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Jungs, wollt ihr auch mal das kleine Löffelchen sein?

Foto: klublu/photocase.de

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Die Mädchenfrage:

Liebe Jungs,

wisst ihr noch, damals? Als wir so wahnsinnig frisch ineinander verliebt waren, dass wir euch am liebsten ausgehöhlt und euch uns übergeworfen hätten, nur um so viel Hautkontakt wie möglich zu haben? Damals, als wir noch in einem 90 Zentimeter breiten Bett zu zweit schlafen konnten, ohne einander größere Verletzungen zuzufügen? Damals, als wir wirklich jede Sekunde unserer gemeinsam verbrachten Zeit in direktem Hautkontakt verbrachten? Damals, in den ersten drei Monaten unserer Beziehung, da haben wir immer so geschlafen: Rücken an Bauch. In der sogenannten Löffelchenstellung. Wie in einer Besteckschublade lagen wir da und es war so schön.

Also für uns.

Weil wir immer der kleine Löffel waren. Und unseren Rücken von euch wärmen lassen, euren unteren Arm als Kopfkissen benutzen konnten. Schön war das. Und gemütlich.

Aber jetzt so in der Rückschau, ohne den ganzen das Hirn vernebelnden Hormonstau und mit einem etwas realistischeren Blick auf die Gegebenheiten, fällt uns auf: eigentlich habt ihr in dieser Schlafstellung den Kürzeren gezogen. Und leicht betreten überlegen wir, ob wir in der Hinsicht ein wenig arg egoistisch waren? Wärt ihr auch gerne mal das kleine Löffelchen in der Beziehung gewesen und hättet uns gerne als persönlichen Heizstrahler benutzt und euch beschützt gefühlt und unseren Arm als integriertes Kopfkissen benutzt? Müssen wir da was nachholen? Oder seid ihr eh froh, dass wir über dieses Stadium hinaus sind und jetzt wieder jeder auf seiner eigenen Bettseite schläft?

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Illustration: Katharina Bitzl

Die Jungsantwort

Liebe Mädchen,

schade, dass diese Frage viele Jahre und unzählige eingeschlafene Arme zu spät kommt!

Heute wissen wir Jungs, dass Liebe nicht daraus besteht, möglichst viele gemeinsame Fotos an einem Automaten auszudrucken und einander Knutschflecken zu machen. Wir wären auch nicht mehr so naiv „4Ever2Gether“ irgendwo mit Edding hinzuschreiben. Erinnert ihr euch daran auch noch, oder habt ihr das genau so verdrängt, wie wir unser jahrelanges Dasein als großer Löffel?

Ich bin mir sicher, viele von uns Jungs sind nicht größer als 1,80m geworden, weil wir bei euch immer in den 90cm Betten schlafen mussten. Bei Mädchen zu übernachten, hatte immer etwas von Tetris, eure Betten waren meist so schmal wie zehn Kandidatinnen von „Germany’s Next Topmodel“ zusammengerechnet. Wenn man am nächsten Morgen aufwachte, fühlte man sich quasi halbseitig gelähmt vom Löffelchen-Schlafen.

Ja, zugegeben, in dieser Zeit, in der wir dachten, dass uns nichts trennen kann (außer euren Erziehungsberechtigten), haben wir Jungs gerne den großen Löffel gegeben. Wir fühlten uns groß und... wie ist ein Löffel noch? Konkav? In der Löffelchenstellung kann man schließlich die maximale Körperfläche miteinander genießen, ohne dass einer plattgedrückt wird wie ein Pfannkuchen.

Die zwei großen Fragen des großen Löffels sind nämlich: Wohin mit dem Arm und wohin, verdammt nochmal, mit dem Kopf?

Heute fragen wir uns allerding schon: Warum mussten immer wir der große Löffel sein? Nur, weil das in Filmen wie „P.S. Ich liebe dich“ oder anderen austauschbaren, schnulzigen Romanzen unglaublich häufig so dargestellt wird, heißt das nicht, dass wir das auch machen müssen. Das im Film sind nämlich SCHAUSPIELER. Die machen so eine Einschlaf-Löffelchen-Haltmichfest-WärmmirdenRücken-KraulmirdasHaar-HauchmirinsOhr-Stellung für zwei Minuten. Dann kommt die Klappe. Und alles wird normal. Und bequem. Das ist etwas völlig Anderes als eine Acht-Stunden-Nacht.

Die zwei großen Fragen des großen Löffels sind nämlich: Wohin mit dem Arm und wohin, verdammt nochmal, mit dem Kopf? Der Arm fängt nach fünf Minuten an zu kribbeln und dann spürt man langsam gar nichts nichts mehr. Wir haben diesen Arm immer geopfert, damit ihr gut einschlafen konntet. Das andere Problem sind eure Haare und unser Kopf darin/darauf/darunter. Überall sind Haare, sie hängen im Mund, man isst sie mit. Heimlich spuckten wir armen naiven Kater dementsprechend am nächsten Morgen ein Fellknäul aus.  

Ich verrate euch jetzt ein Geheimnis: Jeder Junge hat euch nur so lange als großer Löffel festgehalten, bis ihr eingeschlafen seid. Dann begann die äußert komplizierte Geheimagenten-Mission, den Arm langsam unter eurem Kopf heraus zu ziehen und sich etwas von euch zu entfernen. Das haben wir immer gemacht, ohne dass ihr aufwacht. Mädchen haben aber einen eingebauten „Halt dich an mir fest!“-Sensor, der sie jedes Mal aufgeweckt, wenn man auch nur daran denkt, die Löffelchen-Stellung zu verlassen. Also haben wir ausgeharrt, bis zum Morgengrauen! Weil wir unsterblich in euch verliebt waren.

Heute ist der große Löffel keine Pflicht mehr. Weil wir älter geworden sind und uns größere Betten leisten können. Und natürlich werden wir auch als Jungs gerne in den Arm genommen, wir mögen die Nähe und die Wärme von euch Mädchen. Dass ihr den großen Löffel gebt, würden wir allerdings nie von euch einforden. Das wollen wir niemals jemand anderem zumuten. Lasst uns doch wie in einem richtig teuren Besteckkasten Löffel sein: Jeder für sich auf Samt gebettet. So halten sie am längsten. „4Ever2Gether“.

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