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Das "Poop-Date" könnte ein Urban Myth sein

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Misunderstood worm ist gerade berühmt wegen eines Häufchens Scheiße. Ihres eigenen – das sie während eines Dates verstecken musste.

Aber die junge Frau hat es auch irgendwie darauf angelegt: Sie hat vor ein paar Tagen über das Erlebnis getwittert. Ihre 18 Tweets in der Kurzfassung: Sie traf ihren Verehrer in seiner Wohnung. Und musste irgendwann. Als sie fertig war, kam der Schreck: Die defekte Spülung konnte ihre Hinterlassenschaft nicht entsorgen. Misunderstood worm geriet in Panik, wickelte das anstößige Objekt in Toilettenpapier und verstaute es in ihrer Handtasche. Dann knutschte sie mit dem Herrn weiter auf seinem Sofa – genießen konnte sie von nun an aber nichts mehr. Neben dem Sofa stand ihre Handtasche.

Klingt nach ein paar schlimmen Stunden. "Für mich war das unglaublich peinlich", schreibt misunderstood worm. Das Netz schenkte ihr massive Anteilnahme, Webportale und lokale Radiosender stürzten sich auf den "verheerenden Haufen beim Date" (so eine Schlagzeile).

Und ich dachte: Moment! Das hab ich doch schonmal gehört – misunderstood worm schmückt sich möglicherweise mit einem Märchen. Einer Bekannten einer Bekannten meiner Schwester war das angeblich ebenfalls passiert: Wegen einer kaputten Klospülung den Haufen eingewickelt – und dann aber sogar auf dem Küchentisch vergessen. Da war die Wohnungstür schon ins Schloss gefallen. Aus Scham soll sie alle Brücken zu dem Date abgebrannt haben.

Mit "Sure Lock: A True Poo Story" wurde das Ganze vor acht Jahren sogar schon verfilmt. "Horrorstories über Stuhlgang sind meine liebsten nicht-fiktionalen Geschichten. Sie illustrieren die wahren Abgründe der menschlichen Existenz", kommentiert ein Zuschauer den Clip. Und trifft damit einen entscheidenden Punkt:

Schlägt man nämlich auf der Webseite Snopes von David Mikkelson nach, die sich seit 1995 auf urbane Legenden spezialisiert, wird man fündig. Hier firmiert misunderstood worms Erlebnis unter die "Handtaschen-Frau" und datiert auf 2007. Sie könnte also ein Fake sein. Wie so viele dieser Geschichten.

Urbane Legenden (oder auch urban myths) spielen in unserem Umfeld, am liebsten in unserer Nachbarschaft. Sie berufen sich meist auf einen glaubwürdig erscheinenden Bekannten eines Bekannten – der aber nie namentlich genannt wird. Die Anekdoten werden rasant weitererzählt und unterscheiden sich dann je nach Region in kleineren Details. Urbane Legenden sollen uns vor vermeintlich riskantem Verhalten warnen, erklärt Snopes

"Nur blöderweise landete der Haufen auf der Veranda”

"Das ist meiner Mitbewohnerin auch passiert, und sie schmiss den Haufen aus dem Badefenster, nur blöderweise landete der dann auf der Veranda", twitterte zum Beispiel snidey montag zu misunderstood worms Geschichte.

Könnte aber eben gut sein, dass beide Stories nicht stimmen. Wirklich schlimm ist das aber nicht. Wichtig – weil gewinnbringend – an den urbanen Legenden ist die Moral von der Geschicht': Snopes ordnet die "Handtaschen-Frau" so ein: Bei der Anekdote geht es um unsere Zimperlichkeit bei bestimmten Körperfunktionen. Schweiß, Rülpser oder Stuhlgang sind tabu – leider ganz besonders für Frauen. War schon immer so, und wird sich so bald wohl nicht ändern.

 

Klingt nach einer guten Erklärung dafür, warum misunderstood worms Anekdote im Netz so steil geht. Neu an der 2016er-Version der "Handtaschen-Frau" ist aber, dass es diesmal um keinen namenlosen Bekannten eines Bekannten geht. Nein, misunderstood worms Twitterprofil hat sogar ein Foto.

 

Die Warnung, die misunderstood worm nach ihrem nicht ganz so geglückten Tag ausspricht, lautet: Trinkt vor einem Date niemals Kaffee. Wir empfehlen dagegen: Wartet doch mal eure Toiletten besser, Jungs!

 

fran

 

 

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