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US-Nationalpark löscht warnende Tweets zum Klimawandel

Foto: afp

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Hat da jemand Angst vor der eigenen Courage bekommen? Der Nationalpark “Badlands” im US-Bundesstaat South Dakota hat am Dienstag von seinem offiziellen Account mehrere Tweets zum Klimawandel abgesetzt - und wenige Stunden später gelöscht. Dabei gaben die Tweets (“Die Ozeanübersäuerung ist seit der Industriellen Revolution um 30 Prozent gestiegen” / “Die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre beträgt momentan fast 405 00 Teile einer Million”) genau das wieder, was auch die Nasa oder die US-Wetterbehörde auf ihren Webseiten erklären (jeweils hier und hier). Der aktuelle US-Präsident Donald Trump zweifelt den Klimawandel aber an - weshalb der ganze Vorfall jetzt zum Politikum im Netz wird. Der Nationalpark twittert seit der Löschaktion zumindest lieber nur noch harmlose Tierfotos, siehe oben.

Die warnenden Tweets konnten natürlich trotz Löschung nicht wieder eingefangen werden und gingen viral, beispielsweise bei der Washington Post können sie immer noch nachgelesen werden. Die Frage, die jetzt alle beschäftigt: Hatte Donald Trump da seine kleinen Fingerchen im Spiel?

“Das Konzept der Erderwärmung wurde von den Chinesen erfunden, um die US-Wirtschaft zu schwächen”, hatte Trump am 6. November 2012 getwittert - und das hinterher als Scherz bezeichnet. Vielen ist allerdings nicht entgangen, dass am ersten Tag von Trumps Amt als US-Präsident auf der offiziellen Webseite des Weißen Hauses die Einträge zum Thema Klimawandel plötzlich nur noch auf Archivseiten zu finden waren. Trump hatte im Wahlkampf versprochen, die Auflagen für die Kohle- und Erdölförderung zu lockern.  

Auch die US-amerikanische Umweltbehörde "Environmental Protection Agency" (EPA) hat bereits Trumps neuen Kurs zu spüren bekommen: Ihr zukünftiger Leiter Scott Pruitt gilt als Klimawandel-Skeptiker, bei der Behörde wurden laut Medienberichten bereits die Fördermittel für Forschung, Umbau von Industriegebieten oder die Überwachung der Luftverschmutzung auf Eis gelegt. Viele waren nach diesen Berichten alarmiert, woraufhin die EPA versuchte, zu relativieren: “Sie wollen nur sichergehen, dass (mit dem Geld, Anm. der Red.) nichts passiert, was sie nicht wollen”, zitierte die Journalisten- Plattform Propublica den Interimschef der Behörde, Myron Ebell, ebenfalls einer von Amerikas bekanntesten Klimakritikern.

Twitter-User feiern #Badasslands

Nun stehen Nationalparks wie etwa die “Badlands” nicht unter dem Einfluss der EPA, sondern dem ans Innenministerium angegliederten National Park Service (NPS). Die Bundesbehörde hat sich inzwischen in dem Twitter-Vorfall auch zu Wort gemeldet: Die Tweets hätte ein ehemaliger Mitarbeiter erstellt, der eigentlich keinen Zugang zum Social-Media-Account haben dürfte, erklärte sie CNN zufolge. Die Tweets habe man deshalb freiwillig gelöscht, nicht auf Anweisung einer Behörde. Wie der neue US-Innenminister Ryan Zinke zum Klimawandel steht, ist noch nicht ganz klar. Auf eine entsprechende Anfrage antwortete er zumindest: "Ich glaube nicht, dass das ein Hoax ist."

Dabei trafen die Tweets doch offenbar einen Nerv: Der Twitter-Account des Badlands-Nationalparks hat zurzeit fast 170 000 Follower. Vor wenigen Tagen waren es CNN zufolge noch 7000. Viele Menschen im Netz feiern den Nationalpark jetzt für die Klimawandel-Tweets unter dem Hashtag #Badasslands. Das letzte Mal war der Park vermutlich 1990 so stark in den Medien. Da wurde dort nämlich “Der mit dem Wolf tanzt” mit Kevin Costner gedreht. 

fran

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