Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Das ist... Tamara Funiciello, die Trumps Besuch in Davos verhindern will

Foto: OH

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Das ist ...

… Tamara Funiciello, 27, Präsidentin der Juso (JungsozialistInnen) in der Schweiz, seit Dezember 2016 auch Vizepräsidentin der SP (Sozialdemokratische Partei der Schweiz) und Stadträtin in Bern. Gerade steht sie wieder mal mit einer Protestaktion im Fokus: Sie will verhindern, dass Donald Trump zum Weltwirtschaftsforum nach Davos kommt.

Auf ihrer Website beschreibt sie sich selbst als Feministin, Antikolonialistin, „Sozialistin mit Leib und Seele“ und wirbt mit dem Slogan „WTF!* - Wählt Tamara Funiciello.“ Außerdem tritt sie für höhere Löhne und die Legalisierung aller „Sans-Papiers“ ein. Sans-Papiers sind Menschen, die in der Schweiz aufgrund fehlender Papiere nur schwarz arbeiten können.

Mit ihrer liberalen Haltung gegenüber Migranten und ihren außergewöhnlichen Protestaktionen wurde sie schnell zur Hassfigur der Schweizer Rechtspopulisten. Aber auch in ihrer eigenen Partei hat sie nicht nur Fans. Nach öffentlichen Aktionen wie dem Verteilen von Schokolade in Penisform an Parlamentarier oder einer Demo gegen Waffenexporte mit einer Friedensflagge auf dem Bundesplatz in Bern forderten einige SP-Mitglieder, die Juso aus wichtigen Entscheidungsgremien auszuschließen. 

Mit dem Protest wird sie deswegen aber nicht aufhören. Zu jetzt sagte sie, die SP müsse noch deutlich linker und offensiver werden.

Die kann...

... noch mit ganz anderen politischen Protestaktion auf sich aufmerksam machen. Für einen Flyer für den Women’s March 2017 in Zürich verbrannte sie zusammen mit vier Mitstreiterinnen ihre BHs und ließ sich dabei mit nacktem Oberkörper ablichten. Die Aktion wurde anschließend auf Facebook veröffentlicht. Laut Tamara ist das Bild wichtig, denn „es zeigt Frauen mit unterschiedlichen Körpern, unterschiedlicher sexueller Orientierung und Migrationshintergrund“.

Das Bild rief aber auch viele negative Reaktionen hervor. So verhöhnte sie der Schweizer Rechtspopulist und SVP-Nationalrat Thomas Matter, der sie und Altbundesrätin Micheline Calmy-Rey in einem Facebook-Video mit einem Michelin-Männchen verglich. Tamara Funiciello reagierte darauf jedoch gelassen: „Ich habe keine Zeit für solches Zeugs. Wenn Nationalrat Matter aber tatsächlich eine Altbundesrätin und eine junge Frau beleidigen muss, damit irgendjemand seine Videos schaut, dann sagt das eigentlich schon alles.“ 

Dass sie auch sonst wenig Probleme mit solchen Anfeindungen hat, machte sie im Gespräch mit jetzt deutlich: „Wenn ich keine umstrittene Persönlichkeit wäre, würde ich meinen Job als Juso-Chefin schlecht machen. Es ist meine Aufgabe,  auf Missstände aufmerksam zu machen, auch wenn die Leute das nicht hören und sehen wollen.“

Die kommt...

 

... eigentlich aus Italien, zog aber, als sie zehn war, mit ihrer Familie nach Bern. Dort lebt sie auch heute noch und studiert zusätzlich zu ihren drei politischen Ämtern Geschichte und Sozialwissenschaften.

Die geht ...

 

… ab, wenn es um Donald Trump geht. Anlässlich des Weltwirtschaftformus in Davos kündigte sie vorab auf Twitter Widerstand seitens der Juso gegen einen möglichen Besuch Trumps an: „Donald Trump kommt nach Davos ans WEF (Anmerkung der Redaktion: World Economic Form) ? Das werden wir ja noch sehen...“

Daraufhin startete sie eine Petition, um Trumps Besuch zu verhindern. Warum sie das macht, erklärt sie am Telefon so: „Ich will lieber in einer Gesellschaft leben, in der Frauen respektiert werden und Gleichheit und Solidarität gelten, und nicht einfach nur das Recht des Mächtigsten zählt.“

                                

Ihr Protest richtet sich nicht nur gegen Donald Trump, sondern vor allem gegen die Institution des WEF an sich. Die Politik Trumps sei aber ein weiterer und wichtiger Anlass, um auf die Straße zu gehen. Eigentlich hatte Tamara für Donnerstag eine große Demo geplant, zusammen mit der SP Graubünden, den Jungen Grünen und Campax, einer Schweizer Umwelt-NGO. Die wurde aber am Montag von der Davoser Stadtverwaltung untersagt. Begründung: Durch die Neuschneemengen gebe es nicht genug Platz für die Kundgebung.

 

Für Tamara aber kein Grund, zu Hause zu bleiben. Sie sagt, sie wolle trotzdem zusammen mit Juso-Kollegen nach Davos fahren. Und kündigt an, von dort 72 Stunden per Livestream über die Geschehnisse zu berichten.

Wir lernen daraus ...

 

... dass das Auftreten des deutschen Juso-Chefs Kevin Kühnert im Vergleich zu Tamara Funiciellos Protestaktionen ein bisschen zahm wirkt. Dennoch kann sie seine Haltung gegen eine Groko nur unterstützen. Für sie ist die derzeitige Politik der SPD „eine Katastrophe“.

Mehr Juso-Politik:

  • teilen
  • schließen