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Karneval-Bands protestieren gegen AfD

Foto: Maja Hitij/dpa

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Etwas mehr als zwei Wochen noch, dann feiert Köln wieder sich und seinen Karneval. Dessen Hauptakteure aber wollen schon jetzt den Fokus auf eine andere Veranstaltung in der Domstadt richten: Den Bundesparteitag der rechtspopulistischen AfD, der am 22. und 23. April, also genau zwei Monate nach dem Karneval, stattfinden soll. Und das ausgerechnet dort, wo viele Sitzungen und Parties der Jecken abgehalten werden: im Kölner Maritim Hotel.

Das hat für seine Zusage an die AfD schon einen Shitstorm kassiert. Auf Facebook schreiben Nutzer, sie würden künftig auf Übernachtungen in dem Hotel am Heumarkt verzichten – „die Geschäftsführung sollte sich überlegen, ob ihr eine rassistische Partei so gut zu Gesicht steht“. Das Aktionsbündnis „Köln gegen Rechts“ hat für die beiden Tage des Parteitags zu Blockaden und Demonstrationen rund um das Maritim aufgerufen. Kölner Karnevals-Größen haben sich diesem Aufruf jetzt offenbar angeschlossen. Der Kölner Stadtanzeiger berichtet, Bands wie Höhner, Brings, Bläck Fööss und viele weitere, hätten einen der Zeitung vorliegenden offenen Brief unterzeichnet.

Darin heißt es: „Alle Unterzeichner dieses Aufrufs, die in den vergangenen und kommenden Wochen auf der Bühne des Maritim Hotels als Musiker, Redner, Karnevalsvereine, Tanzgruppen oder auch Techniker ihr Bestes geben, um den Menschen im Saal das bunte Köln so zu präsentieren, wie wir es lieben, wollen und werden nicht hinnehmen, dass in Kürze der AfD und Björn Höcke auf eben diesen Brettern der Maritim-Bühne Gelegenheit gegeben werden soll, einer menschenverachtenden Gesinnung Gehör zu verschaffen. Diese Vorstellung bereitet uns tiefes Unbehagen!“

Höcke, prominentes Gesicht der Partei, habe „in infamer und unerträglicher Weise das Erinnern an einen der grausigsten Völkermorde beschmutzt und herabgewürdigt.“

Die Stadt Köln aber „stand, steht und soll immer stehen für Weltoffenheit, Toleranz und nicht zuletzt Nächstenliebe.“ Gemeinsam wollen die Musiker und Künstler ein Zeichen setzen, um zu verhindern, dass die AfD „an der Spaltung unserer schützenswerten Gesellschaft arbeiten kann“ – und das auch noch im Schatten des Doms. Ob sie selbst weiter im Hotel auftreten oder davon absehen, wird nicht erwähnt.

"Wir erläutern den Künstlern gern unseren Standpunkt"

Was auffällt: Die Hotels der Maritim-Kette sind bei den Rechtspopulisten beliebt. Im März 2016 feierte die AfD im Stuttgarter Maritim ihre Party nach der Landtagswahl, die Berliner AfD hielt ihren Landesparteitag im Maritim ab, der AfD-Bundesparteitag 2015 fand im Maritim Bremen statt.

Der Direktor des Kölner Hotels hat im Kölner Stadtanzeiger bereits auf die Vorwürfe reagiert. „Wir erläutern den Künstlern gern unseren Standpunkt“, habe Hartmut Korthäuer gesagt. Und dieser Standpunkt sehe so aus: Die Äußerungen Hockes seien nach Abschluss des Vertrags zwischen AfD und Maritim im vergangenen Sommer gefallen, deswegen sehe das Hotel keine Änderung der vertraglichen Situation notwendig. Die AfD gehöre zur demokratisch legitimierten Parteienlandschaft. „Auch wenn wir nicht zu den AfD-Wählern gehören.“

Was passieren kann, wenn man gegen die AfD protestiert:

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