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Mädchen, was ist das Problem mit euren Füßen?

Illustration: Daniela Rudolf

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Liebe Mädchen,

unsere Füße sind uns so dermaßen egal. Würde man uns Fotos von zehn Fußpaaren vorlegen, könnten wir unsere eigenen wahrscheinlich gar nicht erkennen. So lange unsere Fußnägel nicht die Schuhspitzen durchstechen, führen sie ein wortwörtliches Schattendasein fernab unserer Aufmerksamkeit. Ob unsere Zehen vergleichsweise lang, kurz, breit oder haarig sind – irgendwie sehr irrelevant.

Bei euch hingegen – und hier geht es wie immer nicht um eine allgemeingültige, wissenschaftlich erhobene, ausnahmslose Feststellung – haben wir oft bemerkt, dass euch eure Füße durchaus wichtig sind. Dass euch die Vorstellung der supergepflegten, durchpedikürten Frau und die Beautyindustrie mit ihren Zehentrennern und Hornhautraspeln dabei einen Haufen Druck machen, eh klar. Aber vielen von euch ist es auch fernab gesellschaftlicher Erwartungen oft unangenehm, wenn euch jemand zu lang auf die Füße schaut. Als wären sie eine Art wunder Punkt in eurem Selbstbewusstsein, als könnte jemand beim Anblick eurer vermeintlich unschönen Füße in die verborgen gehaltenen Bereiche eurer Seele vordringen.

Und das, obwohl uns im Gegensatz zu anderen Bereichen des Körpers, die Frauenmagazine gerne mit dem seltsamen Wort „Problemzone“ umschreiben, bei Füßen nicht einmal ein gängiges Schönheitsideal einfiele. Wie sollte denn bitte ein klassisch schöner Fuß aussehen? Wir wissen es nicht.

Deswegen: Erklärt doch mal, was es mit den Füßen so auf sich hat. Sind die tatsächlich oft ein „Problem“? Wann werden sie dazu? Und interessiert ihr euch eigentlich für unsere Füße?

Eure Jungs

Die Mädchenantwort:

Mädchenantwort

Collage: jetzt.de

Liebe Jungs,

ich kenne eine Frau, die hat schöne Füße. EINE. Sie haben eine gute Größe, 38 nämlich. Ihre Zehen sind gerade, die „Große“ ist tatsächlich die Große. Von ihr aus steigen die Zehen nach außen hin längen-technisch ideal ab. Ihre Zehennägel sind nirgendwo eingewachsen und herrlich schmal, passend zu der grazilen Silhouette ihres an der Seite elegant gewölbten Fußes.

Auf diese Attribute, das sage ich ganz ehrlich, wird sie von mir und anderen Freundinnen oftmals reduziert. Jede Klage – ob ihr Gewicht betreffend oder die Arbeit oder die Liebe – wird von uns mit einem Totschlagargument abgeschmettert: „Aber immerhin, liebe Gloria, hast du schöne Füße!“ So viel Glück, finden wir, muss man erstmal haben.

Denn Füße, ach Füße, sind in der Regel hässliche, garstige Biester

Denn Füße, ach Füße, sind in der Regel hässliche, garstige Biester. Und das, liebe Jungs, ist Fakt – da braucht ihr uns nichts von Subjektivität erzählen. Auch, wenn euch die Optik eurer Füße offensichtlich nicht zu stören scheint. Versteht uns bitte nicht falsch: Wir wollen wirklich wirklich wirklich nicht auf sie verzichten. So ein Paar Füße ist verdammt praktisch. Aber ein bisserl hübscher dürfte es halt schon sein.

Das ist also schon mal unser grundsätzliches Problem mit unseren Füßen: Sie sehen einfach in den allerseltensten Fällen ansprechend aus. Die zweite und dritte Zehe sind oft krumm und länger als die „große“. Die wiederum ist dicker als wir das gut fänden und die Zehennägel sind an den Seiten eingewachsen. Auf den beiden kleinsten Zehen dagegen sind die Nägel unter Umständen schon beinahe nicht mehr zu erkennen – was übrigens dazu führt, dass der Versuch, die Füße mit Nagellack zu verschönern, kläglich scheitern muss.

Das ist auch generell ein schwieriger Punkt des „Fuß-Themas“: Gegen hässliche Füße kann man gefühlt noch weniger ausrichten als gegen andere Problemzonen. Während wir Hautirritationen im Gesicht überschminken, Fett an der Hüfte abtrainieren und gelbe Zähne bleechen könnten, gibt es für die groben Hässlichkeiten der Füße wenig Rettung. Klar, man kann zur Pediküre gehen und sich in Sache Nägel und Hornhaut helfen lassen. Das allerdings kostet – und ist uns oft unangenehm. Denn irgendwie fühlt es sich für viele von uns falsch an, für die Optik eines Körperteils, das eh kaum jemand sieht, Zeit und Geld herzugeben. Sowieso hilft ja keine Pediküre der Welt gegen Halluxe, Plattfüße und knorpelige, überlange Zehen.

Füße sind für uns ähnlich intime Körperteile wie unsere Brüste

Kein Wunder also, dass wir nicht besonders viel Spaß daran haben, unsere Füße herum zu zeigen. Was dazu führt, dass wir sie nur selten vor anderen herausholen. Was dann wiederum zum Problem wird. Denn dadurch werden die Füße für uns irgendwie zu ähnlich intimen Körperteilen wie, sagen wir mal, unsere Brüste: Was sich rar macht, wird interessant. Selbst (oder besonders?), wenn es hässlich ist.

Wenn man einen Menschen schon länger kennt und bisher nie das Vergnügen oder Nichtvergnügen hatte, die dazugehörigen Füße kennenzulernen, ist man eben doch immer (zumindest ein Fünkchen) gespannt, was der da so an Fuß aus seinem Schuh holt. Da guckt man einfach hin.

Und dann ist da noch das Problem, wann diese seltenen Fälle eintreten. Meistens nämlich im Sommer. Wenn man den ganzen Tag schon in Schuhe und Socken reingeschwitzt hat, die Füße angeschwollen, rot und mit Abdrücken überzogen sind – also in ihrem unästhetischsten Zustand. Genau dann überwinden wir uns, weil: Wir wollen uns ja nicht aus reiner Eitelkeit um den Plantsch-Spaß in den hiesigen Gewässern bringen.

 

Nein, eure Füße finden wir jetzt auch nicht schöner als unsere

Und ja: Eure Füße sehen wir uns bei diesen Gelegenheiten natürlich auch an. Da greift der Raritäts-Mechanismus schließlich genauso. Und wir müssen sagen: Die sind jetzt auch nicht unbedingt schöner als unsere. In der Regel sogar noch weniger schön, weil: haarig und, wie ihr selbst sagt, oft mit unfassbar ungepflegten Nägeln.

Das finden wir dann auch nicht besonders sexy, aber räumen euch trotzdem einen Vorteil ein: Während wir die Füße anderer Frauen nämlich oft sehr genau anschauen, um unsere dann damit vergleichen zu können (ob alles normal ist und so, ihr versteht), klappt das mit euren Füßen gar nicht. Sie sind meist einfach schon größentechnisch zu weit weg vom weiblichen Ideal-Fuß, der ja zart und schmal sein soll.

Und da übrigens liegt noch ein anderer wunder Punkt. Denn unsere Füße werden ja nicht nur dann zum Problem, wenn wir sie herzeigen müssen, aber nicht herzeigen wollen. Sondern auch einfach beim Schuhkauf. Denn die schönsten Schuhe sind oft schmal geschnitten. Dann zwängen sich diejenigen von uns, die breite Füße haben, immer wieder hinein und werden ganz traurig, weil die Schuhe einfach nicht passen wollen.

Schuhe in großen Größen erinnern uns leider viel zu oft an Schiffe

Anders funktioniert das Ganze natürlich auch in die Länge. Schuhe in den Größen 37 bis 41 zu finden, ist meist sehr unproblematisch. Wer als Frau aber ungewöhnlich kurze oder lange Füße hat, hat ein Problem. Denn erstens gibt es wenig derartige Schuhe und zweitens genügen sie unseren ästhetischen Kriterien dann oft nicht.

Kurzfüßige Frauen kaufen deshalb gezwungermaßen in der Kinderabteilung. Langfüßige Frauen dagegen warten einfach Wochen und Wochen auf den passenden, extra bestellten Schuh, der dann irgendwie gar nicht mehr so grazil wirkt, sondern (Zitat einer langfüßigen Kollegin) „immer wieder an ein Schiff erinnert“.

Ihr seht schon, Jungs: Das Thema Füße ist kein leichtes für uns. Aber tatsächlich hilft es uns, dass ihr von all den Schwierigkeiten, die wir damit haben, so wenig Ahnung habt. Wahrscheinlich können wir dahingehend echt noch was von euch lernen – und euren ersten Satz als Mantra in unseren Alltag integrieren: „Füße sind dermaßen egal.“ Wenn wir das nur verinnerlichen könnten, wären viele von uns vermutlich wirklich um einiges entspannter. Danke dafür,

Eure Mädchen

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