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Das ist mediterraner Humor! Über die Griechen-Witze zur Krise

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Die eine Sache, die ich richtig übel nehme, also dem Leben und eigentlich allen, ist die, dass ich jetzt dauernd den schlimmsten Satz denke, den es in der deutschen Sprache gibt. Also vielleicht nicht den schlimmsten, aber den zweitschlimmsten nach "es ist bösartig". Und der zweitschlimmste Satz in der deutschen Sprache lautet: Das ist nicht witzig!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Unser Autor bei Anne Will, im Screenshot ganz rechts. Ich bin Grieche. Eigentlich Deutschgrieche, aber seitdem die Krise begonnen hat und so viel Unsinn über Griechenland verbreitet wird, bin ich für alle Grieche. Normalerweise bin ich das gerne, und ich muss zugeben, während der Europameisterschaft 2004 gab es nichts besseres als Grieche zu sein, vor allem weil ich weiß und gemerkt habe, dass ich für viele meiner deutschen Freunde nicht einfach Grieche bin, sondern DER Grieche. Der, dem sie SMS schicken, wenn Griechenland Europameister wird. Weil ich der einzige Grieche bin, dessen Handynummer sie haben. Heute bin ich der einzige Grieche, dem sie Verabredungen absagen mit dem Betreff "Ich griech das heute nicht hin". Unter jeder zweiten Mail, die ich kriege, steht "Und mein Steuergeld überweise ich dir nachher." (Was genau versteht ihr – nur nebenbei – eigentlich nicht an der Bedeutung des Wortes KREDIT? Ihr verdient hunderte Millionen Euros damit, verdammt!) Und ich sitze da und denke: Das ist nicht witzig. Das ist nicht witzig. Das war die ersten hundert Mal witzig, aber jetzt nicht mehr. Und es gibt kein schlimmeres Leben als … okay, hatten wir schon, gibt es doch. Aber trotzdem ist es ein Scheißleben, wenn man dauernd diesen Satz denkt. Ich habe übrigens ein todsicheres System gegen Griechenwitze entwickelt, aber es ist so link, dass ich mich eigentlich gar nicht traue, es aufzuschreiben. Aber es nützt ja nix: Ich habe in bestimmten, besonders nervigen Kreisen, die ich jetzt nicht näher benennen kann, einfach nach jedem Griechenwitz gesagt "haha, sehr witzig, Heil Hitler!" Und wenn mich dann die Leute erschrocken angestarrt haben, habe ich gesagt: Oh, 'tschuldige, das ist mediterraner Humor. Könnt ihr nicht so ab, oder?" Das funktioniert. Aber es macht das Leben nicht besser. Einen Witz gab es übrigens, über den musste ich tatsächlich richtig lachen, allerdings muss ich angeben, bevor ich ihn erzählen kann. Ich habe den Eindruck, dass das irgendwie okay ist, weil der Witz auf meine Kosten geht, aber falls jemandem die Angeberei vorher auf die Nerven geht, kann er meinetwegen auch gehen und eine Ziege ficken (hey, das ist mediterraner Humor. Könnt ihr nicht so ab, oder?). Jedenfalls: Ich trage eine Brille, und aus Gründen, über die ich nicht nachdenken möchte, so eine Berlingeburt mit dickem Rahmen (ich habe dem Optiker gesagt, ich möchte aussehen wie ein fetter Yves Saint-Laurent). Und zweitens war ich im Fernsehen, bei Anne Will. In einer Diskussion über Griechenland (ja, es stimmt, sie sieht in echt noch besser aus. Richtig, richtig gut). Und hinterher hat mir jemand seinen Lieblingstweet zu der Sendung gemailt. Ich kann ihn nur noch sinngemäß auswendig, aber er ging in etwa so: "Griechenland muss es echt schlecht gehen. Der griechische Gast bei Anne Will muss sogar Nana Mouskouris Brille auftragen." Ganz ehrlich: Ich hab mich nicht mehr eingegriecht vor Lachen. Jetzt in echt. Der Autor beschäftigt sich in seinem Blog print-wuergt.de unter anderem auch mit der Griechenland-Krise.

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