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Was tun, wenn man Bettwanzen hat?

Foto: malma / photocase.de; Bearbeitung: jetzt

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Elli* lag in ihrem Bett im Studentenwohnheim, als sie merkte, dass etwas auf ihr herumkrabbelte. Sie hatte schon länger kleine, rote Punkte am Körper, die juckten. Aber Elli wusste bisher nicht, woher sie kamen. Jetzt hatte sie einen Verdacht: Bettwanzen. Sie hatte gehört, dass die Insekten in Wohnheimen öfter vorkommen können. „Ich habe die Matratze umgedreht. Auf der Seite, auf der sie genistet haben, waren Wanzen und Eier. Das war so eklig“, erzählt sie. „Ich bin aufgestanden und habe geduscht. Es war drei Uhr morgens. Die restliche Nacht habe ich auf meinem Holzsessel verbracht.“  

Bettwanzen sind kleine, rotbraune, blutsaugende Insekten mit einem rundlichen, ovalen Körper. Sie siedeln sich in bewohnten Räumen an, zum Beispiel in Falten, Ritzen und Spalten der Matratze oder des Lattenrosts. Sie können sich aber auch in anderen Möbelstücken, hinter Lichtschalterabdeckungen, in Bilderrahmen oder Tapeten einnisten. Besonders häufig findet man sie an Orten mit hoher Personenfluktuation – wie Wohnheime, Hotels oder auch in Flugzeugen und Bahnen. Sie sind nachtaktiv und werden von der Körperwärme und dem Kohlendioxid-Ausstoß von Menschen angezogen. Dann stechen sie zu – meistens gleich mehrmals. Die juckenden Pusteln, die dadurch oft auf der Haut entstehen, sind deshalb oft reihenweise in sogenannten „Wanzenstraßen“ angeordnet.

Gebrauchte Gegenstände sollte man immer auf Spuren von Wanzen untersuchen

Aber wie fängt man sich Bettwanzen überhaupt ein? Oft werden die Ungeziefer mit geringer Hygiene in Verbindung gebracht. Dabei hat der Befall damit gar nichts zu tun. Sie werden meistens durch Gegenstände übertragen, wie durch Reisegepäck oder gebrauchte Möbel. Dass Bettwanzen über Kleidungsstücke verbreitet werden, passiert nur in Ausnahmefällen. Wer gerne auf Flohmärkten einkauft und gebrauchte Vintage-Möbel liebt, sollte die Artikel immer auf Wanzen und Spuren der Tiere überprüfen. „Wenn ich zum Beispiel einen gebrauchten Bilderrahmen auf dem Flohmarkt kaufen möchte, würde ich nachschauen, ob in den Ritzen Bettwanzen sitzen, Eier oder Kotspuren zu sehen sind“, sagt Carola Kuhn, Biologin beim Umweltbundesamt. Die wichtigste Vorbeugemaßnahme gegen Wanzen sei, sie nicht in Gegenständen in die eigene Wohnung einzuschleppen.

Berichte aus verschiedenen Ländern ergeben laut Kuhn seit vielen Jahren, dass wieder mehr Fälle von Bettwanzen auftreten. „Die vermehrte Reisetätigkeit oder ein vermehrter Handel mit Second-Hand-Waren über das Internet können einen Einfluss darauf haben.“ Der Hauptgrund sei aber, dass die Tiere Resistenzen gegen die Mittel, mit denen man sie bekämpft, ausgebildet haben. „Man kann Bettwanzen deshalb sehr schwer bekämpfen und sie breiten sich weiter aus.“

Im Urlaub kann es ebenfalls passieren, dass sich Bettwanzen im Hostel ausgebreitet haben.  Das merkte auch Sophie*. Sie machte gemeinsam mit einer Freundin eine Rundreise durch Thailand. „In einem Hostel haben meine Freundin und ich uns ohne Schlafsack ins Bett gelegt, weil das Zimmer so schön war.“ Am nächsten Morgen merkten sie: In dem Bett war Ungeziefer. Denn ihre Körper waren voller roter, juckender Pusteln, die in einer Reihe angeordnet waren. Die Pusteln juckten zwar noch ein paar Tage, doch glücklicherweise hatten sich keine Tiere in ihren Rucksäcken eingenistet und Sophie brachte keine Wanzen mit nach Hause.

Wenn man auf Reisen ist, solle man immer das Bett und die unmittelbare Umgebung untersuchen, ob man Wanzen, Eier, Kotspuren oder Häutungshüllen findet, rät Kuhn. Sieht man Spuren von Bettwanzen, sollte man ein neues Zimmer verlangen. „Manchmal merkt man erst später, dass ein Wanzenbefall vorliegt und dann kann es passieren, dass Wanzen in das Gepäck gekrochen sind. In dem Fall würde ich darauf achten, dass diese Tasche nicht in die Wohnung kommt“, sagt die Biologin. Die Kleidung und die Reisetasche sollte man dann heiß waschen oder sicher in Plastiktüten verpacken und für mehrere Tage in die Gefriertruhe legen.

Wanzenstiche können extreme Hautreaktionen hervorrufen

Manche bemerken, wie Elli, den Befall erst, wenn sie gestochen wurden. Die Reaktionen auf die Stiche seien individuell sehr verschieden, erklärt Carola Kuhn. Viele Menschen würden sehr heftig auf die Stiche reagieren, andere hingegen gar nicht. „Es kann zu starken Hautreaktionen kommen, die extrem jucken und länger anhalten.“ Die Reaktionen können auch zeitlich verzögert auftreten. Die gute Nachricht: Durch Bettwanzen werden keine Krankheiten übertragen: „Es wurde noch nie wissenschaftlich nachgewiesen, dass im natürlichen Umfeld Erreger durch Bettwanzen übertragen werden, die für Menschen gefährlich sind“, sagt Kuhn.

An den Stichen allein kann man aber noch nicht sicher ablesen, dass man Bettwanzen hat. Sie könnten auch von anderen Insekten kommen. Hat man das Versteck der Wanzen noch nicht gefunden, sind Kotspuren auf dem Bettlaken oder dem Lattenrost, die sich als kleine, schwarze Punkte zeigen, oder Häutungshüllen Hinweise auf einen Befall. Auch kleine Blutflecken in der Kleidung oder auf der Bettwäsche können Hinweise sein.

Bei Bettwanzen sollte man einen Schädlings-bekämpfer rufen und die Bekämpfung selbst unterstützen

Nachdem Elli die Wanzen unter ihrer Matratze entdeckt hatte, verbrachte sie die nächste Nacht in ihrer Badewanne. Dann reichte es ihr. Sie rief ihre Mutter an, gemeinsam packten sie alle ihre Sachen in Müllsäcke und Elli zog aus dem Studentenheim aus. Die Wanzen waren sogar auf ihrem Mantel, der auf der anderen Seite des Zimmers hing. Elli und ihre Mutter froren alles in einem Gefrierfach ein. Sie beschwerte sich bei der Leitung des Studentenheims. Weil in den Ferien andere Menschen in ihrem Zimmer gewohnt hatten, konnte man nicht nachweisen, dass sie am Wanzenbefall Schuld war. Immerhin bekam sie darum einen Teil der Miete vom Studentenheim zurück. Im Normalfall muss aber der Mieter für die Bekämpfung der Wanzen aufkommen. Aber was muss man tun, wenn man nicht einfach aus dem Zimmer ausziehen kann?

Bei Wanzenbefall solle man grundsätzlich einen Schädlingsbekämpfer rufen und mit ihm besprechen, was zu tun ist, erklärt Kuhn, denn: „Die Mittel, mit denen man Bettwanzen wirklich loswird, kann nur der Schädlingsbekämpfer anwenden.“ Es gibt aber Möglichkeiten, ihn zu unterstützen: „Man kann zum Beispiel anfangen, Tiere wegzusaugen. Man muss dabei aber genau darauf achten, dass sie nicht wieder aus dem Staubsauger herauskrabbeln können.“ Darum sollte man anschließend den Staubsaugerbeutel mit Klebeband verschließen und einfrieren, bevor man ihn entsorgt. Außerdem kann man Gegenstände und Kleidung für drei Tage bei minus 18 Grad einfrieren oder mit 60 Grad in der Waschmaschine waschen, um sie von den Wanzen zu befreien. Das Umweltbundesamt hat einen umfangreichen Ratgeber zum Thema Wanzenbefall herausgebracht, in dem die Vorgehensweise genau beschrieben wird.

*Die Namen wurden von der Redaktion geändert, die Personen sind der Redaktion bekannt.

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