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„Nein, Baumärkte sind nicht wichtiger als Kirchen“

Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa

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Mit Spannung wurde am Mittwochabend das Statement von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu eventuellen Lockerungen der Einschränkungen während der Corona-Krise in Deutschland erwartet. Das Ergebnis: Die momentan geltenden Kontaktbeschränkungen gelten noch mindestens bis zum 3. Mai. Danach wird man weitersehen.

Läden, deren Verkaufsfläche kleiner ist als 800 Quadratmeter, dürfen in einigen Bundesländern ab der kommenden Woche unter strengen Auflagen wieder schrittweise Kund*innen empfangen, auch die Schulen sollen ab dem 4. Mai nach und nach wieder öffnen. Zunächst sollen nur Abschlussklassen mit der Prüfungsvorbereitung anfangen.

Gaststätten, Bars und Clubs bleiben weiter geschlossen und fest steht nun auch: Bis zum 31. August wird es deutschlandweit keine Großveranstaltungen mehr geben. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Raum wird nicht vorgeschrieben, zumindest aber dringend empfohlen.

Dies sind Rahmenbedingungen, die von den Ministerpräsident*innen der Länder individuell ausgefüllt werden. Die konkreten Regeln müssen die Länder erlassen, die Ladengröße könnte zum Beispiel also auch kleiner ausfallen, die Schule später beginnen. Die Reaktionen auf diese Auflagen sind gemischt – auch auf Twitter. Der Versuch einer Ordnung:

Merkel wird von vielen verehrt:

Angela Merkel und ihre unaufgeregte, dabei aber bestimmte Art der Kommunikation, wird von vielen Menschen in den sozialen Medien gelobt. In Instagram-Stories wird ihre Rede bei der Pressekonferenz am Mittwoch mit Herzchen versehen, und auch auf Twitter gibt es Menschen, die schreiben: Unsere Kanzlerin macht das ziemlich gut. Auf Twitter wird sie zum Beispiel dafür gefeiert, dass sie am Mittwoch noch einmal sehr deutlich erklärt hat, wieso Social Distancing so wichtig ist – und wieso Nachkommastellen entscheidend sind:

Bewunderung und Neid kommt dafür auch aus dem Ausland:

Die Lockerungen kommen einigen willkürlich vor:

Doch nicht alle sind begeistert. Handelsverbände kritisieren die geplanten Lockerungen und werfen der Politik unter anderem vor, die Grenze von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche sei willkürlich, die Vorschriften ungerecht. Besonders, dass Kirchen nicht öffnen dürfen, ärgert viele. 

Andere finden diese Entscheidung dennoch sinnvoll. Eine Nutzerin schreibt: „Nein, Baumärkte sind nicht wichtiger als Kirchen, und Autohäuser nicht wichtiger als Kitas. Es geht um die Infektionswahrscheinlichkeit.“ Viele sind daher einfach nur wütend, wenn sie lesen, dass viele noch mehr Lockerungen erwartet hätten:

Kitas und Schulen sind ein großes Streitthema:

Schulen sollen in Deutschland ab dem 4. Mai wieder schrittweise öffnen – erst einmal die Abschlussklassen, unter strengen Auflagen: Wenige Schüler*innen pro Klassenzimmer, gestaffelte Pausen, häufiges Händewaschen. Viele Menschen sind wütend, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Die Eltern jüngerer Kinder fühlen sich alleine gelassen, denn eine Öffnung der Kitas ist bisher nicht in Sicht. Andere wünschen sich finanzielle Unterstützung vom Staat.

Und viele fragen sich: Wie zur Hölle sollen Kinder in einer Schule den gebotenen Mindestabstand einhalten?

Deshalb trendet dann auch #Laschet ...

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet, der gerne Kanzlerkandidat der CDU werden würde, hatte in den vergangenen Tagen immer wieder darauf gedrängt, möglichst schnell zu einer Art Normalität zurückzukehren und die Einschränkungen zu lockern.

Bei der Pressekonferenz am Mittwochabend saß er nicht auf dem Podium – anders als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Nach der Pressekonferenz von Angela Merkel verkündete Laschet in einer eigenen Konferenz, dass in seinem Bundesland die Schulen bereits ab kommendem Montag schrittweise wieder öffnen sollen – das sorgt größtenteils für Unverständnis und auch Wut.

Markus Söder hingegen wird gelobt:

Markus Söder ist derzeit beliebt wie nie – das spiegelt sich gerade auch in den Twitterreaktionen vieler Menschen auf die Pressekonferenz wider. Viele finden: Bayerns Ministerpräsident wäre ein guter Kanzler – vor allem im Vergleich mit Armin Laschet. Und manche wünschen sich sogar einen schnellen Umzug in ein anderes Bundesland.

Tatsache ist: Wir alle werden noch lange mit dem Virus leben müssen. Und auch die vorsichtigen Lockerungen sind nocht weit entfernt von dem, was wir vorher als „Normalität“ bezeichnet haben. Angela Merkel sagte am Mittwoch, der jetztige Zustand sei ein „zerbrechlicher Zwischenerfolg“ – man dürfe ihn nicht aufs Spiel setzen.

soas

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