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Vogue ruft Modeindustrie auf, keine minderjährigen Models mehr zu beschäftigen

Foto: Gonzalo Fuentes / Reuters

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Wäre die Modewelt eine Fußballmannschaft, die Vogue wäre wohl ihr Kapitän: jemand, der die Mannschaft führen und beeinflussen kann. Insofern ist ziemlich spannend, was das Magazin in einem gerade erschienenen Artikel schreibt. 

Sie ruft die Modewelt dazu auf, für Models eine Altersgrenze einzuführen: keine minderjährigen Models mehr auf Magazincovern und in Fotostrecken, auf Plakaten und Laufstegen.

Vogue hat zusammen mit anderen Publikationen eine Rolle dabei gespielt, dass es für Kinder – denn nichts anderes sind sie – Routine ist, als glamouröse Erwachsene angezogen und vermarktet zu werden“, heißt es in dem Artikel in der neuen Ausgabe der US-Vogue, und weiter steht dort: „Es ist nicht richtig für uns und unsere Leser und es ist nicht richtig für die jungen Models, die darum kämpfen, auf diesen Seiten zu erscheinen. Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können uns einer besseren Zukunft verschreiben.“

In ihrem Text zeichnet die Autorin Maya Singer das Bild einer Modewelt, die junge Mädchen verheizt. Die Zahl der Modenschauen ist in den vergangenen Jahren gestiegen, das Social-Media-Zeitalter verlangt nach immer mehr Bildern. Und somit braucht die Modeindustrie immer neue Gesichter. Junge Gesichter, von der Straße oder direkt von Instagram weggecastet und ohne große Vorbereitung in die hektische Modewelt geworfen, die sich nur wenig darum kümmert, ob das neue Model vor zwei Wochen noch in einer Kleinstadt im ländlichen Amerika zur Schule ging. Und der es egal ist, wenn den Teenagern alles zu viel wird und sie diese neue Welt überfordert.

Modelagenten und Castingagenturen seien keinen berufsethischen Standards verpflichtet, wird Angus Munro zitiert, der für große Designer Models auswählt. Und so geraten Minderjährige oft in unangenehme Situationen – oft bei gleichzeitiger Abwesenheit eines Selbstbewusstseins, das ihnen erlauben würde, auch mal nein zu sagen und die Gepflogenheiten der Branche zu hinterfragen. Andreea Diaconu, heute 27 Jahre alt, berichtet von ihrer Anfangszeit: Mit 14 sei sie von Fotografen um Oben-ohne-Posen gebeten worden. Man habe sie in Clubs geschickt, ihr Alkohol und Drogen angeboten.

Teenager-Models seien auch deshalb so beliebt, schreibt Singer, weil sie in die immer engeren Outfits passen, die auf Laufstegen gezeigt werden. Früher hätten die Anproben ewig gedauert, beschreibt ein Insider das Procedere. Heute wollen die Firmen bis zu 50 Models auf dem Laufsteg, Zeit für langes Anprobieren bleibt da nicht. Also nimmt man einfach junge Mädchen, denen alles passt, weil sie noch nicht ausgewachsen sind. Solche Praktiken transportieren ein schiefes Körperbild und fördern eine Gesellschaft, in dem erwachsene Frauen einem Ideal nacheifern müssen, das unerreichbar ist: den Körper einer 15-Jährigen zu haben.

All das soll sich nun ändern. Condé Nast, der Verlag hinter Vogue, hat schon im Frühjahr als Reaktion auf die #Metoo-Debatte einen Verhaltenscodex herausgegeben, um bei allen Fotoshootings für seine Magazine zu garantieren, dass Models sich wohlfühlen. Eigene Umkleidekabinen wurden vorgeschrieben, ebenso, dass Bikini- oder Nacktbilder vorher abgesprochen werden und nicht plötzlich jemand ein Bikinifoto verlangt, von dem vorher nicht die Rede war. Auch die Altersgrenze von 18 ist darin festgeschrieben.

Jetzt bekommt Vogue aber noch zusätzliche Unterstützung. Die großen New Yorker Modelagenturen „DNA Model Management“ und „The Society Management“ werden ab sofort nicht mehr mit minderjährigen Models arbeiten. Auch der CFDA, der „Council of Fashion Designers of America“ ist an Bord und unterstützt die Anhebung des Mindestalters auf 18 Jahre.

che

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