Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

3200 Euro brutto für die Wissensvermittlerin im Museum

Für ihren Job taucht Maria immer tief in die Themen der jeweiligen Ausstellungen ein, um Fragen der Besucher:innen beantworten zu können.
Foto: Privat/Bearbeitung: SZ Jetzt

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Nach sieben Jahren im Modebereich wollte Maria beruflich etwas anderes wagen. Sie entschied sich für das größte Museum der Technik in ganz Europa, das Deutsche Museum in München. Dort arbeitet sie als Mitarbeiterin im Ausstellungsdienst – auch Wissensvermittlerin genannt.

Was ich als Wissensvermittlerin mache

„Ich bereite die Ausstellung morgens und zwischen den Führungen für die Besucher:innen vor, damit immer alles ordentlich und aufgeräumt ist. Zudem ist man Ansprechpartner für Ausstellungsinhalte. Man muss präsent sein, Fragen beantworten können und sich wirklich mit dem Thema der Ausstellung beschäftigen. Teilweise auch ein wenig tiefer, um bei Erklärungen ausholen zu können. Man ist ein bisschen das Mädchen für alles, aber es ist auf keinen Fall langweilig, sondern sehr vielseitig. Im Moment arbeite ich im Bereich ‚Bild Schrift Codes‘. Er befasst sich mit Drucktechnik, aber auch mit Schriftentwicklung, Schreibstoffen und Verschlüsselungstechnik.“

Wie mein Arbeitsalltag aussieht

„Theoretisch kann man um 7:30 Uhr beginnen. Die meisten kommen aber zwischen 8 und 9 Uhr. Man sieht sich zuerst alles genau an. Was muss noch aufgeräumt und vorbereitet werden, bevor die ersten Besucher:innen um 9 Uhr kommen? Das dauert ungefähr eine Stunde, abhängig davon, wie groß die Ausstellung ist. Dann bereitet man sich auf die eigenen Führungen vor. Vormittags, mittags und nachmittags finden welche statt. Man sammelt das Material zusammen und informiert sich über Neuerungen. Dazwischen durchlaufe ich die Ausstellungen, sehe mich um, ob alles in Ordnung ist. Ich spreche mit den Besucher:innen, zum Beispiel über ihre beruflichen Erfahrungen. Oft kommen ältere Personen zu mir, die noch in großen Druckereien gearbeitet haben. Oder ich helfe ihnen, die Rätselaufgaben in der Ausstellung zu lösen, zum Beispiel in der Kryptologie. Ab 16:45 Uhr habe ich Feierabend.“

Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme

„Die erste Reaktion ist: cool. Dann fragen mich einige, wie man dazu kommt und wie man sich bewerben kann. Die meisten sind aber einfach nur fasziniert, wenn ich das Deutsche Museum erwähne. Sie erzählen dann von ihren Erfahrungen, wie zum Beispiel: Das habe ich als Kind gesehen. Oder da waren wir mit der Schulklasse. Man merkt sofort, wie viele Leben das Museum schon berührt hat. Da werde ich immer leicht sentimental.“

Wie ich zu dem Job gekommen bin

„Bei uns im Haus haben manche einen technischen, andere einen geisteswissenschaftlichen Hintergrund. Ich habe Geschichte und Japanologie an der LMU München studiert. Danach habe ich noch eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht. Ich war lange im Modebereich, zuerst als Verkäuferin, dann als Content Managerin. Nach sieben Jahren wollte ich mal was anderes machen. Ich habe nicht sofort nach einem Job im Museum gesucht. War aber sofort dabei, eine Bewerbung zu schreiben, als ich die Stellenanzeige im Internet gefunden hatte. Während der Studienzeit war ich regelmäßig in den Seminarräumen des Deutschen Museums. Dabei ging es um eine Recherche zum Thema Wissenschaft und Technik im Kalten Krieg.

An meinem Probearbeitstag wurde ich ins kalte Wasser geschmissen und musste eine Führung geben. Heute habe ich viel Zeit, mich mit den Ausstellungen auseinanderzusetzen; ich erhalte auch Infomaterial und kann mich bei den Kurator:innen informieren, wenn etwas unklar ist. Man sieht sich an, wie man mit den Führungen zurechtkommt und mit den Menschen. Wenn das für einen passt, kann man hier arbeiten.“

Was der Job mit meinem Privatleben macht

„Unser Schichtmodell sieht folgendermaßen aus: Wir arbeiten sieben Tage am Stück, zum Beispiel von Montag bis Sonntag, haben zwei Tage frei, drei Tage Dienst, wieder zwei Tage frei. Und dann geht das Ganze wieder von vorne los. Wenn man so wie ich einen Partner hat, der klassischerweise jedes Wochenende frei hat, kann die Freizeitplanung schon mal richtig herausfordernd sein. Aber man gewöhnt sich daran.

An freien, regnerischen Tagen ist bei uns im Museum immer besonders viel los. Wir haben dann zusätzlich zu den üblichen Besucher:innen sehr viele Kinder, auf die wir aufpassen müssen. Das fordert viel Energie. Ich komme von der Arbeit nach Hause und bin erstmal müde. Mir ist auch schon aufgefallen, dass ich, wenn ich mal frei habe, sage: Ach, es ist auch mal gut, wenn ich keine Menschen sehe. Aber das ist okay. Ich finde, das muss auch mal sein.“

Wie ich mit schwierigen Besucher:innen umgehe

„Wir haben ab und zu sehr unruhige Schulklassen, die Führungen bei uns buchen. Meine Taktik: Ich konzentriere mich dann auf jene, die zuhören. Wenn es zu laut wird, sage ich: Hey Leute, wenn ihr keine Lust habt oder gerade nicht aufnahmefähig seid, dann setzt euch hin. Da ist eine Sitzecke! Hört von Weitem zu und stört nicht die, die aufmerksam sein wollen. Und ich versuche parallel, diejenigen, die aufmerksam sind, mehr einzubinden. Ihnen Fragen zu stellen. Ihnen Platz zu bieten, damit sie mitmachen können. Bisher hat das immer sehr gut funktioniert.“

Welche Eigenschaften man für den Job braucht

„Eigeninitiative und Durchhaltevermögen: Wir haben keinen Chef, der hinter uns steht und sagt, du musst jetzt dies und das machen. Man organisiert sich den Tag selbst. Und packt von selbst auch bei eher mühseligen Sachen an. Wenn man beispielsweise beobachtet, dass die Besucher:innen die Vitrine dreckig machen, jeden Tag mehrmals hingreifen, dann gehe ich immer wieder hin und reinige sie. Das kann manchmal sehr anstrengend sein. Außerdem muss man teamfähig sein. Wir teilen uns im Team die Arbeit auf, unterstützen uns auch gegenseitig bei Führungen, vertreten uns in den Pausen. Da muss man sich schon absprechen können.“

Vorstellung vs. Realität

„Ich bin nicht mit so großen Vorstellungen hergekommen. Mein Ziel war es, wieder mehr Kundenkontakt zu haben. Außerdem wollte ich Ideen und Wissen vermitteln. Das hat sich auf jeden Fall bewahrheitet. Ich habe sehr viel Spaß bei dem, was ich mache. Was ich aber zu Beginn unterschätzt habe, war die Besuchermenge. Speziell an Feiertagen und bei schlechtem Wetter. Eine volle Münchner S-Bahn zu Stoßzeiten ist nichts dagegen. Da geht es hier wirklich zu. Und ich glaube, das unterschätzt jeder. Aber das meiste hat sich positiv bewahrheitet.“

Was ich verdiene

„Wir, die im öffentlichen Dienst arbeiten, haben Tarifverträge. Das bedeutet, das Gehalt ist sofort einsehbar. Bei mir sind es ein wenig mehr als 3000 Euro brutto im Monat. Mit den Feiertags- und Wochenenddiensten komme ich auf knapp 3200 brutto monatlich. Für mich persönlich passt es, ich komme mit dem Geld gut klar.“

  • teilen
  • schließen