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Iranerin muss für feministischen Protest 23 Monate ins Gefängnis

Foto: Screenshot/Twitter

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Seit der islamischen Revolution von 1979 ist Frauen in Iran vieles verboten, unter anderem, öffentlich zu tanzen und ihr Kopftuch abzulegen. Doch genau das tun immer mehr Iranerinnen inzwischen, um gegen das autoritäre Regime zu protestieren. Mehr noch: Sie stellen Fotos und Videos davon online und solidarisieren sich mit Hilfe der sozialen Netzwerke untereinander, nutzen Gruppen wie „My Stealthy Freedom“ und Hashtags wie #WhiteWednesday. Einige Frauen verbringen für ihren Widerstand Wochen, Monate und Jahre im Gefängnis.

Eine Freiheitsstrafe trifft nun auch die 24-jährige Studentin Roya Saghiri. Sie trat am Samstag ihre 23-monatige Haft im Gefängnis in Täbris, der Hauptstadt der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan, an – und das, so wirkt es zumindest auf einem Foto, das gerade um die Welt geht, mit Freude: Sie lächelt in die Kamera und macht mit ihren Fingern das Victory-Zeichen. Sie ist offensichtlich stolz auf das, wofür sie verurteilt wurde:

Roya hatte Ende Dezember 2017 zusammen mit vielen anderen Iranern und Iranerinnen am regimekritischen Protest, der in rund einhundert iranischen Städten stattfand und viele Leben forderte, teilgenommen und dabei ihr Kopftuch abgelegt, um für Frauenrechte zu protestieren. Dafür wurde sie zusammen mit sieben anderen Demonstranten auf dem Sa’at-Platz in Täbris verhaftet. Landesweit sollen rund 8000 Menschen für ihre Teilnahme an den Protesten im Dezember 2017 und Januar 2018 verhaftet worden seien. 

Roya wurde im Juli dafür verurteilt, Propaganda gegen die Regierung betrieben, den Religionsführer Ayatollah Ali Chamenei beleidigt und ihr Kopftuch abgelegt zu haben. 23 Monate verhängte das islamische Revolutionsgericht für all ihre Vergehen.

Dafür, dass die junge Studentin ihrem Schicksal nun so besonders tapfer entgegenging, erntet sie in den Sozialen Netzwerken viel Respekt. Die Feministin und Gründerin der #MyStealthyFreedom-Bewegung, Masih Alinejad, teilte das Foto von Roya mit den Worten: „Mit Handschellen an ihren Händen und einem Lächeln auf dem Gesicht geht #RoyaSaghiri ins Gefängnis, weil sie am Protest Irans teilgenommen und ihr Kopftuch abgelegt hat. Sie ist eines der Mädchen auf der Straße der Revolution und iranische Frauen werden ihren Protest weiterführen.“

Nach diesem Tweet verbreitet sich das Bild immer weiter im Internet. Die Kommentare dazu sind fast ausschließlich positiv. Viele Reaktionen kommen aus westlichen Ländern, von Männern wie von Frauen. Während sich fast alle entrüstet ob der Ungerechtigkeit zeigen, nutzen einige Männer das Bild allerdings, um gegen „westlichen Feminismus“ zu feuern. Was Roya tue, sei guter Feminismus, andere Formen des Feminismus dagegen verabscheuungswürdig.

Besonders  Iranerinnen aber konzentrieren sich ausschließlich auf die Vorteile von Feminismus und sagen hoffnungsvoll: „Irgendwann wird der Feminismus schon noch siegen.“

lath

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