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Etwa 2800 Euro brutto für den Berufsimker

Foto: Privat / Bearbeitung: jetzt

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Die Bienen

Für mich sind Bienen sehr faszinierende Tiere. Sie sind sehr effizient, gar nicht verschwenderisch und haben eine beeindruckende Schwarmintelligenz. Sie wissen zum Beispiel, wenn das Wetter in den nächsten Tagen schlecht wird und bleiben dann in ihren Kästen. Wenn das Wetter schön wird, schicken sie die ersten Sammler raus, die nach Orten suchen, an denen Pollen und Nektar zu holen sind. Diese Information geben sie dann an die anderen Bienen weiter. Außerdem hat jede Biene eines Bienenvolks, ob Arbeiterin, Drohne oder Königin, eine feste Aufgabe. Von den Königinnen gibt es meist eine pro Volk, manchmal aber auch zwei oder drei. Ihre Aufgabe ist es Eier zu legen und damit für die Erhaltung des Bienenvolks zu sorgen. Die männlichen Bienen werden Drohnen genannt und sorgen für die Brutnestwärme und die Begattung der Königin. Am fleißigsten sind aber die Arbeiterinnen. Sie übernehmen den Wabenbau, die Pflege und die Fütterung der jungen Larven, bestäuben die Blumen und gehen auf Futtersuche.

Der Weg

Die Natur hat in meinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. Viele meiner Familienmitglieder kommen aus der Landwirtschaft und durch meinen Opa, der ebenfalls Imker ist, habe ich meine Liebe zur Bienenzucht entdeckt. Nachdem ich meine erste Ausbildung zum Pflanzentechnologen abgeschlossen habe, habe ich mich gemeinsam mit meinem Opa immer mehr um die Bienen gekümmert. Durch ihn habe ich schließlich erfahren, dass das Institut für Bienenkunde in Celle eine Ausbildung zum Tierwirt mit Fachrichtung Imkerei anbietet. Da ich schon eine Ausbildung im Bereich Landwirtschaft gemacht habe, durfte ich die dreijährige Ausbildung auf ein Jahr verkürzen. In dieser Zeit habe ich die typischen Aufgaben des Berufsimkers gelernt, von der Honigproduktion, der Leistungsprüfung bis hin zur Bienenzucht. Das Besondere an der Ausbildung ist außerdem, dass sie sehr praktisch ist. Nur etwa drei Monate lang, von Januar bis März, wird den Auszubildenden Theorie beigebracht, der Rest geschieht durch praktisches Arbeiten mit den Bienen und in der freien Natur.

 

Der Job

Seit zwei Jahren arbeite ich für das Institut für Bienenkunde Celle. Dort betreue ich die Königinnenzucht mit 150 Völkern. Meine Aufgabe besteht darin, Bienenvölker miteinander zu vergleichen und besonders leistungsstarke, reinrassige Königinnen auszuwählen. Ob eine Königin leistungsfähiger als andere ist, erkennt man an ihrem Volk, beispielsweise wenn ihre Arbeiterinnen überdurchschnittlich viel Honig produzieren. Aber auch Faktoren wie Schwarmtrieb, Stechlust und Sanftmut werden dabei untersucht. Die befruchteten Eier der besten Königinnen siedle ich dann um und züchte sie zu neuen Königinnen heran, die wir dann zu einem Preis von bis zu 60 Euro an Hobby- und Berufsimker verkaufen. Je nach Jahreszeit fallen aber auch andere Aufgaben in meinen Tätigkeitsbereich. Jetzt im Winter kontrolliere ich die Bienenstände und prüfe die Futterbestände der Tiere. Außerdem treffe ich schon jetzt Vorbereitungen für die Saison, dazu gehört beispielsweise die Herstellung neuer Waben, die zur Aufzucht von Larven und zur Lagerung von Honig und Pollen dienen.

Die Herausforderungen

Einige Billiganbieter mischen den Honig mit künstlichen Zusätzen und verkaufen ihn dann zu sehr günstigen Preisen. Man sollte beim Einkauf darauf achten, dass der Honig aus einer regionalen Imkerei kommt und nicht in verschiedenen EU- oder Nicht-EU Ländern zusammengemischt wurde. Obwohl der Honig der Berufsimker in Deutschland qualitativ viel hochwertiger ist, haben sie Schwierigkeiten, ihren Honig aufgrund des Preisdrucks zu vermarkten und finanziell über die Runden zu kommen. Eine andere, große Herausforderung der Imker ist die Erhaltung der Bienenvölker. Seitdem die Varroa-Milbe vor etwa 40 Jahren nach Europa eingeschleppt wurde, befällt sie ganze Bienenvölker und schwächt das Immunsystem der Bienen, bis sie schließlich sterben.

Das Gehalt

In meinem Beruf in der Bienenzüchtung Celle verdiene ich monatlich etwa 2800 Euro brutto. Für die Imker-Branche ist das ein überdurchschnittlich guter Verdienst. Die meisten Imker verdienen weniger. Wie viel das konkret ist, kommt meist darauf an, wie gut die Vermarktung ihrer Produkte ist. Weil der Job nicht sehr gut bezahlt ist, gibt es außerdem mehr Hobbyimker als Berufsimker, die eine Ausbildung in diesem Bereich gemacht haben.

Die Hobbyimker

Ich finde es schön, wenn sich Menschen fürs Imkern interessieren. Man sollte aber nur Bienen halten, wenn man ernsthaft an den Tieren und der Bienenzucht interessiert ist. Zwar kenne ich viele gute Hobbyimker, aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass es auch Leute gibt, die nur Bienen halten, weil imkern gerade angesagt ist. Ein Grund für diesen Trend ist meiner Meinung nach, dass einige denken, sie würden damit etwas Gutes für die Umwelt tun. Das gelingt aber nur, wenn man dazu bereit ist, sich mit dem nötigen Fachwissen auseinanderzusetzen, um das Bienenvolk auch zu erhalten. Um die Hobbyimker zu unterstützen, bieten wir verschiedene Kurse an, die Bienenhalter darüber aufklären, wie man am besten mit dem Bienenvolk umgeht und Krankheiten, wie etwa den Milbenbefall, rechtzeitig erkennt und behandelt. Dass Hobbyimker diese Kurse besuchen, finde ich sehr wichtig. Denn setzt man sich als Hobbyimker nicht damit auseinander, können auch Bienenvölker anderer Halter in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies passiert beispielsweise, wenn das Bienenvolk eines Hobbyimkers von der Varroa-Milbe befallen ist und andere Bienen vom Duft des befallenen Bienenstocks angezogen werden. So wird die Milbe leicht auf die anderen Bienen übertragen und kann ganze Bienenvölker auslöschen.

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

Oft kommt es vor, dass ich gefragt werde, ob ich auch manchmal gestochen werde. Tatsächlich wurde ich am Anfang der Ausbildung häufig gestochen, inzwischen ist dies aber weniger geworden und macht mir kaum noch etwas aus. Außerdem macht man meist selbst etwas falsch, wenn man von den Bienen gestochen wird. Im Umgang mit den Tieren sollte man daher immer ruhig und gelassen sein. Mit der Zeit lernt man aber auch, wie das Bienenvolk drauf ist und dass es Tage gibt, an denen man die Bienen besser in Ruhe lassen sollte. Ein Schutzanzug hilft außerdem, Stiche zu vermeiden.

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