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Strichmännchen sammeln Spenden für den Sächsischen Flüchtlingsrat

Foto: Screenshot Twitter / @kriegundfreitag

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Die Ereignisse in Chemnitz haben viele erschüttert. Am vergangenen Wochenende war der 35-jährige Daniel H. niedergestochen worden. Daraufhin machten auf rechten Internetseiten und in den sozialen Medien Gerüchte von Tätern mit Migrationshintergrund die Runde und die Hetze gegen Flüchtlinge begann. Hooligans und Neonazis taten sich zusammen, die Polizei war überfordert und in der Unterzahl. Auch am Montag gab es wieder Demonstrationen.

Jetzt hat sich der Comickünstler „Krieg und Freitag“ über Twitter zu Wort gemeldet und erklärt, er wolle die rechte Hetze in Sachsen nicht einfach so hinnehmen. Deswegen hat er begonnen, seine bekannten Strichmännchen zu zeichnen, sie bilden eine Menschenkette, seit jeher ein Symbol für Solidarität und Frieden – und gleichzeitig hat er damit einen Spendenaufruf für den Sächsischen Flüchtlingsrat gestartet. Er selbst hat mit 50 Euro begonnen und zehn Strichmännchen gezeichnet. Für jede 5-Euro-Spende kommt nun ein weiteres Strichmännchen dazu. Bisher hat er so 3345 Euro gesammelt (Stand 28.08., 11:30 Uhr), macht 669 Menschen in der Kette.

„Zu Chemnitz oder Sachsen habe ich keinen besonderen Bezug. Ich habe über soziale Netzwerke von der Problematik mitbekommen“, erklärte der Künstler, der in Hamburg lebt, im Gespräch mit jetzt. „Krieg und Freitag“, der eigentlich Tobias heißt, postet regelmäßig kleine, ironische Strichzeichnungen und Comics in den sozialen Netzwerken. 

Auf Twitter hat er mehr als 19.000 Follower, auf Facebook mehr als 13.000. Nun wird er zum ersten Mal politisch. „Ich habe meine Reichweite bisher nicht wirklich für – ich sage es mal ganz pathetisch – das Gute eingesetzt. Und was in Chemnitz passiert ist, war ein guter Ansatzpunkt, um damit anzufangen.“

Der Aufruf scheint erfolgreich zu sein. Die Spendenaktion ist für einen Monat angesetzt, doch bereits jetzt, nach nicht einmal einem Tag, ist schon die Hälfte des 5000-Euro-Ziels erreicht. Tobias geht davon aus, dass die Spende am Ende deutlich höher ausfallen wird.

Das, was in Chemnitz passiert ist, hat ihn nicht erstaunt. Man müsse sich in den sozialen Netzwerken nur mal durch die Kommentarspalten lesen, dann sehe man genug rechte Hetze. „Es gibt unter diesen Leuten eine moralische Verwahrlosung. Dass sich viele von ihnen mobilisieren lassen, wundert mich kaum.“

Tobias selbst hat inzwischen auch schon „unerfreuliche“ Kommentare bei Twitter bekommen. Dennoch werde es zu seinem Spendenaufruf weitere Posts geben, zum Beispiel die Zwischenstände von der Strichmenschenkette und natürlich, wenn die 5000 Euro erreicht sind. Das Geld will er ganz bewusst nach Sachsen spenden: „Einerseits, um zu zeigen, dass es dort auch viele andere Menschen gibt, die dagegenhalten und etwas Positives bewirken. Und auch ein bisschen, um diejenigen, die da gewütet haben, zu ärgern.“ Der Sächische Flüchtlingsrat setzt sich seit vielen Jahren für Flüchtlinge und menschenwürdige Unterbringungen in Sachsen ein.

csö

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