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Aktivisten hängen 4000 Anti-Trump-Poster in Washington auf

Screenshot: Twitter

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Klar, Hitler zieht immer. Drum ist die Logik eine recht einfache: Wer unbedingt gehört werden möchte, wer eine Botschaft unbedingt unter die Leute und in die Timelines bringen möchte, greift zum Hitler-Vergleich. Hört jeder hin, schaut jeder an, klickt jeder drauf.

In Washington, D.C. kleben seit dieser Woche Anti-Trump-Plakate. An Stromkästen, Laternenmasten, Plakatwänden. Nicht nur ein paar, sondern ganze 4000, wie die Washington Post schreibt. Historische Motive: Uncle Sam mit seinem ausgestreckten Zeigefinger zum Beispiel. Nur steht darauf nicht „I Want You For U.S. Army“, sondern „No Room For Racists“. Noch ein Beispiel: Ein Mann, der im Meer treibt und seinen Kopf gerade noch über Wasser hält. Auf dem Originalplakat stand „Someone Talked!“, jetzt ist dort zu lesen: „Someone (Donald Trump) Tweeted!“

Die meisten dieser Plakate zitieren Motive, mit denen die USA während des Zweiten Weltkriegs gegen die Verbrechen des Nazi-Regimes mobilisiert hatten. Die Aktivistengruppe, die sich mit dem Namen deutscher Widerstandskämpfer schmückt und sich „The Sophie Scholl Project“ nennt, hat diese Motive nun auf Donald Trump umgemünzt. Einen Monat nach den rechtsextremen Protesten und dem Attentat in Charlottesville wollen sie damit gegen Trumps gewissenlosen Populismus und die White-Supremacy-Bewegung protestieren. Donald Trump wurde damals vorgeworfen, sich nicht deutlich genug von Rechtsradikalen distanziert zu haben.

Protest gegen Donald Trump ist berechtigt und wichtig

 

„In den 1940ern kamen alle zusammen, um für die Menschlichkeit zu kämpfen – damals war Amerika groß“, sagt Arianna Jones, die Initiatorin des Projektes, gegenüber der Washington Post. Und natürlich kann man ihr in Vielem zustimmen. Man wünscht ihrem Projekt, dass es gehört wird, denn: Protest gegen Donald Trump ist berechtigt und wichtig. Besonders jener, der aus seinem eigenen Land kommt.

Der Vergleich mit Hitler aber schadet mehr, als er bringt.

Von den Plakaten, die der Künstler Robert Russell aus Los Angeles gestaltet hat, zieht eines diesen Vergleich besonders deutlich. Es zeigt Donald Trump in Unterhosen mit Hakenkreuz-Muster, daneben steht: „His True Colors Are on Display.“ Während der NS-Zeit war Adolf Hitler mit diesem Motiv dargestellt.

 

Was sagt uns die Trump-Version dieses Plakats? Im Endeffekt doch das: Trump ist wie Hitler. Ist er aber nicht. So gefährlich er sich durch die Weltpolitik zündelt, so sehr er Rassismen bedient: Hitler-Vergleiche sind nur treffend, wenn sie Hitler mit Hitler vergleichen.

 

Wer Trump mit Hitlers Menschheitsverbrechen vergleicht, dämonisiert ihn um ein paar Umdrehungen zu viel – und spielt obendrein Trump-Anhängern in die Hand. Rechte Hasstrommler in den USA und sonstwo freuen sich über Vergleiche, die sie so lange verdrehen können, bis sie sie als Argument für die Freiheit der eigenen Meinung zurückspielen.

 

Schlimm genug, dass Trump wie Trump ist

 

Einerseits zeichnet man Trump also finsterer, als er es ist. Der Vergleich wirkt aber auch in die andere Richtung: Er verharmlost Adolf Hitler. Was wiederum bedeutet: Er verhöhnt die Opfer des Nazi-Terrors.

 

In Washington hat übrigens ein Sprecher des Department of Public Works inzwischen mitgeteilt, dass das Aufhängen von Plakaten beantragt werden müsse. „The Sophie Scholl Project“ hätte fragen sollen, ob sie ihren Protest ins Stadtbild kleben dürfen. Da ein Antrag weder gestellt noch genehmigt worden sei, sollen die Anti-Trump-Plakate wieder entfernt werden. Natürlich denkt man da: bitte neue aufhängen, weiter protestieren. Dann aber ohne Hitler-Vergleich. Schlimm genug, dass Trump wie Trump ist.

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