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Zeigt mir eure Füßlinge und ich sage euch: Was soll der Scheiß?!

Foto: maxpixel.freegreatpicture.com

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Nein, Mode ist natürlich keine in erster Linie logische Veranstaltung. Sonst gäbe es diese Mini-Sonnenbrillen nicht, über die derzeit Stars wie Rihanna so neunmal klug schauen können wie einst der Lateinlehrer über seine Lesebrille beim Abfragen unregelmäßiger Verben. Und es gäbe sicherlich auch keine Schaftstiefel aus durchsichtigem Plastik, bei denen man schon beim Anblick Schimmel und/oder Ekzeme zwischen den Zehen bekommt.

Aber auf eines war doch immer Verlass: den gesunden Menschenverstand und das extrem unterentwickelte bis nicht vorhandene Modebewusstsein der Deutschen, die keinen beknackten Trend mitmachen, wenn er sich nicht mit einer praktischen und wetterfesten Multifunktionsjacke kombinieren lässt. Doch selbst die Modelangweilernation Deutschland ist seit einigen Jahren kollektiv einem Bekleidungs-Trend erlegen, dem vermutlich auch die Mitglieder des Watt-Wandervereins Warnemünde (den gibt es bestimmt!) folgen und der so allgegenwärtig ist, dass die Produkte auf dem Wühltisch von Woolworth verramscht werden. Es ist ein Trend, der mich abwechselnd ratlos zurücklässt oder herumwüten und herzensgute Freunde vor den Kopf stoßen lässt.

Es geht um Füßlinge. Diese Schrumpfsockendinger, die fast alle tragen, sobald die Außentemperatur über 19 Grad steigt. Und jedes Mal, wenn es im Juni wieder so weit ist, verwirrt mich der Anblick dieses Looks von neuem. Denn ich kapiere einfach nicht, was mir die Träger solcher Fußkleider sagen wollen.

Diese eine leidvolle Erfahrung mit den Chucks

Natürlich verstehe ich durchaus die Funktion dieses Kleidungsstücks. Ich weiß, dass Menschen sie tragen, weil sie so aussehen wollen, als wären sie lässig barfuß in ihre Turnschuhe geschlüpft. Was sie aber aus nachvollziehbaren Gründen nicht wirklich tun, seit sie (wie wir alle) vor einigen Jahren mal diese eine leidvolle Erfahrung mit ihren Chucks gemacht haben. Spätestens seitdem wissen sie und alle in ihrer näheren Umgebung, dass nackte Füße und geschlossene Schuhe eine extrem ungute Kombination sind. Binnen weniger Minuten entwickeln sie einen dermaßen üblen Geruch, dass man damit vermutlich ganze Insektenkolonien ausräuchern könnte. Also lassen sie es seitdem. Und trotzdem wollen sie weiterhin so aussehen, als ob.

Nur warum? Wollen sie damit ihren Mut und ihre Risikobereitschaft beweisen? So tun, als gehörten sie zu den 0,0001 Prozent der Bevölkerung, die niemals an Körpergeruch leiden?

Und haben sie sich schon ein einziges Mal darüber Gedanken gemacht, wie sie damit im Schlafzimmer aussehen? Ist ihnen eigentlich klar, dass so ein Füßling das vielleicht unerotischste Kleidungsstück der Welt ist –Keuschheitsgürtel schon mit eingerechnet? Schon die Vorstellung eines nackten Menschen mit Socken an den Füßen ist eigentlich eine erotische Zumutung. Aber die Vorstellung, dieser nackte Mensch trüge nun statt der Socken diese Fuß-Präservative? Na? Schlimm, gell?

Womit ich am Ende meiner absolut logischen Beweisführung angelangt wäre und zum Schlussplädoyer anhebe.

Verehrtes Publikum, lieber Herr Richter: Ich prangere diese Entwicklung an! Ich fordere hiermit alle Menschen auf, ihre Schrumpfsocken zu verbrennen und wieder zur Vernunft zu kommen. Entscheidet euch, bitte: entweder nackter Fuß in Sandale. Oder besockter Fuß in geschlossenem Schuh. Und wenn das nicht pronto, sozusagen stante pede passiert, dann werdet ihr euch schon noch umschauen. Denn dann werde ich demnächst vielleicht eine Online-Petition starten.

Einen Moment, euer Ehren.... gerade ruft mir eine Kollegin etwas zu. Was? Die Füßlinge trägt man vor allem, um Luft an die Knöchel zu lassen? Es geht um Abkühlung? Nicht um Mode? Ach. Papperlapapp. Alles Ausreden. Wer braucht schon Luft?! 

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