in die Natur treiben) und ein Cap, das er lediglich auf dem Weg zum Sport und wieder nach Hause trägt – sieht halt sportlich aus. Das alles transportiert er in seinem kaum gebrauchten Sport-Weekender, in den er auch seine Hipster-Adidas-Badelatschen gepackt hat. Stilvollendet bis zum Duschen eben.

 

So ist er: Der Top-Ausgestattete hat keine Ahnung von Sport. Heimlich hasst er jede Art von körperlicher Betätigung – aber er weiß, dass Sport zu einem coolen Lifestyle gehört und von ihm erwartet wird, sportlich zu sein. Weil Geld für ihn keine Rolle spielt, hat er sich beim besten Studio der Stadt angemeldet – seinen Mitgliedsausweis trägt er seitdem immer gut sichtbar im Geldbeutel. So will er sicherstellen, dass er ab und an darauf angesprochen wird.

 

Diese Übung betreibt er mit größtem Ehrgeiz: Dehnen. Das macht er ausgiebig und mit viel Enthusiasmus. Wenn ihn jemand darauf anspricht, sagt er sowas wie: „Ja, das ist suuuper wichtig! Unterschätzen die meisten Leute total!“

 

Das sagt er nach dem Training: „So, jetzt bei Foodora ne Pizza bestellen!“

Der Pumper  

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Illustration: Katharina Bitzl

Das trägt er: Natürlich Tank-Top, in verschiedenen Varianten. Sein Lieblingsteil ist so tief ausgeschnitten, dass seine Brustwarzen nur knapp von den Trägern bedeckt werden und man von der Seite den Blick auf seine Bauchmuskeln genießen darf.

 

So ist er: Der Pumper empfindet seinen Körper als ästhetisches Meisterwerk. Er kommuniziert das über alle nonverbalen Mittel, die ihm dafür zur Verfügung stehen – und zwar immer, er ist nämlich immer da. Wenn er andere Besucher des Studios überhaupt wahrnimmt, dann nur, um sie mit abschätzigem Blick beim Training zu begutachten und beruhigt festzustellen: Ich mach da mehr. Die Trainer ärgern den Pumper gerne. Deshalb fragen sie regelmäßig: „Hast Du abgenommen?“, woraufhin der Pumper mit einem Schnauben antwortet und seine Brustmuskeln anspannt. Dabei verrutschen die Träger seines Lieblings-Tank-Tops und man kann eine Brustwarze sehen.

 

Diese Übung betreibt er mit dem größten Ehrgeiz: Der Pumper macht jede Übung mit größtmöglichem Ehrgeiz. Während der letzten drei Wiederholungen einer Übung stößt er ein lautes Stöhnen aus, das an die Laute eines Zuchtbullen erinnert.

 

Das sagt er nach dem Training: „Warte, ich muss erst mal was Eiweiß saufen!“

Der Neuling 

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Illustration: Katharina Bitzl

Das trägt er: Man kann das Outfit des Neulings mit dem Begriff „Random-Wear“ beschreiben: Seine Hose ist eigentlich eine Badehose, das T-Shirt hatte er schon vor dem Training an und dazu trägt er seine „Casual Friday“-Sneaker.

 

So ist er: Der Neuling hat noch keine eigene Studio-Identität, er muss machen, was der Trainer ihm sagt. Das bringt ihm gleichzeitig die Häme und das Mitleid der anderen ein. Häme, weil es ziemlich peinlich ist, sich fortlaufend von einem körperdesignten Trainingshosencasanova korrigieren zu lassen. Und Mitleid, weil sich alle noch an die unangenehme Prozedur des ersten Orientierungstrainings erinnern können. Seine dünnen Arme zittern bei jeder Übung und nach kurzer Zeit sieht er schon so aus, als ob er nie wieder kommen will. Er findet alles unangenehm: den Schweißgeruch in der Luft, die grässliche Musik aus den schlechten Boxen, die anderen Trainierenden. Falls er selbstironisch genug ist, sagt er irgendwann zum Trainer: „Mach bitte was dagegen, dass ich mich fühle wie in einem Hamsterrad.“ Falls nicht, kommt er wahrscheinlich wirklich nie wieder und ärgert sich jeden Monat beim Blick auf seinen Kontoauszug, dass diese Fitnesskette schon wieder abgebucht hat.

 

Diese Übung betreibt er mit dem größten Ehrgeiz: Von Ehrgeiz kann man beim Neuling nicht wirklich sprechen, eher von Bemühen: Er bemüht sich alles richtig zu machen und sich dabei nicht wie der größte Depp vorzukommen.

 

Das sagt er nach dem Training: „Mein Trizeps ist ganz schön am Arsch. Krass, sowas hab ich noch nie gesagt!“ 

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