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„Wer hatet, kommt in die Medien“

Foto: Thomas Hauser

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Max Gruber, alias Drangsal, hat am 27. April sein zweites Album herausgebracht. „Zores“ wurde mit seinen Einflüssen aus New Wave, Indie-Pop und Deutsch-Rock von den Feuilletons der Republik hoch gelobt und ist auf Platz 12 der deutschen Charts gelandet. 

Wenn man sich auf Youtube durch Interviews mit Drangsal klickt, bekommt man folgenden Eindruck von ihm: musikinteressiert, wortgewandt und arrogant. Er redet viel darüber, was ihm an der heutigen Musikwelt so alles nicht passt. 

Ehrlichkeit schafft Authentizität, deshalb kann man Max ja eigentlich nichts vorwerfen. Trotzdem wirkt sein Auftreten ziemlich kokettiert, wenn er zum Beispiel den Produzenten von Taylor Swift unterstellt, den Beat einer Single von Casper geklaut zu haben, oder sich über die unkantige deutsche Indie-Landschaft aufregt.

Interessant macht ihn das alles auf jeden Fall. Und das neue Album ist wirklich sehr gut. Aber muss man unbedingt unsympathisch sein, um gute Musik zu machen? So viel vorneweg: Eigentlich ist der Max doch ein ganz Lieber...

jetzt: Max, der Spiegel hat dich mal den „Weirdo vom Dorf“ genannt. Stört dich so etwas?

Drangsal: Auf keinen Fall, im Gegenteil! Ich mochte das damals sehr und ich sehe das auch nicht negativ. Ich wirke seltsam, was einfach daran liegt, dass ich seltsam bin. Das ist mir bewusst, da ist nichts Schlimmes dabei. 

Muss man ein Außenseiter sein, um gute Musik zu machen?

Ich denke, dass viele Künstler generell unzufrieden sind, aber das ist für mich keine Voraussetzung. Große Kunst kann auch auf andere Weise entstehen. Jeder, der glaubt, er hätte was zu sagen, kann gute Musik machen.

Woran liegt es dann, dass man dich immer nur schlecht über andere Musik reden hört?

Daran, dass ich nur danach gefragt werde!

Hä?

Ich habe von Anfang an in Interviews immer ehrlich gesagt, wenn mir eine Platte oder ein Song nicht gefallen hat. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Journalisten nur wollen, dass ich über die Musik von anderen abkotze.

Die Journalisten sind also dafür verantwortlich, wenn du schlecht über andere Musiker redest?

Nein, dafür bin natürlich nur ich selbst verantwortlich. Aber du musst schon zugeben, dass es immer ein gutes Clickbaiting ist, wenn jemand ehrlich ist. Wer hatet, kommt in die Medien. 

Also „hatest“ du, um in die Medien zu kommen?

Ich komme in die Medien, weil ich gute Musik mache. Alles, was ich je gesagt habe, meine ich auch heute noch so. Ich kann nichts für die Fragen, die mir die Leute stellen. Bei mir war nie irgendwas dazu da, um nur in die Medien zu kommen.

Auch nicht der Videodreh mit Jenny Elvers

Okay, erwischt. (lacht) Aber das ist was anderes. Da wollte ich Aufmerksamkeit für mein erstes Album Harieschaim erzeugen. Und wie du siehst, hat das ja auch bestens funktioniert.

„Ich sage immer: You can take the boy out of the Dorf, but you can’t take the Dorf out of the boy“

Du hast dein erstes Album nach deinem Heimatdorf benannt. Wie wichtig ist dir Heimat heute noch?

Ich will schon länger hinter das Kapitel Herxheim einen Punkt machen, ich bin mit 18 von dort weggezogen. Trotzdem habe ich dort immer noch den längsten Teil meines Lebens verbracht. Ich sage immer „You can take the boy out of the Dorf, but you can’t take the Dorf out of the boy“.

Dein neues Album heißt Zores. Das ist pfälzisch für jemand, der immer Ärger macht. Bist du selbst ein Zores?

Schon irgendwie. Als mir das erste Mal jemand ein Mikro vor die Schnauze gehalten hat, wusste ich dann endlich, wohin mit meiner negativen Energie. Ansonsten würdest du dich wundern, was ich eigentlich für ein positiver Mensch bin. Ich lache gern und viel.

Auf Zores wirkt der Sound deiner Stimme viel klarer. Woran liegt das?

Ganz ehrlich, ich konnte früher einfach noch nicht so gut singen wie heute. Ich habe mich hinter Effekten versteckt. Zores sollte klarer sein als sein Vorgänger, deshalb klingt es anders. 

Auch die Texte sind vielseitiger, du sprichst mehrere Themen an. Kommt das daher, dass du jetzt mehr auf Deutsch singst?

Nein, das würde ich nicht sagen. Ich bin zweisprachig aufgewachsen, mit Englisch als Sprache hatte ich also nie ein Problem. Ich dachte früher, gute Musik muss auf Englisch sein, heute empfinde ich nicht mehr so.

Ist dir die öffentliche Wahrnehmung deiner Person wichtig?

Klar. Aber nur so lange ich mich dafür nicht verstellen muss. Seit ich den Podcast mit Casper mache checken die Leute auch mehr und mehr, dass ich nicht nur der nörgelnde Großkotz bin. Und ich verspreche dir, in Zukunft nicht mehr nur schlecht über andere Musik zu reden (lacht).

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