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Meine Theorie: Spanien, schlechtes Land

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Spanien schmarotzt Spanien ist trotz Vorzeige-Wirtschaftsboom immer noch dankbares Nehmerland der EU. Nahezu alle spanischen Regionen kriegen Zuschüsse aus den EU-Struktur- und Kohäsionsfonds, insgesamt erhalten die Spanier in diesem Haushalt 8.733 Millionen Euro mehr aus der europäischen Kasse als sie einzahlen. Ein großer Teil des Spanischen Wirtschaftsschubs zu Beginn des Jahrtausends (z.B. 2,3 Prozent-Wachstum in 2003) mit dem Ex-Präsident Aznar damals gerne angegeben hatte, gründete statistisch auf diesen Zuschüssen. Aus Angst davor, auf den angenehmen EU-Tropf im Zuge der Osterweiterung verzichten zu müssen, fiel Aznar schließlich nichts mehr anderes ein, als politisch Erpressung: Zustimmung zur Erweiterung nur gegen Sicherung der Subventionen. Bevor er das durchboxen konnte, wurde er abgewählt und die regierenden Sozialisten stehen jetzt vor dem Problem, dass der Wirtschaftsboom eben nur boomt, wenn die EU genug überweist. Gewachsene Wirtschaftskraft – Fehlanzeige. Haushalts-Prognose des gestrigen Wirtschaftswunderlands für 2005: ein Prozent Defizit. Und das ist noch vorsichtig geschätzt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Spanische Sieger: Die beste Vereinsmannschaft Europas kommt aus Spanien, die Spieler des FC Barcelona feiern den Sieg im Champions-League-Finale am Mittwoch abend in Paris. Spanien hat keine Kultur Schlimmer noch als Italien zehrt Spanien von ausgelutschten, goldenen Zeiten des Kulturschaffens, vom ach so triumphalen „Siglo de oro“. Damals, zwischen 1550 und 1600 landeten Dichter wie Cervantes, Lope de Vega und Calderon sowie Maler wie El Greco und Murillo einige kulturhistorische Volltreffer. Seitdem geht es mit der spanischen Kultur bergab und sie wird vom eigenen Volk auch wenig geschätzt, der geniale Maler Goya (1746-1828) ging deshalb ins Exil nach Bordeaux und Dali - na ja. Die spanische Gesellschaft ist heute, nach den Schrecken des Franco-Regimes, beseelt von einem behäbigen und selbstgerechten Populärliberalismus: vor allem selbst leben und die anderen eben auch leben lassen. Zur intellektuellen Seelenruhe gereicht ihnen auch die nächsten hundert Jahre noch der olle Don Quijote – das Buch wird jedes Jahr unter großer medialer Anteilnahme von prominenten und Politikern laut vorgelesen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Spanische Gastgeber: Häuserschluchten in Benidorm in der Nähe von Alicante an der spanischen Mittelmeerküste. Spanier sind zu dumm für Umweltschutz Das Land hat spektakuläre Landschaften, riesige Küstenstreifen, ursprüngliche Gebirgslandschaften. Der Spanier aber schätzt illegal errichtetet Ferienhauswüsten aus Fertigbeton, mit denen er seine Küste unattraktiv zementiert, unterstützt von korrupten und gierigen Lokalpolitikern. In Marbella beispielsweise hat der ehemalige Bürgermeister eben mal 30.000 Hochhauswohnungen auf städtischem Grund errichten lassen - unerschwinglich für die andalusische Bevölkerung und schlichte Spekulationsobjekte für ausländische Investoren. Heute stehen sie weitgehend leer, wie an den Küstenorten allgemein üblich. Die (EU-geförderte) Region Valencia verabschiedet Baugesetze, die so ziemlich allen geltenden EU-Normen widersprechen, in Benicassim werden kleine Grundbesitzer nahezu zwangsenteignet, um auf den erzwungenem Grund Golfplätze zu bauen. Naturschutzgebiet heißt in Spanien „parque natural“ – das Wort Schutz wird vorsorglich ausgespart, es würde ohnehin nur zu Verwirrung führen, denn jede Gemeinde kann es nach eigenem Gutdünken interpretieren. Spaniens Küche ist fad Zwar ist der Spanier Ferran Adriá der anerkannt beste Koch der Welt, aber was er in seinem Restaurant „El Bulli“ an der Costa Brava (ausgebucht für eineinhalb Jahre) auftischt, hat mit spanischer Landesküche zum Glück nichts zu tun. Die besteht nämlich zum großen Teil aus Pommes Frites als Beilage zu lieblos gewürztem Fleisch und Fisch und einem fettigen Fladen aus Ei, Kartoffeln und Zwiebeln namens Tortilla. Paella und Manchega meinetwegen, aber sonst: Zweitklassiges Olivenöl, zweitklassiger Rotwein und ein bisschen Paprikawurst – verglichen mit der Größe des Landes und der Vielfalt seiner Landschaften eine äußerst dürftige Palette an Spezialitäten.

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