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Finken hören gerne Metallica

Collage: Johannes Englmann; Foto: Maria Corcacas

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Eine E-Gitarre grollt durch die Ruhe – stakkato-artig, angetrieben von diesem seltsam unrunden, aber damit wuchtigen Lars-Ulrich-Schlagzeug. Eine weitere E-Gitarre setzt ein. Das Ganze klingt auf dumpfe Art etwas blechern – wie es sich für ein Instrumental-Intro von Metallica eben gehört. Und den Finken scheint das zu gefallen. Mehr als den Spatzen jedenfalls, denn die fliegen sofort wieder weg.

Diese Szene sieht man in einem Video, mit dem die amerikanische Künstlerin Elisabeth Damaray und der Computerwissenschaftler Ahmed Algammal ihr Projekt „Pandora Bird“ vorstellen. Pandora Bird ist eine Kunstinstallation, die aktuell in Brooklyn aufgebaut ist. Das Team beschäftigt sich mit der Frage, welchen Musikgeschmack eigentlich Vögel haben. Stehen die Vögel eher auf Klassik, Pop oder Heavy Metall? Damaray und Algammal arbeiten dafür zusammen mit dem „Art and Artificial Intelligence Laboratory“ der Rutgers University.

Pandora Bird ist eine Futterstelle für Vögel. Aus einer Glocke, die darüber hängt, tönt leise Musik. Die Playlist umfasst sechs verschiedene Musikstücke: „Ave Maria“, gesungen von Andrea Bocelli, „Claire de Lune“ von Claude Debussy, Nina Simones „Feeling Good“, „Seven Nation Army“ von den White Stripes, „Prelude de Bach“ von Maurane und eben Metallica, „For Whom the Bell Tolls“.

Während die Futterglocke ununterbrochen mit Musik bespielt wird, übermittelt eine Kamera Bilder von der Futterstelle an einen Mini-Computer namens Raspberry Pi. Das Programm erfasst den Vogel, macht ein Foto und identifiziert die genaue Art. Gleichzeitig zeichnet das Programm auf, wie lange jedes Tier in der Futterglocke verweilt. Bleibt ein Vogel dort bis zum Ende des Liedes sitzen, wurde das mit so viel wie „Gefällt mir“ abgespeichert. Das folgende Lied ähnelt dann dem vorherigen in Rhythmus und Melodie.

Viele tummeln sich im Pandora Bird während Debussy läuft

Der Hintergedanke der Künstlerin ist, dass Vögel in der menschlichen Umgebung viel Lärm ausgesetzt seien. Und da will sie helfen. Wir müssten uns darüber im Klaren sein, dass unser Bauwahn und das Leben in Städten auch unsichtbare Konsequenzen hätten, so Damaray.

In Studien sei bereits bewiesen worden, dass Vögel auf menschlichen Lärm, aber auch Musik reagierten. Damaray hofft, so einen Weg zu finden, um die Vögel besser verstehen zu können. Und sie will herausfinden, ob die Vögel mit uns kommunizieren können. Denn der Mensch lebe nicht alleine auf der Erde und solle anfangen, mit seiner Umwelt zu interagieren und zu kommunizieren. Wüssten die Menschen, welche Musik den Vögeln gefällt, dann könnte man ihnen diese vorspielen und ihnen dadurch eine bessere Umgebung zum Leben schaffen. Musik gegen den Lärm, lautet die Devise von Damaray.

In einem früheren Test in Philadelphia zeigten sich bereits erste Vorlieben der Vögel: Viele tummeln sich im Pandora Bird während Debussy läuft. Die sanften Klänge scheinen den Vögeln zu gefallen. Damaray sieht das als einen ersten Hinweis für ihre Vermutung. In einer anderen Aufnahme sieht man, dass bei Metallica mehr Finken in die Futterglocke flogen als Spatzen.

Ob die Vögel von Brooklyn eher auf die White Stripes stehen, wird sich zeigen. Damaray verfolgt das Ziel, möglichst viele Futterglocken wie Pandora Bird aufzustellen. In einer Weiterentwicklung sollen die Vögel dann selbst entscheiden, welches Lied sie hören wollen. Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen, aber wer weiß, vielleicht klappt die Kommunikation zwischen Mensch und Vogel irgendwann ja wirklich. Zeit wäre es. Dieser Tage erscheint ein neues Metallica-Album. Mindestens für die Ornithologen unter den Metal-Fans wären die Erkenntnisse der Studie dann ja sehr relevant.

amf

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